Angst vor Staatspleiten regiert weiter die Märkte
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Frankfurt (BoerseGo.de) - Die Angst vor der möglichen Zahlungsunfähigkeit einiger hochverschuldeter Euro-Länder in den kommenden Jahren hat die weltweiten Kapitalmärkte auch wieder in der vergangenen Woche kräftig unter Druck gesetzt. Anleger machen sich neben Griechenland nun auch vermehrt Sorgen um Spanien und Portugal. Die Risikoaufschläge der Staatsanleihen ebenso wie die "Credit Default Swaps" als Versicherung gegen einen Zahlungsausfall konnten zuletzt wieder deutlich zulegen. Das Volumen einer Anleiheemission in Portugal musste in der vergangenen Woche sogar nach unten geschraubt werden, weil die Investoren zu hohe Risikoaufschläge forderten. Anleger flüchten in die als sicher geltenden Bundesanleihen. Der Renditeaufschlag bei zehnjährigen griechischen Staatsanleihen gegenüber Bundesanleihen betrug zuletzt rund 370 Basispunkte bzw. 3,7 Prozent. Zeitweise waren sogar vier Prozent erreicht worden. Der Euro ist weiter unter Druck und gerade einmal noch 1,3662 US-Dollar wert. Auch gegenüber dem Yen und dem Schweizer Franken muss die europäische Gemeinschaftswährung weiter Federn lassen.
Die Probleme der Schuldenstaaten sind nicht alleine auf die Finanz- und Wirtschaftskrise zurückzuführen. Während die Staatsverschuldung Spaniens, Griechenlands und Portugals in den vergangenen Jahren immer schneller stieg, ging gleichzeitig die Wettbewerbsfähigkeit der südeuropäischen Industrien zurück, gegenüber anderen EU-Ländern wie Deutschland oder den Niederlanden, aber gerade auch gegenüber den aufstrebenden asiatischen Ländern, in die ganze Industriebereiche, wie etwa die Textil- oder die Werftindustrie, ausgelagert wurden. Die industrielle Basis vieler südeuropäischer Länder bröckelte weg, und die Regierungen erhöhten gleichzeitig die Staatsausgaben, um die Wirtschaft zu stützen. In Spanien ist die Jugendarbeitslosigkeit inzwischen auf erschreckende 44 Prozent gestiegen.
Die Gefahr von Staatspleiten ist allerdings keineswegs auf Griechenland, Spanien und Portugal begrenzt. Die meisten Industriestaaten sind hochverschuldet und als Folge der Finanz- und Wirtschaftskrise wurden die Staatsausgaben weiter ins Unermessliche gesteigert. Skeptiker wie der als "Crash-Prophet" bekannt gewordene Roland Leuschel sehen deshalb auch die Verschuldungssituation in Deutschland und den USA als sehr kritisch an. In einem Interview mit dem Anlegermagazin "Börse Online" sagte Leuschel kürzlich, die Welt gehe "mit großer Wahrscheinlichkeit auf einen Anleihencrash zu". Es könne noch ein bis zwei Jahre dauern. "Aber ich befürchte, es geht schneller, als wir glauben." Leuschel rechnet mit einer weltweiten Rezession von zehn Jahren und hat nach eigenen Angaben 70 Prozent seines liquiden Vermögens in physisches Gold und Silber investiert.
In keinem anderen Industriestaat ist die Lage zumindest auf den ersten Blick so bedrohlich wie in Japan. Das Land hat sich wirtschaftlich nie vollständig von der Japankrise Anfang der 1990er Jahre erholt, die wie die US-Finanzkrise durch das Platzen einer Immobilien-Blase ausgelöst wurde. Die Staatsverschuldung Japans hat inzwischen 200 Prozent des Bruttoinlandsprodukts überschritten, und die Regierung macht bisher auch keine Anstalten, den Anstieg der Verschuldung auch nur zu bremsen. Allerdings sitzt Japan zugleich auf Devisenreserven von über einer Billion US-Dollar, den zweitgrößten der Welt hinter China. Sollte sich die Haushaltslage in den kommenden Jahren weiter zuspitzen, könnte die japanische Regierung gezwungen sein, US-Staatsanleihen und andere Assets massenhaft auf den Markt zu werfen. Spätestens dann könnten die Probleme auch in Europa und den USA akut werden.
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