Anzeichen für Spaltung der Eurozone?
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EZB sieht Anzeichen für Spaltung der Euro-Zone: So titelte gestern Spiegel Online. Auslöser der dramatischen Headline ist der Rückzug ausländischer Investoren aus Anleihen der Krisenstaaten. Zeitgleich stocken heimische Kreditinstitute, gepudert mit billigem EZB-Geld, ihre Bestände auf.
So haben z.B. in Spanien alleine im März internationale Anleger Bonds im Wert von rund 20 Mrd. EUR verkauft, was einem Minus von 9,3% entspricht – für einen einzigen Monat eine beachtliche Zahl. Da die Anleihen nicht im Nirwana verschwinden können, befinden sich diese nun im Bestand spanischer Banken. Diese halten inzwischen Staatsanleihen im Volumen von rund 260 Mrd. EUR, was einen beträchtlichen Anteil an den spanischen Gesamtschulden von gut 750 Mrd. EUR darstellt. In Italien ergibt sich ein ähnliches Bild, wenn auch schon aufgrund der schieren Höhe der italienischen Schulden der Anteil heimischer Banken nicht annähernd so hoch ist.
Ist diese Entwicklung bedrohlich? Das kommt darauf an, aus welcher Perspektive man dem Treiben zusieht. Als Anhänger der europäischen Integration wird man den Aspekt überbetonen, dass der Anreiz zur Solidarität unter den Staaten in dem Maße sinkt, wie die Schuldtitel in die Hände einheimischer Investoren wandern. Denn so verringert sich auch die Ansteckungsgefahr, die von jedem einzelnen Krisenstaat im Pleitefall ausgeht. Und genau diese Tatsache ist es, die der erstarkenden euro(pa)skeptischen Fraktion auf dem alten Kontinent gefallen dürfte. Wenn der spanische Staat irgendwann fast nur noch bei den spanischen Banken verschuldet ist, was kümmern uns dann die dortigen Finanzierungsprobleme? Gar nicht mehr!
Dass dieses Denken sich verstetigt hat, ist nicht zuletzt auch die Schuld der Politik. Schon die Hilfen für Griechenland sind nicht mit dem Leid der dortigen Bevölkerung begründet worden, sondern mit den Risiken für das europäische Finanzsystem. Den Menschen wurde also verklickert, es sei in unserem ureigensten Interesse zu helfen. Dieses Argument wird nun zunehmend schwächer und versinkt in ein paar Jahren womöglich völlig in der Versenkung.
Nüchtern betrachtet, ist die Entwicklung sehr hilfreich für den nötigen Umbau Europas. Nur Träumer können ernsthaft davon ausgehen, dass die Eurozone in ihrer jetzigen Form erhalten bleibt. Für Griechenland, Spanien und Portugal ist der Euro definitiv zu stark. Im Falle Spaniens ist zudem erschreckend, dass die Probleme am Bondmarkt trotz einer verhältnismäßig geringen Verschuldung – 70% gemessen am BIP – eskalieren. Griechenland liegt trotz Umschuldung bei über 120%. Alleine dieser Vergleich zeigt ihnen, wie lächerlich es ist im Falle Griechenlands von einer Rettung zu sprechen. In ein paar Jahren wird es den Euro zwar noch geben, aber die Struktur wird sich verändern. Ob einige Länder freiwillig austreten oder gar Deutschland in Absprache mit den anderen den Währungsraum verlassen wird, ist reine Spekulation.
Daniel Kühn
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