Kommentar
08:59 Uhr, 08.01.2021

Bankaktien werden weiter outperformen

In Europa stockt die Rally von Bankaktien, die Anfang November mit Impfstoffhoffnungen begonnen hat. Nicht so in den USA. Dort geht die Rally weiter, mit gutem Grund.

Europäische Bankentitel konnten sich von ihren Tiefs im Frühjahr deutlich erholen. Viele Kurse konnten 50 % zulegen. Ein Großteil dieser Performance fand Ende 2020 statt. Als Anfang November zwei Impfstoffe hohe Wirksamkeit zeigten, ging es steil nach oben. Inzwischen ist die Euphorie in Europa abgeebbt. In den USA geht die Rally jedoch weiter. Das hat gute Gründe. Kurz vor Weihnachten machte die Notenbank dem Bankensektor ein Geschenk. US-Banken dürfen ihre Aktienrückkaufprogramme wieder aufnehmen. Im Zuge der Krise wurden sowohl Dividenden gekappt als auch Rückkäufe ausgesetzt. Das Kapital sollte geschont werden. Trotz hoher Rückstellungen für Kreditausfälle konnte so manche Bank hohe Milliardengewinne ausweisen. Die Krise wurde bisher gut überstanden. Daher werden die regulatorischen Einschränkungen 2021 gelockert. JP Morgan kündigte gleich an für 30 Mrd. Aktien zurückzukaufen. Das sind fast 10 % der ausstehenden Aktien. Hinzu kommt eine Dividendenrendite von fast 3 %.

Das alles sind gute Neuigkeiten für Anleger. Sie hören damit jedoch noch nicht auf. Die Zinskurve, die sich jahrelang abflachte, wird seit einiger Zeit steiler. Langfristzinsen haben sich seit dem Tief im Frühjahr fast verdoppelt. Die kurzfristigen Zinsen bleiben auf unverändert niedrigem Niveau. Da Banken langfristig Geld verleihen und sich kurzfristig refinanzieren, ist eine höhere Zinsdifferenz zwischen langfristigen und kurzfristigen Zinsen gut für Banken.

Die Zinskurve geht den Aktienkursen dabei um ca. 2 Jahre voraus (Grafik 1). Banken sollten also von der Zinsentwicklung noch lange profitieren. Die Outperformance gegenüber dem breiten Markt hat vermutlich gerade erst begonnen.


Die Kurse von Bankaktien hängen natürlich von vielen Faktoren ab. Nichtsdestotrotz tendieren Bankaktien zu einer Outperformance des Marktes, wenn die Zinskurve steiler wird (Grafik 2). Die nun angekündigten Aktienrückkäufe werden dabei helfen.

Die Notenbank kann ihre Politik jederzeit wieder ändern. Sofern sich die Krise nicht erneut zuspitzt, können Banken hohe Ausschüttungen vornehmen. Im ersten Quartal 2021 darf der Wert den Durchschnitt der letzten 4 Quartale allerdings nicht übersteigen. Im vergangenen Krisenjahr schrieben die Großbanken knapp 80 Mrd. Gewinn. Im ersten Quartal dürfen also 20 Mrd. ausgeschüttet werden und sofern die Regeln der Fed unverändert bleiben, im Gesamtjahr mindestens 80 Mrd.

2021 locken so mindestens 50 Mrd. an Aktienrückkäufen unter den Großbanken (Grafik 3). Da sich die Gewinnsituation mit jedem Quartal verbessert, könnte der Wert bis Ende 2021 sogar auf fast 100 Mrd. ansteigen. So hohe Ausschüttungen im Verhältnis zur Marktkapitalisierung bietet derzeit kein US-Sektor. Zusammen mit der günstigen Entwicklung der Zinskurve bleiben Bankaktien noch lange Zeit interessant.


Dabei schadet auch nicht, dass die Demokraten nun die Mehrheit im Senat haben. Weitere Konjunkturprogramme helfen auch den Banken. Bankaktien gehörten zu den größten Gewinnern am Mittwoch, als der Sieg bei den Wahlen in Georgia greifbar wurde.

Clemens Schmale


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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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