Bahnbranche: Bund muss Elektrifizierung beschleunigen
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Von Andreas Kißler
BERLIN (Dow Jones) - Weil der Bund bei der Elektrifizierung des Schienennetzes deutlich im Rückstand sei, fordert die Bahnbranche eine deutliche Beschleunigung. Die Allianz pro Schiene, die nach eigenen Angaben mehr als 200 Unternehmen und Verbände vertritt, und der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) beklagten, dass die Bundesregierung ihr im Koalitionsvertrag verankertes Ziel von 75 Prozent Elektrifizierung bis zum Jahr 2030 bei gleichbleibendem Tempo nicht mehr erreichen werde - denn es fehlten noch rund 4.500 Streckenkilometer. Außerdem brauche es aus Sicht beider Verbände eine ehrgeizige Fortschreibung der Ziele, um das Schienennetz resilienter zu machen, Elektrifizierungslücken zu schließen und Engpässe für den Schienengüterverkehr abzubauen.
"Bislang sind erst 62 Prozent des Bundesschienennetzes in Deutschland elektrifiziert", sagte der Geschäftsführer der Allianz pro Schiene, Dirk Flege, bei einer Pressekonferenz. "Um das 75-Prozent-Ziel wie geplant bis 2030 zu erreichen, müsste der Bund fast acht Mal schneller werden als bisher." Das sei beim bisherigen Umsetzungsstand gänzlich unrealistisch. "Wir brauchen hier eindeutig mehr Tempo", sagte der Geschäftsführer Eisenbahnverkehr des VDV, Martin Henke. Die Branche wünsche sich einen deutlich schnelleren Fortschritt. Die von der Bundesregierung eingesetzte Beschleunigungskommission Schiene, in der beide Verbände vertreten waren, habe bereits Ende 2022 Vorschläge gemacht, wie man bei der Elektrifizierung schneller vorankommen könnte.
Neben einer stabilen Finanzierung gehe es im Wesentlichen darum, Bürokratie abzubauen, so Flege. "Konkret schlagen wir vor, nicht bei jedem einzelnen Elektrifizierungsvorhaben aufs Neue eine Kosten-Nutzen-Bewertung durchzuführen." Darüber hinaus würde eine Fondslösung helfen, die Finanzierung von Elektrifizierungsprojekten zu vereinfachen und zu beschleunigen. Beide Verbände wiesen zudem darauf hin, dass für Oberleitungen auf Nebenstrecken inzwischen deutlich kostengünstigere Standards entwickelt worden seien. Die Branche arbeite zudem auch an anderer Stelle daran, bei der Elektrifizierung schneller voranzukommen, etwa durch Kooperationen bei der Ausbildung von Oberleitungsmonteuren.
Kontakt zum Autor: andreas.kissler@wsj.com
DJG/ank/cbr
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