Kommentar
09:10 Uhr, 26.06.2024

Auch Europa kann Handelskrieg

In der kommenden Woche sollen höhere Zölle auf Importe aus China in Kraft treten. Die EU folgt damit dem Vorbild der USA. Ob sich die EU mehr schadet als Nutzen zieht, bleibt abzuwarten.

Aktien von Automobilherstellern sind seit April nicht mehr gesucht. Anleger machen einen weiten Bogen um diese herum. Die Aktien der deutschen Hersteller haben zwischen 15 und fast 30 % verloren. Ob der alleinige Grund die neuen Zölle sind, ist nicht klar. Sie spielen allerdings eine wichtige Rolle. Die EU will die Zölle auf Autoimporte aus China ab nächster Woche deutlich erhöhen. Zwischen 17 und 38 % sollen die Abgaben steigen.

Generell hat die EU den längeren Hebel. Europa importiert aus China sehr viel mehr als es dorthin exportiert (Grafik 1). Selbst wenn China mit Zöllen antwortet, kann die EU mehr Importe mit höheren Zöllen belegen als China. Eine solche Eskalation ist nicht sinnvoll. Das zeigte bereits das Experiment, welches die USA durchführten.

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Der Beginn des Handelskonflikts der EU mit China könnte der EU und vor allem Deutschland mehr schaden als nutzen. Deutschland exportiert mehr Autos nach China als es von dort importiert. Die Exporte übersteigen die Importe noch um ca. 13 Mrd. EUR (Grafik 2). Anders sieht es bei einem Teilsegment aus. Deutschland importiert inzwischen mehr Elektroautos aus China als es exportiert (Grafik 3).

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Noch deutlicher sieht bei der EU insgesamt aus. Die Autoexporte liegen zwar noch über den Importen, doch die Werte nähern sich schnell an (Grafik 4). Die Importe von Elektrofahrzeugen übersteigen die Exporte um mehr als 8 Mrd. EUR (Grafik 5). Im Kern ist schnell zu erkennen, worum es geht. Es geht darum, die Importe von Elektrofahrzeugen zu stoppen.

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Die EU wirft China unlauteren Wettbewerb vor. Hohe Subventionen sind wettbewerbsverzerrend. China selbst weist die Vorwürfe zurück, gesteht aber ein, dass es ein Überkapazitätsproblem hat. Die Inlandsnachfrage ist angesichts der schnell gestiegenen Produktionskapazitäten zu gering. Das Problem der Überkapazität wird allerdings nicht heute oder morgen gelöst. China selbst geht von einem mehrjährigen Prozess aus.

So lange will die EU nicht warten, zumal es keine Garantien für den Abbau der Überkapazitäten gibt. Schaden kann es deutschen Autobauern trotzdem. Es werden mehr Autos exportiert als importiert und auch vor Ort in China produziert. Der chinesische Markt ist der wichtigste für deutsche Autobauer.

Deutschland hat durch einen Handelskonflikt mehr zu verlieren als es gewinnen kann. Die Aktienkurse der Autobauer zeigen es. Im besten Fall führen die Zölle zu einem Erfolg bei Verhandlungen. Es wird eine Lösung gefunden. Im schlimmsten Fall eskaliert der Konflikt über weitere Produktkategorien. Autoaktien sind kurzfristig schwierig. Geht es Richtung Konfliktlösung statt Eskalation haben die Aktien plötzlich viel aufzuholen. Möglicherweise sehen wir gerade den Beginn davon.

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  • masi123
    masi123

    Deutschland und Europa verfolgen nicht wirklich eine eigenständige Politik, sondern haben/müssen sich den USA unterordnen. Dies lässt keine Entspannung mit China erwarten. Im Gegenteil, es ist mittelfristig die allen Konflikten (vgl. Zollstreit China/USA, Ukraine, Gaza) innewohnende Tendenz zur Eskalation zu befürchten.

    Die heutige Tendenz Alles (z. B. vgl. Pandemiepolitik, Notenbankpolitik) ohne Rücksicht auf Verluste (what ever it takes) zu betreiben, lässt wenig Aussicht auf Entspannung und vernünftige Lösungen.

    09:40 Uhr, 26.06.
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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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