Analysten - wie geht es weiter an den Börsen?
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Ralph Acampora, der bekannte technische Chefanalyst von Prudential Securities, erklärte heute abend, daß die aktuell stark überverkaufte Situation, die durch die kurze Aufwärtsbewegung am Montag keineswegs abgebaut worden ist, zu einer sehr starken kurzfristigen Kursrallye führen könnte. Die Märkte seien derzeit psychologisch stark angeschlagen, viele Fundamentaldaten würden vernachlässigt. Bei einem auch nur geringen Stimmungsumschwung könnte sich die Angespanntheit in einer heftigen Kursrallye entladen, so Acampora. Dieser Umschwung könnte beispielsweise durch den Entschluß der US-Streitkräfte, Afghanistan zu bombardieren, eingeleitet werden. Auf jeden Fall sehe Acampora in den kommenden Tagen eine außerordentliche Volatilität auf die Märkte zukommen, was vor allem kurzfristig orientierte Trader ausnutzen könnten. Von der Strategie des "Bottom Fishings" riet er aber ab, da ein Boden noch nicht ausgemacht werden könne und die Abwärtstrends voll intakt seien. So könne der Dow Jones beispielsweise ca. 1000 bis 2000 Punkte zulegen, ohne die Abwärtstrendkanäle entscheidend zu durchbrechen.
Was Investoren beunruhigte, war die Tatsache, daß mittlerweile mehr als doppelt soviele Unternehmen in diesem Quartal eine Gewinnwarnung ausgesprochen hatten als dies vor einem Jahr im "Crashjahr 2000" der Fall war. "Wir haben alle geglaubt, daß die Wirtschaft in diesem Quartal Anzeichen einer Besserung liefern wird. Aber wir haben uns schwer getäuscht. Nun besteht kein Zweifel daran, daß wir uns in einer Rezession befinden", erklärte Kevin Bannon, der über 60 Milliarden $ in einer Vermögensverwaltung betreut. "Die Gewinnaussichten sind über die nächsten Quartale einfach nur schrecklich", führte er weiter aus. "Investoren sind nicht wild darauf, jetzt in die Märkte zu springen solange diese Unsicherheit besteht. Es gibt einige sehr billig bewertete Aktien, die locken, aber die Leute warten darauf, daß diese Aktien noch billiger werden", erläuterte auch John Forelli, der 20 Milliarden $ verwaltet.
Nach Ansicht des Vermögensverwalters und Fondsmanagers Marc Faber von Marc Faber Limited ist das Desaster an den Börsen noch nicht beendet. "Die amerikanischen Aktien können sich noch halbieren, zumindest halte ich dies für möglich", sagte Faber in einem Gespräch mit dem "Handelsblatt" (HB/Donnerstagausgabe). Faber empfiehlt deutschen Anlegern Euro-Staatsanleihen. Einen Teil des Geldes würde er für die Asienbörsen, Gold und Goldaktien reservieren. Fabers Börsenskeptis für Amerika speist sich dem Bericht zufolge aus der Kombination von immer noch hohen Bewertungen mit einer erwarteten Rezession. "Bis vor kurzem stützten die Konsumenten die Wirtschaft, aber damit ist es vorbei. Die Zinssenkungen helfen zwar, aber der Gewinnausblick für die Unternehmen bleibt schlecht", so Faber weiter. Verlustminimierung sei das Gebot der Stunde. Bessere Noten bekommen laut Zeitung einige "biliige Asienbörsen" wie Indonesien, Thailand, Malaysia und die Philippinen. Hier wittere Faber Chancen in den Bereichen landwirtschaftliche Produkte, Nahrungsmittel, Zigaretten und Tourismus.
Ed Keon, ein Analyst von Prudential Securities, hält einen weiteren Rückgang der Earnings-Prognosen der Unternehmen für möglich. Die durschnittlichen Earnings konnten sich bisher nicht einem freien Fall erretten und haben noch "einen ziemlich langen Weg zu gehen," so Keon. Der Prudential-Analyst erwartet ein durschnittliches Ergebnis beim S&P 500 zwischen $43 und $45 je Aktie im Jahr 2001 und zwischen $46 und $52 je Aktie im Jahr 2002. "Wir gehen davon aus, dass der US-Markt ausgewogen bewertet ist, wir sagen aber nicht, dass er günstig ist."
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