Kommentar
09:00 Uhr, 20.05.2011

„Anleger finden ideale Voraussetzungen“

Interview mit Oliver Porr (Foto), Geschäftsführer des Investmenthauses LHI Leasing GmbH, über die Energiewende in den USA und entsprechende Chancen für Investitionen in Erneuerbare Energien.

Warum wird aktuell das Geschäft mit geschlossenen Solar-/Windkraftfonds in den USA interessant?

Mit Investments im Bereich der Erneuerbaren Energien in den USA können sowohl Investoren profitieren als auch volkswirtschaftlich notwendige Investitionen finanziert werden. In den USA gibt es ein Bedürfnis zur Deckung des Strombedarfs durch erneuerbare Energien aufgrund von politischen Vorgaben. Auch wird in den USA, ein Land mit traditionell billiger Energie, zunehmend erkannt, dass dauerhaft ein Abstellen auf fossile Brennstoffe nicht nur umweltpolitisch fraglich ist, sondern darüber hinaus auch eine politische Abhängigkeit von anderen Staaten schafft. Dem begegnet man mit der Erzeugung von Energie, die aus Sonne, Wind und Wasser gewonnen wird. Aus Investorensicht sind die USA besonders deshalb interessant, weil es ein Land mit einem sehr stabilen politischen und rechtlichen System ist und darüber hinaus unter natürlichen Gegebenheiten viele Standorte noch für die Erzeugung erneuerbarer Energien frei sind, die in Europa in diesem Maße nicht mehr zu finden sind. Darüber hinaus erlauben beispielsweise hohe Sonneneinstrahlungswerte kombiniert mit weiter fallenden Solar-Paneel-Preisen eine Annäherung der Kosten im Bereich der erneuerbaren Energien an traditionelle Energieversorgungsformen. Für den Anleger, der eine ethisch-moralisch sinnvolle Kapitalanlage tätigen will, finden sich daher ideale Voraussetzungen.

Was wird für Anleger im Vergleich zu herkömmlichen europäischen Erneuerbare-Energien-Fonds anders?

Die europäischen Märkte im Bereich der erneuerbaren Energien sind dadurch gekennzeichnet, dass staatlich vorgesehene Einspeisevergütungen das Investment berechenbar machen. In den USA wird aufgrund eines im freien Markt abgestimmten Preises die Energie über einen langen Zeitraum auf der Grundlage eine Power Purchase Agreements abgenommen. Große Energieversorger schreiben Solar beispielsweise aus und erteilen den Zuschlag demjenigen, der die Elektrizität besonders günstig liefern kann. Fehlallokationen durch staatliche Subventionen sind daher als ausgeschlossen anzunehmen. Auf der anderen Seite erhält der Anleger eine hohe Sicherheit, denn der Bereich der Energieversorgung ist hoch reguliert. Die Wahrscheinlichkeit, dass deshalb ein Vertragspartner in den USA ausfällt, ist deshalb als gering zu beurteilen.

Warum können Sie sich als Emittent sicher sein, dass die Vertragspartner in den USA in der Lage sind, die vereinbarten Vergütungen über z.B. 20 Jahre hinweg zu zahlen?

Die regionalen Versorger sind in den USA aufgrund bestehender Regulierungen nicht ohne weiteres zu substituieren. Die hohe Regulierung z. B. in Kalifornien für die Strompreise, die von Kommissionen letztendlich festgesetzt werden, garantiert, dass die Versorger am Leben bleiben. Vertragsrechtlich ist die USA eine Jurisdiktion, bei der man davon ausgehen kann, dass Verträge auch durchklagbar sind und damit erfüllt werden.

Sind in den USA die gleichen Vergütungen zu erzielen wie mit herkömmlichen europäischen Solar-/Windkraftfonds?

Da die Verträge frei ausgehandelt werden, wird es darauf ankommen, ob ein Versorgungsgebiet den politischen Vorgaben folgend einen Nachholbedarf an erneuerbaren Energien hat oder nicht. Hiervon wird abhängen, wie viel der Versorger im Rahmen des Power-Purchase-Agreements bereit ist zu zahlen. Ein Vergleich zwischen subventionierten, künstlichen Preisen in Europa und den frei ausgehandelten Preisen in den USA ist natürlich nur bedingt möglich. Entscheidender als der Vergütungssatz ist jedoch, wie hoch die Projekt entwicklungskosten sind, und welche natürlichen Ressourcen zu welchem Ergebnis führen. Besonders windstarke Standorte können naturgemäß mit einem niedrigeren Einspeisesatz auskommen als windschwache Gebiete. Wenn die Sonne in Arizona stärker als in Norddeutschland scheint, so kann man auch mit einer anderen Vergütung pro produzierter Kilowattstunde leben.

Wann genau wird die LHI eine Beteiligung an einem Solarkraftwerk in den USA auflegen? Mit welcher Rendite wird gerechnet?

LHI beabsichtigt Ende des vierten Quartals mit einem Produkt in den USA am Markt zu sein. Die Rendite wird leicht oberhalb von den Investitionen in europäische Solaranlagen liegen. Dies gilt sowohl für die Vor- als auch für die Nachsteuerrendite.

Sind auch Windfonds geplant?

Wir beschäftigen uns mit dem Thema, werden jedoch aktuell keine Zeitschiene nennen, aus der sich ergibt, wann wir mit einem konkreten Projekt am Markt sind.

Ist es denkbar, dass sich mittelfristig auch in Europa Projekte rentieren, die ohne bzw. mit nur mit geringer Einspeisevergütung auskommen müssen?

Die bisherige Solarmodulpreisentwicklung macht optimistisch, dass es auch weitere Fortschritte geben wird, die erneuerbare Energien auch mit geringer Einspeisevergütung voll wettbewerbsfähig machen. Zudem ist daran zu denken, dass nicht nur bestehende Techniken billiger werden, sondern auch neue Techniken in den Markt kommen werden. Wann jedoch diese Techniken verfügbar sein werden, ist derzeit nur schwer abzuschätzen. LHI selbst geht davon aus, dass wir relativ zeitig mit attraktiven Techniken am Markt Fondsprodukte gestalten können.

Die Fragen stellte Helge Rehbein.

Oliver Porr ist seit 1991 für die LHI tätig, seit 2001 als Mitglied der Geschäftsführung. Hier ist Porr u.a. zuständig für die Ressorts Fonds und Ausland.

Die LHI mit Sitz in München hat 2010 ein Neugeschäftsvolumen von 1,25 Mrd. EUR verbucht. Im Geschäftsfeld Fonds hat das 1973 gegründete Unternehmen im Jahr 2010 rund 55,0 Mio. EUR Eigenkapital platzieren können.

Diesen Artikel und weitere lesen Sie in der jüngsten Ausgabe unserer Online-Publikation "Nachhaltigkeit & Investment", die am 16. Mai 2011 erschienen ist. Sie können die Publikation hier kostenlos abonnieren.

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