Angebot und Nachfrage hält sich die Waage
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Ähnlich wie bereits in der Vorwoche hielten sich Angebot und Nachfrage an den internationalen Aktienmärkten die
Waage. Konjunkturhoffnungen standen Befürchtungen vor einer schwachen Quartalsberichtssaison gegenüber, sodass
die Notierungen letztlich weitgehend unverändert blieben.
USA: Boeing im Sinkflug
Die momentane Unentschlossenheit vieler Marktteilnehmer wird in den USA besonders deutlich. Einige Wirtschaftsdaten, wie
etwa die Auftragseingänge für langlebige Wirtschaftsgüter, konnten überraschend stark um 1,8 Prozent zulegen. Analysten
hatten lediglich einen Anstieg um 0,9 Prozent erwartet. Darüber hinaus äußerte sich die Notenbank Fed nach ihrem
monatlichen Treffen positiv über das derzeitige konjunkturelle Umfeld in den USA. Rückenwind hätte auch eine Studie der
OECD geben können, wonach die Rezession in den USA in diesem Jahr milder als zunächst angenommen ausfallen könnte.
Auch auf Seiten einiger Unternehmen waren positive Nachrichten zu vermelden. So konnte etwa der Softwarekonzern Oracle
mit guten Zahlen aufwarten. Dass es dennoch nicht zu Kursgewinnen kam, lag vor allem an Sorgen bezüglich der demnächst
anstehenden Quartalberichtssaison. Der Tiefpunkt der Krise ist zwar vorbei, doch die Erholung könnte geringer ausfallen als
angenommen und würde somit die Ertragsperspektiven vieler Unternehmen schmälern. Anleger befürchten zudem
Gewinnrevisionen für das Gesamtjahr. Weiterhin besteht die Gefahr, dass die für eine Erholung so wichtigen Verbraucher im
zweiten Halbjahr zurückhaltend agieren könnten. Zwar ist das verfügbare Einkommen zuletzt deutlich gestiegen, der Großteil
basiert allerdings auf Entlastungen aus dem milliardenschweren Konjunkturprogramm, deren Effekte demnächst auslaufen
werden. Viele Amerikaner haben erkannt, dass sie sich ein kreditfinanziertes Leben nicht mehr leisten können und führen ihre
Schulden sukzessive zurück. Deutlich wird dies auch in der erneut gestiegenen Sparquote, die mit 6,9 Prozent den höchsten
Stand seit 1993 erreicht hat.
Größter Verlierer war die Aktie des Flugzeugherstellers Boeing. Die Auslieferung des mit vielen Vorschusslorbeeren
gepriesenen Dreamliners verzögert sich weiter und könnte sich für den Konzern zu einem Albtraum entwickeln. Einige
Fluggesellschaften zogen ihre Bestellungen zurück, worauf die Aktie von Boeing den Sinkflug einleitete. Über das
Wochenminus von über 13 Prozent kann lediglich die Tatsache hinweg trösten, dass auch der größte Konkurrent EADS mit
ähnlichen Problemen kämpft.
Für Unbehagen sorgte mit so genannten Insiderverkäufen eine Statistik aus der zweiten Reihe. Hier melden Führungskräfte
börsennotierter Unternehmen in welchem Umfang sie Aktien der eigenen Firma erwerben oder veräußern. Momentan befindet
sich die Anzahl der Verkäufe auf einem verhältnismäßig hohen Niveau, was den Schluss nahe legt, die Unternehmenslenker
erwarten Kursabschläge nach Bekanntgabe ihrer Quartalszahlen. Nachdem vielerorts jedoch Bonuszahlungen ans
Führungsmanagement ausblieben, wird vielleicht schlichtweg Liquidität benötigt. In sofern sollte diese Statistik auch nicht
überbewertet werden.
Letztlich blieben Anleger in der Entscheidung unentschlossen, welchen Argumenten sie mehr Gewicht geben sollten. So
tendierten die US-Indizes einmal mehr seitwärts. Der Dow Jones Industrial Average verlor 1,2 Prozent, während der Nasdaq
um 0,6 Prozent leicht zulegen konnte.
Deutschland: Ifo-Index mit Fehlsignal?
Auch in Deutschland waren sich Anleger nicht einig, wie sie die letzten Daten nun interpretieren sollen. Der vielbeachtete
Ifo-Index stieg zwar zum dritten Mal in Folge an, jedoch waren es erneut nur die Erwartungen die sich verbesserten. Für
wenig Klarheit sorgte auch Ifo-Chef Hans-Werner Sinn selbst, indem er anmerkte, dass der Index immer dann zu
Fehlsignalen neigt, wenn sich Lage- und Erwartungskomponenten derart weit auseinander bewegen, wie es derzeit zu
beobachten ist.
Nach der Gewinnwarnung in der Vorwoche zog die Lufthansa Konsequenzen und kündigte ein neues Sparprogramm an. Mit
Kurzarbeit und höheren Ticketpreisen sollen 300 Mio. Euro eingespart werden, um 2009 noch einen Gewinn ausweisen zu
können. Ferner genehmigte die EU-Kommission die Übernahme von Brussels Airlines. Zugleich kam auch eine Einigung bei
British Midland zustande, an der die Lufthansa nun 80 Prozent hält. Die Aktie reagierte positiv und gewann 1,2 Prozent an
Wert.
Japan: Industrieproduktion gestiegen
Mit einem Plus von einem Prozent schnitt der Nikkei Index leicht besser ab als die Börsenbarometer in den USA oder Europa.
Für einen fröhlichen Unterton waren neben gestiegenen Exportzahlen auch eine weiter anziehende Industrieproduktion
verantwortlich. Auf Einzeltitelebene stand die Aktie von Suzuki im Mittelpunkt. Gerüchte über eine mögliche Kooperation mit
Volkswagen ließen den Wert zwischenzeitlich fast sechs Prozent steigen.
Ausblick
Ein prallgefüllter Kalender mit einer ganzen Reihe von Konjunkturdaten steht in dieser Woche auf dem Programm. Das
Highlight wird zweifelsohne der Arbeitsmarktbericht aus den USA sein, der wegen den Feierlichkeiten zum
Unabhängigkeitstag diesmal bereits am Donnerstag veröffentlicht wird. Seit Jahresbeginn ist der Beschäftigungsrückgang
kontinuierlich zurückgegangen, dennoch werden im Juni 340.000 neue Arbeitslose erwartet.
Vom Treffen der EZB-Mitglieder am Donnerstag sollten hingegen kaum Impulse ausgehen. Zinsänderungen werden nicht
erwartet. Vielmehr wird es darum gehen, zuletzt angekündigte Maßnahmen genauer zu erklären.
Quelle: Union Investment
Gegründet 1956, zählt Union Investment heute zu den größten deutschen Investmentgesellschaften. Rund 144,2 Mrd. Euro verwaltete die Gesellschaft per 31. Dezember 2008, davon 91 Milliarden Euro in Publikumsfonds. Die Produktpalette für private Anleger umfasst Aktien-, Renten- Geldmarkt- und Offene Immobilienfonds sowie gemischte Wertpapier- und Immobilienfonds und Dachfonds. Anleger erhalten diese Produkte bei allen Volksbanken, Raiffeisenbanken, Sparda-Banken und PSD-Banken. Rund 4,6 Millionen Anleger nutzen überdies die Depotdienstleistungen der Union Investment.
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