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22:00 Uhr, 02.01.2008

Ausblick 2008 - Glauben Sie nicht den Kassandra-Rufern

Im Jahr 2007 war das bewegende Thema in der Politik sicherlich der Klimawandel. Das Wort Klima, mit allen denkbaren Zusätzen wie –katastrophe etc. hat meine Ohren fast zum Bluten gebracht. Eine so schlimme Panikmache und Hysterie gab es nicht mal früher bei den Themen Ozonloch und Waldsterben (die übrigens beide irgendwo im medialen Berieselungsstrom quasi beerdigt wurden).

Skeptische Stimmen werden beinahe mit Ächtung bestraft, unter den Staatsoberhäuptern ist mir einzig Vaclav Klaus, Präsident von Tschechien, als bekennender Ungläubiger der Anti-CO2-Religion bekannt. Ein lebensnotwendiges, unschädliches Molekül wurde erfolgreich zum Klimakiller erklärt. Darüber gibt es inzwischen einen Konsens, den Sie jedenfalls als Investor akzeptieren müssen. Denn die Unternehmen, gezwungen durch Politik und öffentliche Meinung, müssen sich dieser Linie anpassen, ob sie wollen oder nicht. Und wer Lösungen für das vermeintliche Problem hat, kann Geld verdienen – viel Geld! Gleiches gilt z.B. für CO2-Zertifikate etc. Als Trader sind Sie es vermutlich ohnehin gewohnt, sich innerlich zu distanzieren. Hauptsache, es steigt!

Ich weiß nicht, wie groß der Anteil des Menschen am Klimawandel wirklich ist. Ich bin auch überzeugt davon, dass niemand auf diesem Planeten das wirklich weiß. Aber ich kann – genauso wie Sie und jeder andere - beobachten und zumindest die diskutierten Maßnahmen zur vorgeblichen Problembekämpfung einschätzen. Wenn ich z.B. lese, dass eine Stadt die beliebten Heizpilze verbietet (natürlich wegen des CO2), während gleichzeitig Raucher gezwungen werden vor die Tür zu gehen, dann werde ich sauer. Wenn ich höre, dass man in Kohlekraftwerke CO2- Filter einbauen will, deren Reinigungseffekte den Wirkungsgrad aber um 10% senken (man braucht dann natürlich entsprechend deutlich mehr Kohle für die gleiche Energieausbeute!) dann werde ich wütend.

Das ist ökonomisch UND ökologisch absoluter Unsinn, um das zu verstehen braucht man kein naturwissenschaftliches Studium, sondern nur ein wenig gesunden Menschenverstand. Selbigen benötigt man auch zur Einschätzung eines weiteren wichtigen Trends 2007, die erneuerbaren Energien.

Während Solarenergie und Windkraft als Zusatzenergiequellen absolut sinnvoll sind, wurde ein Irrweg leider weiter intensiv beschritten, der uns noch große Probleme bereiten kann: Gemeint ist die Verarbeitung von Nahrungsmitteln zu Biokraftstoffen. Das ist ein klassisches Beispiel der Kategorie: Vielleicht gut gemeint - aber es bringt nicht nur nichts, sondern schadet auch noch. Denn es gilt zwei Fakten zu beachten: Erstens sind die verfügbaren Anbauflächen notwendigerweise begrenzt, und zweitens ist Nahrung nun mal wichtiger als Treibstoff . In den nächsten 40 Jahren soll die Weltbevölkerung nach Projektionen der UNO von derzeit ca. 6,7 Mrd. bis auf knapp 10 Mrd. Individuen ansteigen. Das vorrangigste Problem dieser Menschen wird nicht sein, welche Art Treibstoff sie in ihren Tank, sondern wie sie ihren Magen füllen. Nicht nur wächst die Bevölkerung, sondern der Prozentsatz derer, die Wohlstand erreichen. Mit dem Wohlstand wächst auch die Nachfrage nach Nahrung weiter an. Man konnte es dieses Jahr an den Preisen ablesen. In Mexiko z.B. wurden die Tortillas deutlich teuer, weil die Welt auf die Idee kam, aus Mais massenhaft Ethanol herzustellen.

Dummerweise fördern die Regierungen diesen Unsinn auch noch, beispielsweise in Deutschland durch die Biokraftstoff -Beimengungspflicht. Ironischerweise könnte der erhöhte CO2Anteil in der Luft das Nahrungsproblem etwas lindern, da – unter sonst gleichen Bedingungen – mehr CO2 auch bessere Ernten bedeutet, was Ihnen jeder Betreiber eines echtes Treibhauses bestätigen wird!

Vom Thema Nahrung komme ich gleich zu einem für die Börsen entscheidenden Problem der nächsten Jahre: Inflation!

Die Geldentwertung ist für Aktien an sich nichts schlimmes, im Gegenteil – es handelt sich ja um Nominalgrößen. Das Hauptproblem an der Inflation – aus Sicht der Börse – ist vielmehr der Zinssatz. Dieser wird von den Notenbanken in der Regel zur Bekämpfung der Inflation angehoben. Was wiederum die Wirtschaft abwürgt. Wirtschaftswachstum vs. Geldwertstabilität: Ein Dilemma, dass wir momentan gerade erleben.

Allerdings haben sich die Notenbanken ganz off ensichtlich dafür entschieden, dem Wachstum die Priorität einzuräumen. Besonders in den USA wird dies deutlich. Es würde mich nicht wundern, wenn wir im kommenden Jahr einen Leitzins von rund 3% in den Vereinigten Staaten sehen werden, was real – also nach Abzug der Inflationsrate – dann wohl einen Negativzins ergibt. Dadurch könnte die schwächelnde US Lok noch mal ordentlich angefeuert werden.

Europa wird in diesem Szenario kaum etwas übrig bleiben, als bei den Zinsen nachzuziehen, wenn es die Inflationsraten auch nur ansatzweise erlauben. Schon alleine, um den Euro nicht noch weiter davon ziehen zu lassen, der schon jetzt recht deutlich überbewertet ist.

Alles in allem sind die Vorzeichen für ein weiteres ordentliches Börsenjahr gar nicht so schlecht.

Nicht nur ist 2008 in den USA ein Wahljahr, was im Durchschnitt in der Vergangenheit eine Outperformance brachte. Dafür spricht auch der weit verbreitete Pessimismus der Marktteilnehmer, die in der Breite off ensichtlich unterinvestiert sind. Gekauft wurde 2007 dagegen sehr stark von großen Staatsfonds, die auf gigantischen Geldreserven sitzen. Da diese sich weiter erhöhen, sind auch von dieser Seite weitere Käufe zu erwarten. Nicht nur in Aktien, sondern in praktisch allen Asset-Klassen. Trotzdem: Auch die jetzige Hausse wird mal vorüber gehen, es kommt eine Baisse, und danach wieder eine Hausse die noch weiter führt als zuvor. So wird das sein, solange die Weltbevölkerung wächst und ein immer größerer Teil des Planeten Wohlstand erreicht. Glauben Sie Kassandra-Rufern nicht, die Ihnen jedes Jahr den ökonomischen Untergang prophezeien. Die Weltwirtschaft hat noch immenses Potenzial, und es ist gerade zu unsere moralische Pflicht weiter zu wachsen, bis kein Mensch mehr unverschuldet in Armut leben muss.

Autor: Daniel Kühn - Chefredakteur vom Tradersjournal.

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Über den Experten

Harald Weygand
Harald Weygand
Head of Trading

Harald Weygand entschied sich nach dem Zweiten Staatsexamen in Medizin, einer weiteren wirklichen Leidenschaft, dem charttechnischen Analysieren der Märkte und dem Trading, nachzugehen. Nach längerem, intensivem Studium der Theorie ist Weygand als Profi-Trader seit 1998 am Markt aktiv. Im Jahr 2000 war er einer der Gründer der stock3 AG und des Portals www.stock3.com. Dort ist er für die charttechnische Analyse von Aktien, Indizes, Rohstoffen, Devisen und Anleihen zuständig. Über die Branche hinaus bekannt ist der Profi-Trader für seine Finanzmarktanalysen sowie aufgrund seiner Live-Analysen auf Anlegerveranstaltungen und Messen.

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