Kommentar
07:57 Uhr, 16.11.2004

Anleiherenditen ziehen an

Erwartungsgemäß hat die amerikanische Notenbank die Leitzinsen um 25 Basispunkte angehoben. Während in den USA die Anleiherenditen leicht anzogen, tendierten die europäischen Rentenmärkte spürbar fester. Die Ölpreise gaben im Wochenverlauf deutlich nach. Der Euro überquerte kurzzeitig die Marke von 1,30 US-Dollar.

Die zuletzt in den Vereinigten Staaten veröffentlichten Wirtschaftsdaten dürften eine Bestätigung für alle Konjunkturoptimisten gewesen sein. Unerwartet freundliche Arbeitsmarktzahlen, sinkende Rohölpreise und ein freundliches Statement der US-Notenbanker haben die Stimmung in der amerikanischen Wirtschaft verbessert. An den Rentenmärkten schlägt sich dies in steigenden Kapitalmarktzinsen nieder. Seit Ende Oktober zogen die Zehnjahresrenditen um gut 20 Basispunkte an. Angesichts einer nach wie vor recht dynamisch wachsenden Wirtschaft wir erwarten in diesem Jahr einen BIP-Anstieg von rund vier Prozent erscheint dies aber immer noch sehr niedrig. An den Märkten rechnet scheinbar niemand mit einer aggressiven Zinserhöhungspolitik der Federal Reserve Bank. Dies deckt sich auch mit unserer Überzeugung, wonach die FED im kommenden Jahr den in 2004 begonnenen moderaten geldpolitischen Kurs fortsetzen wird. In der Vorwoche erhöhte sie zum insgesamt vierten Mal in diesem Jahr die Zielrate für die Fed Funds um 25 Basispunkte. Der Leitzins liegt jetzt bei 2,0 Prozent und damit auf dem gleichen Niveau wie in der Eurozone. Die Erhöhung der Kurzfristzinsen hatte bislang jedoch keine allzu starken Auswirkungen auf das lange Ende, sodass die Zinsstrukturkurve inzwischen sehr flach ist. Wir gehen aber nicht davon aus, dass dieser Verlauf dauerhaft Bestand hat, sondern dass es in den längeren Laufzeiten noch zu weiteren Renditeanstiegen kommt. Wir können uns bis Jahresende Zehnjahresrenditen von 4,5 Prozent am amerikanischen Rentenmarkt gut vorstellen. Da gleichzeitig der US-Dollar unter Druck bleiben wird, ist bei Investitionen in festverzinsliche Dollar-Papiere Zurückhaltung angebracht. Wir sind in unseren internationalen Portefeuilles wie dem UniRenta oder dem UniKapital in Bezug auf die Währungsallokation entsprechend vorsichtig positioniert.

In der Eurozone häufen sich die enttäuschenden Konjunkturzahlen. Das deutsche und französische Bruttoinlandsprodukt sind im dritten Quartal lediglich 0,1 Prozent gestiegen, was deutlich unter den Erwartungen lag. Der vom Mannheimer ZEW-Institut ermittelte Index, der auf einer Befragung von Finanzmarktteilnehmern und Analysten basiert, fiel im November auf 13,9 Punkte nach 31,3 Punkten im Oktober. Zwar wurde die Erhebung zum größten Teil vor dem Ölpreisrückgang und den erfreulichen US-Arbeitsmarktdaten durchgeführt, dennoch deutet sich darin eine weiter nachlassende Wirtschaftsdynamik an. Trotz der makroökonomischen Schwächezeichen bleibt der Euro im Höhenflug. In der Vorwoche überquerte er erstmals die Marke von 1,30 US-Dollar. Damit einher gehen Kursgewinne an den Rentenmärkten. Zehnjährige Bundesanleihen rentieren aktuell nur noch mit 3,8 Prozent. Nachdem US-Treasuries und europäische Staatsanleihen Ende September noch annähernd gleiche Renditen aufwiesen, hat sich nunmehr ein Zinsunterschied von 40 Basispunkten herausgebildet. Am Markt scheint sich die Meinung zu verfestigen, dass die EZB bis auf weiteres nicht der FED auf ihrem Zinserhöhungskurs folgen, sondern die Leitzinsen noch längere Zeit auf dem jetzigen Niveau belassen wird. Der jüngste Ölpreisrückgang und der festere Euro spielen ihr dabei in die Hände. Allerdings sieht die EZB die Euro-Entwicklung auch mit einem weinenden Auge: EZB-Präsident Jean-Claude Trichet nannte die Euro-Aufwertung als unwillkommen und fast schon brutal. Nach dieser Verbalintervention gab der Euro zwar etwas nach, erholte sich aber schon kurze Zeit später wieder. Die Aussicht auf einen weiteren Anstieg der Gemeinschaftswährung scheint dabei auch eine wichtige Ursache der festen Rentenmärkte zu sein, verbessern sie doch für ausländische Anleger die Renditechancen festverzinslicher Euro-Wertpapiere. Eine Trendwende an Renten- und Devisenmärkten ist derzeit nicht in Sicht, sodass wir an unserer Empfehlung für kurz laufende Anleihen (UniEuroKapital, UniEuroKapitalCorporates), ergänzt um Beimischungen in länger laufenden Titeln (z.B. UniEuropaRenta), festhalten.

Ausblick: In den USA dürften von Konjunkturseite vor allem die Industrieproduktion und die Verbraucherpreise sowie wichtige Frühindikatoren wie der Philly-Fed-Index die Finanzmärkte beeinflussen. In der Eurozone stehen nur wenige Daten zur Veröffentlichung an, wobei dem Verbraucherpreisindex sicherlich noch die größte Bedeutung zukommt. Insgesamt rechnen wir mit einer Fortsetzung der jüngsten Trends.

Quelle: Union Investment

Gegründet 1956, zählt Union Investment heute zu den größten deutschen Investmentgesellschaften. Rund 113,2 Mrd. Euro verwaltet die Gesellschaft per Ende März 2004. Die Produktpalette für private Anleger umfasst Aktien-, Renten- Geldmarkt- und Offene Immobilienfonds sowie gemischte Wertpapier- und Immobilienfonds und Dachfonds. Anleger erhalten diese Produkte bei allen Volksbanken, Raiffeisenbanken, Sparda-Banken und PSD-Banken. Rund 4 Millionen Anleger nutzen überdies die Depotdienstleistungen der Union Investment.

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