Kommentar
18:01 Uhr, 07.07.2009

Anfang gut, Ende schlecht

Die Mehrzahl der US-Aktien startete gut in die vergangene Handelswoche. Für Kurssteigerungen sorgten zunächst positive Nachrichten vom US-Immobilienmarkt, wo sich die Hauspreise weiter stabilisieren konnten. Dass es letztlich dann doch zu einer auf Wochensicht negativen Wertent-wicklung kam, lag einmal mehr am US-Arbeitsmarktbericht.

Mit einem Abbau von 467.000 Stellen fiel der Rückgang im Juni um etwa 100.000 Stellen stärker aus, als von Analysten zunächst erwartet. Damit hat sich die Lage wieder verschärft, denn im Mai gingen lediglich 322.000 Arbeitsplätze verloren. Der Stellenabbau zog sich über alle Branchen hinweg und traf besonders den Dienstleistungssektor, wo etwa 244.000 Angestellte entlassen wurden. Die Arbeitslosenquote liegt nun bei 9,5 Prozent, dem höchsten Stand seit der zweiten Ölkrise und wird auf zweierlei Wegen zum Problem für die US-Regierung. Zum einen sinkt die Kaufbereitschaft der US-Bürger, was am vergangenen Dienstag auch durch einen überraschenden Rückgang im Verbrauchervertrauen belegt wurde. Darüber hinaus sind damit aber auch geringere Steuereinnahmen verbunden. Kalifornien, dem bevölkerungs-reichsten Staat ist dies nun zum Verhängnis geworden. Gouverneur Arnold Schwarzenegger musste den Finanz-Notstand ausrufen und ca. 220.000 Staatsbedienstete in Kurzarbeit schicken.

Auf Wochensicht verloren sowohl der Dow Jones Industrial Average, als auch der technologielastige Nasdaq etwa zwei Prozent an Wert. Während der Dow Jones seit Jahresbeginn knapp sechs Prozent an Wert verloren hatte, liegt der Nasdaq mit fast 14 im Plus. Die positive Stimmung Technologiewerten gegenüber begründen Analysten mit der Annahme, dass Firmen in Krisenzeiten ungern Personal einstellen und die Produktivität stattdessen durch einen Technologiesprung erhöhen würden. Somit ließe sich auch erklären, warum der Sektor eine der wenige Branchen ist, für die in der am Mittwoch beginnenden Quartalsberichtsaison weniger Verluste als noch im ersten Quartal erwartet werden. Besonders für zyklische Titel ist die Erwartungshaltung gering. Hier besteht somit durchaus Überraschungspotenzial.

Europa: Autowerte im Minus

Die europäischen Aktienmärkte verloren rund ein Prozent an Wert. Zu den Verlierern gehörten erneut Automobilwerte. Sowohl Daimler als auch Volkswagen konnten bislang nicht von der erst vor Kurzem eingeführten Abwrackprämie in den USA profitieren. Für die Stuttgarter bedeutete dies einen Kursverlust von 3,1 Prozent. Die Aktie von Volkswagen verlor sogar 5,8 Prozent. Die Odyssee um die Übernahme durch Porsche wurde einmal mehr zum Belastungsfaktor. Negativ wirkte sich auch das Gerücht aus, die Stammaktie würde womöglich vom Dax-Kurszettel verschwinden und durch die Vorzugsaktie ersetzt werden.

Kursgewinne waren hingegen bei der Commerzbank zu verzeichnen. Die Notierung für die Nummer zwei im deutschen Kreditgewerbe stieg im Wochenvergleich um fast 15 Prozent an. Neben einem Stellenabbau von mittelfristig 9.000 Angestellten war es besonders die Hoffnung, die Commerzbank könnte das angepasste Bad-Bank-Modell der Bundesregierung nun doch in Anspruch nehmen. Bislang weigerte sich die Führung um Martin Blessing. Das am Freitag vom Bundestag gebilligte Gesetz könnte nun jedoch auch für die Commerzbank interessant sein und zu einer weiteren Stabilisierung im deutschen Bankensektor beitragen.

Ein erster Silberstreif am Horizont für die Luftfahrtbranche waren die Verkehrszahlen von British Airways. Bei der größten Fluglinie von Großbritannien ist der Passagierrückgang im Juni weniger stark ausgefallen als zunächst angenommen. Somit hofft die Branche nun auf eine leichte Stabilisierung. Die Aktie von British Airways reagierte am Freitag mit einem Kursplus von über fünf Prozent, musste im Wochenvergleich aber dennoch Abschläge hinnehmen.

Ausblick

Die Konjunkturdaten werden in dieser Woche vermutlich nur eine Nebenrolle spielen. Einzig das Konsumklima der Uni Michigan am Freitag könnte von Interesse sein.

Das Hauptaugenmerk der Marktteilnehmer wird sich vielmehr auf den Beginn der Quartalsberichtssaison in den USA richten. Traditionell wird diese von Alcoa eröffnet. Die Erwartungen für den Aluminiumhersteller sind niedrig, wie inzwischen auch für nahezu alle Branchen. Noch vor einem Monat sprachen viele Anleger von Vorschusslorbeeren, die es zu bestätigen galt. Inzwischen haben sich die Erwartungen jedoch deutlich eingetrübt. Somit besteht durchaus Überraschungspotenzial, sollten die Zahlen besser als zunächst befürchtet veröffentlicht werden.

Quelle: Union Investment

Gegründet 1956, zählt Union Investment heute zu den größten deutschen Investmentgesellschaften. Rund 144,2 Mrd. Euro verwaltete die Gesellschaft per 31. Dezember 2008, davon 91 Milliarden Euro in Publikumsfonds. Die Produktpalette für private Anleger umfasst Aktien-, Renten- Geldmarkt- und Offene Immobilienfonds sowie gemischte Wertpapier- und Immobilienfonds und Dachfonds. Anleger erhalten diese Produkte bei allen Volksbanken, Raiffeisenbanken, Sparda-Banken und PSD-Banken. Rund 4,6 Millionen Anleger nutzen überdies die Depotdienstleistungen der Union Investment.

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