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11:16 Uhr, 24.08.2001

Analystenstimmen zum Markt und zu Aktien

Nicht zuletzt durch die guten Meldungen von Intuit, daß das Geschäft sich relativ unwahrscheinlich schwächer entwickeln werde, schöpften viele Anleger heute im allgemeinen wieder Mut und investierten in Aktien. "Es gibt erste Anzeichen, daß die Zinssenkungen der FED wirken", meinte der Investmentbanker Michael Lyons von Morgan Stanley, "jede gute Nachricht wird gut im Kurs belohnt werden", erklärte er weiter. Der Markt befinde sich gerade im "Niemandsland", meinte dagegen Bryan Piskorowski, Marktkommentator von Prudential Securities. Viele Anleger würden jede Kursrallye dazu nutzen wollen, sich von Aktien zu befreien. Die Aussichten seien noch viel zu unsicher um von bullischen Signalen sprechen zu können, so seine Einschätzung.


Salomon Smith Barney hat die Gewinnprognosen für den S&P 500 für die Jahre 2001 und 2002 signifikant gesenkt, da ein "tieferer zyklischer Abschwung bei den Gewinnen zu beobachten sei, darüber hinaus beobachte man nur eine verhaltene Erholung." Die Investmentbank erwartet einen Gewinn je Aktie für den S&P 500 im Jahr 2001 von $48, zuvor waren $51 erwartet worden. Im Jahr 2002 werden $52 erwartet, zuvor prognostizierte Salomon $56.50. Steven Wieting teilt mit, dass diese Daten darauf basieren, dass sich die USA erholen können. Man nahm bei der Berechnung ein Wirtschaftswachstum von 3% im Jahr 2002 an, nach 1.6% im Jahr 2001. Im ersten Quartal 2002 schätzt man, dass das Wachstum (Jahr-zu-Jahr) weiterhin schrumpfen wird. Viele Unternehmen werden im Jahr 2002 durch niedrige Preise unter Margendruck stehen, im Gegensatz hierzu wird der niedrige Leitzins vielen Unternehmen stark helfen können, hieß es in der Mitteilung von Salomon Smith Barney am Donnerstag an seine Kunden.


Zu mehr Optimismus forderte heute der Marktstratege Paul McManus on Independence Investment die Anleger auf. Es sei absehbar gewesen, daß die Nachrichten in den letzten Wochen nicht allzu rosig ausfallen würden, so der Experte. Aber man müsse über den Tellerrand hinausschauen und über die schwache Nachrichtenlage hinwegsehen, erklärte er. Denn erste Zeichen einer Besserung der Situation seien bereits wahrnehmbar. Einzelne Wirtschaftszahlen seien bereits gut ausgefallen, das Zinsniveau sei sehr niedrig und könne gar noch niedriger werden und die Arbeitslosenzahl sei noch immer in der Nähe von Rekorstiefständen. Das alles führe dazu, daß er derzeit nicht mehr viel Abwärtspotenzial in den Märkten, speziell im Technologiebereich, sehe.


Der Analyst Nathaniel Cohn von Goldman Sachs äußert sich am Donnerstag in einer Mitteilung an seine Kunden über die Unternehmen im Sektor Kommunikations ICs (integrierte Schaltkreise.) Er sieht weiterhin anhaltende Zeichen einer Erholung in diesem Sektor. Seine Recommendend List besteht weiterhin aus den Unternehmen BroadCom und Conexant. Vitesse Semiconductor erhält ein Market Outperformer Rating. Der Analyst habe auch Intensil einen Besuch abgestattet, allerdings vergibt der Analyst für das Unternehmen kein Rating.


Weil das Analystenhaus Morgan Stanley dem Wirelessunternehmen Openwave Systems schwierige Zeiten prophezeite, ist die Aktie heute stark unter Druck geraten. Die jüngsten Quartalsergebnisse, die stark ausgefallen waren, seien nur deshalb so gut gewesen, weil zahlreiche Einmaleffekte dies bewirkt hätten. Rechne man diese Einmaleffekte- wie ein Auftragsgewinn von British Telecom, eine Lizenzzahlung von KDDI und eine Änderung des Lizenzmodells- hinweg, so sei der Umsatz in den letzten Wochen sogar leicht rückläufig gewesen. Aus diesem Grund müsse der Anleger aktuell sehr vorsichtig sein, was die Aktien von Openwave angehe. Zwar behalte man das "neutral"-Rating bei, doch sehe man erhebliches Abwärtspotenzial, wenn es bei den kommenden Quartalszahlen zu Enttäuschungen kommen sollte, so die Analysten. Auch wies man darauf hin, daß die Konsensschätzungen relativ hoch angesetzt seien, deutlich höher als die eigenen Schätzungen von Morgan Stanley, sowohl beim Umsatz, als auch beim Gewinn.


Wie ein Staff Writer auf TheStreet.com feststellt, ist Lucent Technologies immer noch eine der am meisten gehaltenen Aktien in den USA, doch trotzdem scheint sich dieser Trend rasant umzukehren. Lucent Technologies wird am Donnerstag den Investoren und Analysten mitteilen, was nach den Entlassungen von 20.000 Mitarbeitern und nach den Kosten zwischen $7-$9 Mrd. sein wird. Das Unternehmen, dass vor fünf Jahren auf AT&T ausgegliedert wurde, wurde von der schwachen Nachfrage im gegenwärtigen Konjunkturabschwung schwer getroffen. In der Zwischenzeit ist man es von Lucent fast schon gewohnt, dass es Produktzyklen verpasst, wichtige Mitarbeiter verliert, Kredite an zahlungsunfähige Kunden vergibt, Umsätze falsch verbucht und last but not least die fallenden Prognosen der Analysten nicht erreicht. Laut der in Chicago ansässigen Fondsforschungs-Gesellschaft Morningstar halten im letzten Monat 394 Fonds die Aktien von Lucent, im Jahr zuvor waren es noch 771. Vor nur zwei Jahren gehörte Lucent Technologies zu den besten Investments, um am Wachstum im Internet partizipieren zu können. Doch dann versuchte das Unternehmen mit den Unternehmen in der peer group mitzuhalten, die Aktien waren dann nur noch ein Investmentziel für Fonds, die auf der Suche nach einer Turnaroung-Story waren. Ende 1999 hielten fast 2/3 der großen Fonds die Aktien von Lucent. Nur noch 9% der Big Cap Fonds hielten die Aktie zum Ende des vergangenen Monats. Fidelity Magellan hatte 8.7 Mio. Aktien von Lucent im ersten Quartal verkauft und hält nun nur noch 1.4 Mio. Aktien. Im zweiten Quartal verkauften die Invesco Funds 298.000 Aktien, Ende März 1999 hielt der Fonds noch 4 Mio. Aktien, nun hat man sich völlig von einem Engagement in den Aktien von Lucent zurückgezogen. Im Gegensatz hierzu halten die Fonds die Aktien von Cisco und Nortel weiter stark in ihren Portfolios. Zum Ende des letzten Monats war Cisco zu 68% in den Portfolios der Big Cap Fonds und zu 19% in den Big Value Fonds vertreten. So scheint es, dass die Fondsmanager nicht auf einen baldigen Turnaround des Geschäfts von Lucent tippen.

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