Kommentar
14:43 Uhr, 07.08.2003

Anhaltende Talfahrt bei der Industrieproduktion

1. Die deutsche Produktion im Produzierenden Gewerbe nahm im Juni überraschend um 0,2 % mom ab und erreichte damit das niedrigste Niveau seit November 2001. Von Bloomberg befragte Volkswirte hatten im Mittel mit einem Anstieg der Produktion um 0,2 % mom gerechnet (Spannweite -1,5 % bis +1,0 %), wir waren sogar von einem Anstieg um 0,8 % mom ausgegangen. Die Streiks in Ostdeutschland hatten doch gravierendere Auswirkungen als gedacht. Das Vorjahresniveau wird nunmehr saison- und kalenderbereinigt um 2,1 % unterschritten.

2. Schuld an dem Rückgang hatte allein die Investitionsgüterproduktion: Sie schrumpfte um 2,9 % gegenüber dem Vormonat. Das ist ein deutliches Indiz dafür, dass die Streiks in der Metallindustrie wesentliche Ursache der Schrumpfung der gesamten Produktion waren. Alle anderen Hauptgruppen verzeichneten Zuwächse, die allerdings die starken Rückgänge vom Mai nicht wettmachen konnten. Die Produktion von Vorleistungsgütern stieg um 0,5 % (Mai: -1,5 %) und die Produktion von Konsumgütern nahm um 0,3 % zu (Mai: -2,0 %). Dabei war die Entwicklung innerhalb der Konsumgüterproduktion heterogen: Wurde der Ausstoß bei den Verbrauchsgütern um 1,2 % ausgeweitet, so ging er bei den Gebrauchsgütern um 3,2 % zurück. Das Bauhauptgewerbe konnte den Einbruch vom Vormonat wieder wettmachen mit einem Plus von 3,6 %. Auch die Energieproduktion legte kräftig zu um 2,8 %. Somit sank die Industrieproduktion (ohne Energie und ohne Bau) sogar um 0,9 % gegenüber dem Vormonat (-2,9 % yoy).

3. Der Juni hat nicht den erhofften Rückpralleffekt nach dem zusätzlichen Brückentag im Mai gebracht, sondern dank der Streiks einen nochmaligen Rückgang. Damit ist die Produktion im Produzierenden Gewerbe im zweiten Quartal um 1,6 % gegenüber dem Vorquartal geschrumpft. Diese Schwäche konnte mit Sicherheit nicht vom Dienstleistungssektor ausgeglichen werden. Die Rezession im ersten Halbjahr 2003 ist also so gut wie sicher. Unsere Prognose für die Entwicklung des deutschen Bruttoinlandsprodukts im zweiten Quartal von -0,1 % qoq birgt nach den heutigen Zahlen sogar ein Abwärtsrisiko in sich. Zwar sind die weiteren Aussichten wieder etwas besser, die Erwartungskomponente des ifo-Geschäftsklimas ist seit April 2003 deutlich gestiegen, die gestrigen Auftragseingänge (+2,3 % mom) lassen auch hoffen. Aber noch dümpelt die Lagebeurteilung der Unternehmen vor sich hin, und der starke Euro tut das seine, um eine dynamischere Erholung zu verhindern. Für dieses Jahr ist in Sachen gesamtwirtschaftliches Wachstum im Jahresdurchschnitt bestenfalls Stagnation zu erwarten.

Quelle: DekaBank

Info: Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von rund 122 Mrd. Euro gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands.

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