Auslandsaktien: KI – berechtigter Boom oder Blase?
- Lesezeichen für Artikel anlegen
- Artikel Url in die Zwischenablage kopieren
- Artikel per Mail weiterleiten
- Artikel auf X teilen
- Artikel auf WhatsApp teilen
- Ausdrucken oder als PDF speichern
Erwähnte Instrumente
- VerkaufenKaufen
- VerkaufenKaufen
23. Oktober 2025. FRANKFURT (Börse Frankfurt). „Die KI-Blase wird platzen“, „Warten auf die große Implosion“, „Angst vor Börsencrash“ – die Sorgen um die immer höher bewertete Tech-Branche wachsen. Der Nasdaq 100 liegt mit 24.937 Punkten am Donnerstagmorgen nicht weit von dem vor knapp zwei Wochen erreichten Rekord entfernt. Seit Jahresanfang ist der US-Tech-Index damit um knapp 18 Prozent gestiegen, auf Dreijahressicht hat er sich mehr als verdoppelt. Im Handel mit Auslandsaktien an der Börse Frankfurt geht es daher weiter vor allem um Tech-Werte. Ganz oben auf der Umsatzliste steht abermals Nvidia. Auch in Alphabet, Tesla, Apple und Amazon geht viel um, ebenso in Microsoft und Palantir.
Die Berichte über das dritte Quartal werden diesmal mit besonderer Spannung erwartet. „Letzte Woche ging die Angst vor einer neuen Bankenkrise um, ausgelöst durch ähnliche Rahmenbedingungen wie 2007“, erklärt Marc Richter, der für die Steubing AG Aktien handelt. Die Zahlen der großen US-amerikanischen Banken hätten aber nicht darauf schließen lassen. „Deren robuste Zahlen haben dem Markt zunächst die Angst genommen.“
Als erster der „Magnificent Seven“ hat Tesla (<US88160R1014>) am gestrigen Mittwochabend Zahlen vorgelegt. Tesla verkaufte von Juni bis September zwar so viele Autos wie noch nie, erlitt dennoch einen Gewinneinbruch. Die Aktie verlor und kostet jetzt 439 US-Dollar, an der Börse Frankfurt 363 Euro. Mit 470,75 US-Dollar hatte Tesla Anfang des Monats den höchsten Stand seit der Rekordmarke von gut 488 US-Dollar im Dezember 2024 erreicht.
Auch Asien gut vertreten
Nicht nur US-Tech-Werte ziehen an der Börse Frankfurt viel Interesse auf sich. Gleich auf Platz 2 und 3 der Umsatzliste finden sich Chinas Autoriese BYD (<CNE100000296>) und Südkoreas Halbleiterkonzern SK Hynix (<US78392B1070>). Umsatzstark ist zudem Taiwans Chipkonzern TSML (<US8740391003>). Auch Alibaba (<US01609W1027>) und Xiaomi (<KYG9830T1067>) haben es in die Top-20 geschafft, ebenso der niederländische Chipausrüster ASML (<NL0010273215>).
Apple auf Allzeithoch, Netflix verfehlt Gewinnerwartungen
Apple (<US0378331005>) berichtet erst nächste Woche. Die Aktie ist in US-Dollar aber bereit diese Woche auf ein neues Hoch geklettert. Treiber waren Annäherungssignale im Zollstreit zwischen den USA und China und positive Analystenkommentare. Von Rekordhochs ist Netflix (<US64110L1061>) jetzt weit entfernt. Der Streaming-Anbieter hat am Dienstag dieser Woche Zahlen für das dritte Quartal vorgelegt. „Netflix hat seine Gewinnerwartungen verfehlt“, erklärt Marc Richter. Der Grund: unerwartete Kosten aus einem Steuerstreit in Brasilien. „Die Aktie verlor daraufhin nachbörslich in den USA gut 6 Prozent an Wert“, berichtet der Händler. An der Börse Frankfurt hatte Netflix im Juni das Allzeithoch von knapp 1.140 Euro erreicht, aktuell sind es nur noch 973 Euro.
„Schaut man tiefer in die Zahlen von Netflix, lassen sich aber einige positive Entwicklungen erkennen“, ergänzt Richter. Mit dem Start einiger gewinnbringender Serien und Livesport seien die Zuschauerzahlen und die Umsätze um 17 Prozent im Jahresvergleich auf 11,5 Milliarden US-Dollar gestiegen. Netflix sei auf gutem Kurs, bald einer Milliarde Zuschauern Streaming-Angebote zu unterbreiten. „Auch neue Abo-Modelle spielen Netflix in die Karten.“
„Kaum jemand stellt kritische Fragen zu Nvidia“
Umsatzspitzen Nvidia (<US67066G1040>) hatte vor knapp zwei Wochen neue Hochs erreicht – in Euro und US-Dollar. Viele erwarten noch höhere Kurse und schauen nun auf den 11. November, den Tag der Quartalszahlen. Besonders zuversichtlich ist aktuell Cantor Fitzgerald. Der US-Broker hat das Kursziel von 240 auf 300 US-Dollar erhöht. Aktuell kostet die Aktie 180 US-Dollar beziehungsweise 155 Euro.
Tech-Experte und -Investor Stefan Waldhauser von high-tech-investing.de hat schon vor einem Jahr in einem vielbeachteten Post vor einer KI-Blase gewarnt – und bleibt immer noch höchst skeptisch: „Kaum jemand stellt kritische Fragen, obwohl bei den jüngsten KI-Deals eigentlich mehr Fragen offenbleiben als beantwortet werden“, erklärt er. Nvidia profitiere nicht nur von seiner monopolartigen Marktposition, sondern auch von einem „brillanten Financial Engineering, das böse Zungen auch als ‚Round-Trip‘-Geschäftslogik bezeichnen“. „Nvidia nutzt seine unglaublich hohen Cash-Zuflüsse, um große Summen in seine eigenen Kunden zu investieren, damit diese weiterhin die Nvidia-Chips zu Mondpreisen kaufen“, erläutert er. Er hat sich daher auf einen Crash vorbereitet.
- Mehr dazu: high tech investing
Von Anna-Maria Borse, 24. Oktober 2025, © Deutsche Börse AG
Über die Autorin
Anna-Maria Borse ist Finanz- und Wirtschaftsredakteurin mit den Schwerpunkten Finanzmarkt/Börse und volkswirtschaftliche Themen.
Feedback und Fragen an redaktion@deutsche-boerse.com