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10:50 Uhr, 06.11.2002

Ausblick: Heute Zinsentscheidung

Während die US-Wahlen im Interesse der Aktienanleger ausgegangen sein mögen, sind nun alle Augen auf die US-Zentralbank gerichtet, die am heutigen Mittag mitteleuropäischer Zeit den Offenmarktausschuss in Washington zu einem Treffen einholen wird, um über den Stand des Leitzins zu entscheiden. Die Zinsentscheidung wird gegen 20:15 Uhr MEZ erwartet.

Von Seiten der Wahlen gab es bereits positive Vorzeichen für den Aktienmarkt ([Link "mehr dazu hier" auf www.boerse-go.de/... nicht mehr verfügbar]).

Der Bear Stearns Ökonom David Malpass zeigt sich als einer der wenigen Zweifler an einer vom Markt erwarteten Zinssenkung ohne "weitere Zeichen einer weitere konjunkturellen Eintrübung."

Die Schlüsselvariablen der aktuellen Wirtschaftserholung seien der Irak, die Investitionsbereitschaft der Unternehmen, der Ölpreis und die Reaktion der Assetpreise auf das schwächere Konjunkturwachstum.

"Wir rechnen damit, dass einige Assetpreise weiter fallen werden, aber nicht bis zu dem Punkt, dass sie die Erholung aus der Bahn werfen."

Moody´s: Zinssenkung könnte Lage aufhellen

Sollte die US-Zentralbank ihre Leitzinsen am Mittwoch senken, so könnte dies Unternehmen helfen, ihre Kredite zu tilgen - und das zu einem Zeitpunkt, wo die Kreditqualität als sehr schwach einzustufen sei, so eine bekannte Ratingsagentur.

"Sollte die Zentralbank ihre Zinsen senken, so würde dies den Ausblick für Kreditratings erhöhen," sagt John Lonski, Chefökonom bei Moody's Investors Service. "Es sollte die Versorgung mit Liquidität erhöhen, und Kreditgeber könnten dazu gewillt sein, höhere Risiken einzugehen."

Die Kreditqualität verschlechterte sich im Oktober erneut dramatisch. Moody´s teilt mit, die Kreditratings von 69 US-Unternehmen gesenkt zu haben, eine monatliche Summe so hoch wie seit 1986 nicht mehr. Höher war die Zahl der Abstufungen nur im Januar 2001 (81) und im Dezember 2001 (70).

Bridgewater: Zinssenkung wird ein "non event"

Bridgewater Associates geht davon aus, dass eine Zinssenkung um 25 Basispunkte spurlos am Markt vorüber gehen wird. Die Erwartung einer Zinssenkung sei bereits zu 80% im Markt eingepreist. Die Erwartungen sind hoch gesteckt, da die Wirtschaftserholung, die Anfang 2001 begann, jetzt danach aussieht, "Geschichte" zu sein.

Der Anleihenmarkt wurde abverkauft und die Aktien stiegen am Freitag, was für die Experten darauf hindeutet, dass der Markt eine Stagnation der Wirtschaft einpreist, es deute nicht darauf hin, dass die Abwärtsbewegung den Marktteilnehmern zufolge an Geschwindigkeit gewinne.

Während die Nachfrage der Verbraucher "sehr schwach" aussah, sollte die Rallye an den Aktienmärkten geholfen haben, zumindest auf dieser Ebene teilweise Entwarnung geben zu können.

Nestor erwartet Zinssenkung

Die Investmentgesellschaft Nestor rechnet damit, dass die US-Notenbank die Zinsen senken wird. Bis zum Ende des Jahres seien ähnliche Schritte auch noch von der EZB zu erwarten.

Als Grund für diese Meinung nennt Nestor die anhaltend schwache Weltwirtschaft. Insbesondere die aktuellen Daten zum US-Verbrauchervertrauen hätten negative Signale gesendet. Ob das Weihnachtsgeschäft den ersehnten Nachfrageschub mit sich bringen wird bleibt daher ungewiss.

Die Analysten von Nestor wollen sich derzeit nicht festlegen ob eine Zinssenkung bereits in den Märkten eingepreist ist. Erneute Kursrückschläge seien daher nicht auszuschließen.

Goldman Sachs und Morgan Stanley erwarten eine Zinssenkung um 50 Basispunkte.

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