Kommentar
18:01 Uhr, 20.09.2019

Anleger auf Autopilot

Ein Autopilot nimmt einem die Arbeit ab. Man entscheidet nicht mehr selbst, was geschieht. Genau das tun derzeit Anleger. Sie lassen sich die Entscheidung abnehmen.

Ich war mir nicht sicher, dass die EZB tatsächlich so kurz vor dem Ende von Draghis Amtszeit ein neues QE Programm starten würde. Nun wissen wir, dass es so gekommen ist. Was im Vorfeld allerdings nicht klar war: Wie würde der Markt darauf reagieren?

Es braucht einige Tage, um zu sehen, was tatsächlich geschieht. Generell reagieren Anleger positiv, wenn die Notenbank die Geldpolitik lockert. Nun war die Geldpolitik in der Eurozone schon vor dem jüngsten Entscheid sehr locker und der realwirtschaftliche Effekt von QE ist ohnehin mehr als fragwürdig.

In der Vergangenheit hat QE aber auf der psychologischen Ebene Wunder bewirkt. Anleger fühlten sich abgesichert. Sie waren daher bereit mehr Risiko einzugehen. Für den Finanzmarkt bedeutet das zwei Dinge: Anleihen werden verkauft und Aktien gekauft.


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Anleihen gelten als sicher. Unabhängig vom Zinssatz werden Anleihen in unsicheren Zeiten gekauft, komme, was wolle. Daher stiegen die Marktzinsen, wenn es QE-Programme gab (Grafik 1). Als die Panik nach der Lehman Pleite abebbte, stiegen die Zinsen in den USA von 2 % auf fast 4 %. Während des zweiten QE-Programms gab es immerhin noch einen Anstieg von knapp 2 Prozentpunkten.

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Während des dritten QE Programms ging es wieder 1,5 Prozentpunkte nach oben. Als die EZB QE begann, stiegen Bundesanleihen von 0 % auf fast 1 %. Auch jetzt, obwohl erst wenige Tage als, kann man den massiven Anstieg der Renditen erkennen. Anleger verkaufen Anleihen und treiben damit die Zinsen in die Höhe.

Das Geld muss irgendwohin. Zum Teil fließt es in Aktien. Die Performance während QE und in Erwartung von QE war historisch sehr positiv (Grafik 2). Auch jetzt, kurz vor und nach der Ankündigung eines neuen Programms, konnten die Börsen in Europa und den USA zulegen.

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Anleger reagieren damit wie bisher und wie ein Autopilot auf die neuen Umstände. Es muss sich erst noch zeigen, dass das auch nachhaltig ist. Kurzfristig aber stehen die Chancen für weitere Kursgewinne gut. Insbesondere in Europa gibt es Potential. Der Dax hinkt dem S&P 500 seit zwei Jahren hinterher. Als Anleger kann man darauf wetten, dass sich diese Lücke in den kommenden Monaten schließen wird.

Anleger folgen den Fakten reflexartig. Das macht nicht unbedingt Sinn. Fundamental spricht nicht besonders viel für Aktien. Es bringt aber auch nichts, sich gegen den Strom zu stellen. Die kommenden Monate könnten für Aktien überraschend gut sein.


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1 Kommentar

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  • Joey-the-bee
    Joey-the-bee

    Ja manchmal muss man halt die Chancen nehmen wie sie kommen

    07:48 Uhr, 23.09.2019

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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