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11:00 Uhr, 30.01.2024

Ausbau von Offshore-Windkraftanlagen nimmt nur langsam Fahrt auf

BERLIN (Dow Jones) - Der Ausbau von Windenergie auf See hat vergangenes Jahr in Deutschland langsam wieder Fahrt aufgenommen, aber der Zubau muss nach Branchenangaben "drastisch" anziehen, damit die gesetzlichen Ausbauziele von mindestens 30 Gigawatt (GW) Offshore-Windenergie bis 2030 erreicht werden. Das erklärten die Branchenverbände der deutschen Offshore-Windindustrie sowie die gemeinnützige Stiftung Offshore-Windenergie bei der Vorstellung der Ausbauzahlen für 2023.

Laut den vom Beratungsunternehmen Deutsche WindGuard aufbereiteten Zahlen wurden 2023 in Deutschland insgesamt 27 Anlagen mit einer Leistung von 257 Megawatt (MW) erstmals ins Stromnetz eingespeist und 74 neue Fundamente errichtet. Damit sind in Deutschland derzeit 29 Offshore-Wind-Projekte mit einer installierten Leistung von 8.465 MW in Betrieb. Um das Zubauziel von 30 Gigawatt bis 2030 zu erreichen, müssten in Deutschland aber jährlich 3,1 GW zugebaut werden, so die Verbände.

"Es ist erfreulich, dass der Offshore-Wind-Zubau langsam wieder Fahrt aufnimmt. Gleichzeitig wird deutlich, dass in den kommenden 7 Jahren Offshore-Windenergieanlagen mit einer Leistung von 21,5 GW zusätzlich in Betrieb genommen werden müssen, um das politische Zubauziel von mindestens 30 GW Windenergie auf See bis Ende 2030 zu erreichen", erklärten die Branchenorganisationen. "Politische Ausbauziele allein schaffen keine industriepolitische Umsetzungsgrundlage. Daher muss die Projektrealisierung jetzt in den Fokus rücken", ergänzten sie.

So brauchten die Offshore-Wind-Wertschöpfungskette industriepolitische Maßnahmen wie etwa die Bereitstellung von Finanzierungsinstrumenten, um diese erhebliche bevorstehende Zubaumenge zu bewältigen. Außerdem müsse ein regulatorischer Rahmen geschaffen werden, um die notwendigen Investitionen ermöglicht. "Aus den politischen Zielen müssen verlässliche Zuschläge und Investitionsentscheidungen werden", so die Verbände.

   Windenergie-auf-See-Gesetz sollte geändert werden 

Sie forderten, dass das Windenergie-auf-See-Gesetzes geändert wird, indem die Ausschreibungsformen schnellstmöglich angepasst werden. Sie kritisierten, dass die gegenwärtige Ausgestaltung von Gebotszahlungen und -komponenten erheblichen finanziellen Druck auf die Lieferkette und auf künftige Strompreise erzeugten, und zwar insbesondere für die Industrie.

"Dies steht nicht in Einklang mit dem politischen Ziel der Projektrealisierung und möglichst niedrigen Stromerzeugungskosten für die deutsche Industrie. Die Gebotszahlungen sollten daher gedeckelt werden", forderten sie. Daneben sei auch wichtig, im Bieterverfahren Transparenz und klare Grenzen festzulegen, die die Akteursvielfalt im deutschen Offshore-Wind-Sektor erhielten und die tatsächliche Projektrealisierung nicht unnötig gefährdeten.

Qualitativen Kriterien - etwa zur Auszubildendenquote und zum Erneuerbaren Energien-Anteil in der Anlagenherstellung - sollten nach Vorstellung der Verbände europaweit harmonisiert werden. Die Bundesregierung sollte sich außerdem auf EU-Ebene für ein wettbewerbliches Gleichgewicht in der Windindustrie stark machen.

   Ausbau der Hafeninfrastruktur und Errichtungskapazitäten 

Die Branchenverbände mahnten angesichts der Ausbauziele auch einen Ausbau der Hafeninfrastruktur und der Errichtungskapazitäten an. So sei hier eine fokussierte Finanzierungsstrategie von Bund, Ländern und der EU für die Wertschöpfungskette nötig, um Auftragsrisiken abzudecken und gleichzeitig Investitionssicherheit zu ermöglichen.

Außerdem müssten für die Schaffung zusätzlicher Kapazitäten im Bereich der deutschen Seehäfen, wie zum Beispiel Logistikzentren, schwerlastfähigen Lagerflächen und Kaikantenanlagen bei Herstellern und Seehäfen sowie Hinterlandanbindungen, schnellstens Investitionsentscheidungen getroffen werden. Dies betreffe auch Schiffe für Transport und Errichtung sowie den späteren Betrieb der Offshore Windenergieanlagen. "Hier steuern wir auf einen erheblichen Engpass zu, wenn der Zubau weiter anzieht", warnten sie.

Die Zubauzahlen wurden vom Bundesverband Windenergie (BWE), dem Bundesverband Windenergie Offshore (BWO), dem Fachverband VDMA Power Systems, dem Industrieverband WAB, und dem Unternehmensnetzwerk Windenergy Network (WEN) vorgestellt.

Kontakt zur Autorin: andrea.thomas@wsj.com

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