Kommentar
09:25 Uhr, 17.05.2011

Auslandsgeschäft als Ausweichstrategie

Der Solarmodul-Hersteller aleo solar, bei dem Bosch Hauptaktionär ist, setzt konsequent auf die Internationalisierung seiner Aktivitäten.

Die aleo solar AG (ISIN: DE000A0JM634) hat in den ersten drei Monaten des Jahres 2011 einen Umsatz von 87,4 Mio. Euro erzielt. Damit fiel der Umsatz gegenüber den ersten drei Monaten des Vorjahres (96,5 Mio. Euro) leicht. Das EBIT beträgt 2,0 Mio. Euro (11,5 Mio. Euro), die EBIT-Marge liegt bei 2,3 Prozent (11,9 Prozent). Das Ergebnis je Aktie beläuft sich auf 0,06 Euro (0,64 Euro), die Produktionsmenge stieg auf 75,0 Megawatt (60,1 MW).

Die Solarmodulhersteller bekommen europaweit die Absenkungen der Einspeisevergütungen zu spüren: „Die Stimmung in der Photovoltaik-Branche ist etwas eingetrübt, wir sind vor diesem Hintergrund mit unserem Ergebnis allerdings relativ zufrieden“, sagt York zu Putlitz, Vorstandsvorsitzender und Finanzvorstand der aleo solar AG im Gespräch mit „Nachhaltigkeit & Investment“. Auch die Revision des Erneuerbare-Energien-Gesetzes im Jahr 2012 hat der Modulhersteller mit Sitz in Oldenburg und Produktionsstätten in Prenzlau in der Uckermark bereits im Blick. „Das verhaltene Geschäft in Deutschland konnten wir zu weiten Teilen auf den ausländischen Photovoltaik-Märkten kompensieren, auf denen wir unsere Präsenz massiv ausweiten“, erläutert zu Putlitz und fügt hinzu: „Die Internationalisierung macht uns zunehmend unabhängiger von Einzelmärkten.“ Aleo solar hat mittlerweile u.a. in Großbritannien, Australien, Israel und Mexiko den Fuß in der Tür. In Europa trägt vor allem das sonnenreiche Italien ganz entscheidend zum Gesamtumsatz bei. „Italien hat im ersten Quartal 39 Prozent zum Auslandsumsatz beigesteuert, Frankreich immerhin elf Prozent“, führt zu Putlitz aus.

Auch im vielversprechenden aufstrebenden Solarmarkt USA will aleo solar zukünftig mitmischen: „Die USA ist ein junger, bislang noch recht kleiner Markt, der aber viel Potenzial hat“, lässt zu Putlitz durchblicken. Eine flächendeckende Roll-out-Strategie würde aber an Grenzen stoßen: „Die USA sind im Bereich Solargesetzgebung inhomogen – jeder Bundesstaat hat andere Regelungen.“

Alle Auslandsmärkte zusammengenommen, hat die aleo solar AG aufgrund ihrer entschiedenen Internationalisierungs-Strategie im ersten Quartal 2011 65,0 Prozent des Gesamtumsatzes außerhalb Deutschlands erwirtschaftet; im Vergleichszeitraum 2010 waren es 19,5 Prozent. Der Auslandsumsatz stieg nach 18,8 Mio. Euro im ersten Quartal 2010 auf 56,8 Mio. Euro in den ersten drei Monaten 2011.

Hightech im märkischen Sand: Fertigung bei aleo solar in Prenzlau in der Uckermark

Die guten Zahlen hängen zum Teil auch damit zusammen, dass die Firma über eine besondere Spezialisierung verfügt: Während die Vergütungsregelungen europaweit vor allem für große Solarkraftwerke nach unten gekürzt werden, und Hersteller von Modulen für diese Großanlagen deshalb wegen Abnahmeschwierigkeiten in Bedrängnis geraten, bleiben Aufdachanlagen weiter gefragt. Einen starken Schub dürfte dieses Segment zukünftig bekommen, sobald leistungsfähige Speichermöglichkeiten für Strom vom Eigenheim-Dach entwickelt worden sind.

Auch die lange vorbereitete Komplettübernahme von aleo solar durch die Bosch-Gruppe, von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) vor wenigen Wochen genehmigt, wird weitere Wachstumschancen bieten. Bosch befindet sich bereits im Besitz von 85,72 Prozent der Anteile des Photovoltaik-Unternehmens. „Wir erhalten zum einen Zugang zum Know-how von Bosch“, freut sich York zu Putlitz über den Zusammenschluss. „Zum anderen bekommen wir – was vielleicht noch wichtiger ist – wertvolle Anknüpfungspunkte auf den Auslandsmärkten an die Hand, um vor Ort gezielt tätig zu werden.“

Die Photovoltaik-Branche muss sich derzeit nach der Decke strecken: Wohl erst ab der zweiten Jahreshälfte 2011 kann die Atomkatastrophe von Fukushima einen Nachfrageschub bei den Erneuerbaren Energien bewirken. Bislang ist kaum zu erkennen, dass sich im Gefolge der Energiewende-Debatte die konkreten Rahmenbedingungen für die Photovoltaik-Branche verbessern.

Diesen Artikel und weitere lesen Sie in der jüngsten Ausgabe unserer Online-Publikation "Nachhaltigkeit & Investment", die am 16. Mai 2011 erschienen ist. Sie können die Publikation hier kostenlos abonnieren.

Keine Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen