Kommentar
19:02 Uhr, 28.06.2018

Autozölle: Droht ein weiteres Trump-Ge(t)witter?

Jede Minute könnte es soweit sein und ein Tweet von Trump über neue Zölle Auskunft geben. Auf den, der Autos betrifft, sind alle am meisten gespannt.

Bisher ging es im Handelsstreit um kleine Brötchen. Jetzt ist damit Schluss. Der Automarkt ist gewaltig. Es geht um viele hundert Milliarden Dollar pro Jahr und die USA importieren viele Autos. Inzwischen kommt über ein Drittel der in den USA verkauften Autos aus dem Ausland.

Der Wert der importierten Autos liegt bei über 200 Mrd. Dollar pro Jahr (siehe Grafik). Der Anteil dieser an allen verkauften Fahrzeugen ist mit einem Fünftel stattlich. Der Anteil der Anzahl an Importfahrzeugen ist dabei größer als der Wert. Das liegt vor allem daran, dass viele der in den USA beliebten größeren Autos, SUVs und kleinen Trucks vor Ort produziert werden und diese teurer sind als ein Fiat Kleinwagen.

Nichtsdestotrotz würden höhere Zölle auf Autoimporte wehtun. Zölle gibt es bereits jetzt. Sie wären also nicht vollkommen neu. Die USA erheben auf PKW einen Zoll von 2,5 % und auf SUVs, Pick-ups usw. 25 %. Die USA schützen also bereits den Markt, der für sie am wichtigsten ist.

Genau das gleiche macht die EU. Sie erhebt 10 % Zoll auf alles und schützt mit dem im Vergleich zu den USA höheren PKW Zoll den eigenen Markt. Am einfachsten wäre es, wenn sich EU und USA auf einen einheitlichen Zoll einigen könnten, aber das ist eher unwahrscheinlich.

Es geht ja auch nicht nur um die EU, auch wenn vor allem deutsche Autoimporte im Fokus stehen. Deutschland exportiert dabei lediglich Autos im Wert von 20 Mrd. Dollar in die USA. Das sind weniger als 10 % aller Importe der USA und im Vergleich zum Gesamtumsatz der drei großen deutschen Autobauer (BMW, VW, Daimler) ist es ein Tropfen auf den heißen Stein. Diese schreiben ca. 500 Mrd. Euro Umsatz pro Jahr.

Auffällig ist, dass ein Großteil der Importe aus den Nachbarstaaten Kanada und Mexiko kommen. Mehr als die Hälfte aller Importe kommt aus diesen beiden Ländern (NAFTA). Die Zölle würden also insbesondere die beiden engsten Handelspartner treffen.

Japan, die EU und auch die übrige Welt könnten mit den Zöllen wohl leben. Sie wären dennoch schmerzhaft. Nachdem die erste Runde an Zöllen überhaupt nichts gebracht hat – von Vergeltungszöllen abgesehen – wollen die USA jetzt richtig Druck machen. Bei Autos handelt es sich um eine der größten Produktkategorien. Anstatt also unzählige Produkte zu besteuern, von denen ein paar Millionen oder wenige Milliarden importiert werden, kann mit dieser einen Kategorie gleich ein Rundumschlag gelingen.

Kurz gesagt: kommen diese Zölle, macht das richtig Druck. Genau das wollen die USA. Sie wollen Druck aufbauen bis die Handelspartner nachgeben. Zölle auf Autos sind da ein großer Hebel. Ob das reichen wird, muss sich zeigen. Persönlich gehe ich nicht davon aus, dass es reicht, um zu einem Kompromiss zu finden. Dafür sind die Handelspartner aktuell noch zu dogmatisch.

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3 Kommentare

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  • Chronos
    Chronos

    "Auffällig ist, dass ein Großteil der Importe aus den Nachbarstaaten Kanada und Mexiko kommen"

    Was kommt da bitte aus Kanada? Wenn man annimmt das die Hälfte der kanadischen PKW´s amerikanischer Herkunft sind ok, bitte aufklären, nicht nur behaupten. Mex dürfte mehr Lizenz sein.

    Mir ja klar das die peegroup gewaltig ist, alleine Magna, wobei es etwas unklar ist, wohin man die verortet, trotz Niederlassung. Selbst wenn ich Thor und die LKW-Sparte mitnehme (1 LKW = 100 PKW´s) kann ich mit der Analyse nichts anfangen...

    13:12 Uhr, 30.06. 2018
  • WilfriedHuebner
    WilfriedHuebner

    Gut, dass ich in den 80/90ern aufgewachsen bin. Ohne Trump, AfD & Co.

    Man hat das Gefühl, die Welt schafft sich ab.

    21:14 Uhr, 28.06. 2018
    1 Antwort anzeigen

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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