Kommentar
15:42 Uhr, 26.06.2009

Ausblick ausgewogen, Aktien neutral

Pessimistische Weltbankstudie sorgt für Gewinnmitnahmen, aber Frühindikatoren verbessern sich weiter

Steigende Anleiherenditen, Zweifel an der Konjunkturerholung und eine pessimistische Studie der Weltbank haben in der letzten Woche zu einem Kursrückgang an den Aktienmärkten geführt. Nachdem Industrieländeraktien während der jüngsten Rallye von 5. März bis 2. Juni insgesamt 45% zugelegt hatten, waren Gewinnmitnahmen aber auch überfällig.

In ihrem Global Development Finance Report schreibt die Weltbank, dass die Weltwirtschaft 2009 um 2,9% schrumpfen wird. Die Bank rechnet nur mit einer schwachen Erholung, weil der Grund für die Rezession eine Finanzkrise ist. Weil alle Länder betroffen sind, sei eine exportgetriebene Erholung schwierig. Europa und Asien würden die größten Leidtragenden sein; hier würde die tiefste Rezession erwartet.

Die Frühindikatoren erholen sich unterdessen weiter. In den USA haben sich regionale Geschäftsklimaindizes verbessert. Der Frühindikatorenindex legte trotz der noch immer schwachen Arbeitsmärkte deutlich zu, da sich die Stimmung und die Lage an den Finanzmärkten gebessert haben. Auch gibt es Anzeichen für eine Stabilisierung im Verarbeitenden Gewerbe sowie am Immobilienmarkt.

Im Euroraum fiel das Geschäftsklima im Verarbeitenden Gewerbe besser aus als erwartet, während die Stimmung im Dienstleistungsbereich enttäuschte. Die Hoffungen auf eine Erholung stützen sich auf den Export, doch der ist im April um 26,6% (im Vorjahresvergleich) eingebrochen. Das ist der stärkste Rückgang aller Zeiten. Die Beschäftigung fiel im 1. Quartal zum dritten Mal in Folge, so dass ein Anziehen des Konsums noch auf sich warten lassen dürfte.

Auch in Japan verbessern sich die Frühindikatoren, doch ist die Binnennachfrage schwach. Der schwache Export (40% unter dem Vorjahreswert im Mai) enttäuschte ebenso wie der Rückgang der Exporte nach China um 29,7%. China ist Japans wichtigster Handelspartner.

Die US-Regierung kündigte strengere Regeln für den Finanzsektor an und kritisierte die Federal Reserve für ihre mangelnde Trennung zwischen Geldpolitik und Bankenaufsicht. Derivate sollen in Zukunft stärker reguliert und CDS an Börsen gehandelt werden. Hedgefonds und Private-Equity-Unternehmen sollen sich bei der Börsenaufsicht SEC registrieren müssen, und Banken werden zu höheren Kapitalquoten verpflichtet.

Diese Woche begann die EZB, einjährige Kredite an Banken zu vergeben – ihre ganz individuelle Form des Quantitative Easing. Mit 442 Mrd. Euro war die Nachfrage höher als erwartet. Das wichtigste Thema der Ratssitzung am Donnerstag wird aber sein, ob das Ankaufprogramm geändert wird, nachdem das Risiko einer Depression abgeklungen ist.

In Aktien bleiben wir neutral gewichtet. Wir meinen, dass sich die Argumente für und gegen Aktien die Waage halten. Zwar könnte sich die Konjunktur in nächster Zeit noch etwas verbessern, doch ist dies bereits in den Kursen berücksichtigt. Auf lange Sicht haben wir ernste Zweifel an der Nachhaltigkeit der Erholung.

Auf regionaler Ebene sind wir in Europa und den Emerging Markets übergewichtet und in den USA sowie in Japan untergewichtet. Renten haben wir insgesamt leicht untergewichtet. Unsere Untergewichtung von Staatsanleihen und inflationsindexierten Anleihen behalten wir ebenso bei wie die Übergewichtung von Unternehmensanleihen mit Investmentqualität und Emerging-Market-Lokalwährungsanleihen. In High Yield sind wir neutral positioniert. Außerdem sind wir in Immobilien unter- und in Rohstoffen übergewichtet.

Quelle: Fortis Investments

Fortis Investments ist die unabhängige internationale Asset-Management-Tochter der Fortis-Gruppe. Mit über 40 Investmentzentren, 500 Investmentspezialisten und über 2.000 Mitarbeitern ist Fortis in mehr als 30 Ländern vertreten. Das weltweit verwaltete Vermögen beträgt 170 Milliarden Euro (Stand: 31. Dezember 2008).

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