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14:34 Uhr, 25.09.2024

Analysten streiten über Rolle der EZB bei Unicredit vs Commerzbank

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Von Hans Bentzien

FRANKFURT (Dow Jones) - Unter Analysten ist ein Streit über die Rolle der Europäischen Zentralbank (EZB) bei der möglichen Übernahme der Commerzbank durch die italienische Unicredit entbrannt. Der als Euro-Kritiker bekannte Volkswirt Robin Brooks (Brookings Institution) fordert, dass sich Deutschland gegen eine Übernahme stellen solle, weil diese in der jetzigen Konstellation erst durch die Käufe italienischer Staatsanleihen durch die EZB möglich geworden sei. Andere Analysten halten dagegen.

"Wenn die EZB die italienischen Renditen nicht regelmäßig deckeln würde, wären diese viel höher und der Wert der italienischen Banken viel niedriger. Dieses Angebot ist eine unbeabsichtigte Folge dieser Verzerrung", schrieb Brooks im Kurznachrichtendienst X. Brooks bezieht sich darauf, dass die Renditen von Anleihen steigen, wenn deren Wert sinkt.

Die Renditen italienischer Staatsanleihen sind in den vergangenen Jahren wiederholt von Maßnahmen der EZB gedrückt worden: Zuerst 2010 bis 2012 durch gezielte Käufe im Rahmen des SMP-Programms, die die EZB mit der Absicht begründete, die Transmission ihrer Geldpolitik sicherzustellen; danach durch die Käufe unter dem APP-Programm, die die Spreads italienischer Papiere gegenüber Deutschen verringerte, was aber kein erklärtes Ziel des Programms war; schließlich das im Zuge der Corona-Pandemie aufgelegte PEPP-Programm, unter dem gezielt auch italienische Staatsanleihen gekauft wurden.

Eine stark renditesenkende Wirkung hatte 2013 zudem das in das so genannten OMT-Programm mündende Versprechen des damaligen EZB-Präsidenten Mario Draghi, alles für die Rettung des Euro Notwendige zu tun. Deutsche Politiker haben sich eher reserviert zur Perspektive einer Übernahme der Commerzbank durch Unicredit geäußert.

Mehr Sympathien genießt eine innerdeutsche Lösung, zum Beispiel eine schon mehrfach ins Auge gefasste Fusion mit der Deutschen Bank. Zuletzt waren 2019 Gespräche geführt worden - ohne Ergebnis. "Die Ironie ist, dass als Hauptgrund für das Scheitern des großen deutschen Zusammenschlusses damals das riskante Engagement der Commerzbank in italienischen Staatsanleihen genannt wurde und heute ein italienisches Haus die Übernahme tätigen will", schrieb Konstantin Oldenburger, Analyst bei CMC Markets, in einer Analyse.

Seiner Meinung nach müsste dem Staat und dem Steuerzahler eigentlich ein Stein vom Herzen fallen, weil sich jetzt ein potenter Interessent aus der Deckung wagt und die Commerzbank übernehmen will.

Nach Aussage von Alexander Privitera, Politikberater bei der European Banking Federation in Brüssel, hat die schlechte Bewertung der Commerzbank gegenüber jener von Unicredit gar nichts mit Geldpolitik zu tun. "Man kann nicht einfach die EZB für alles verantwortlich machen", schrieb Privitera auf X. Die Probleme der deutschen Banken seien hausgemacht und beruhten auf dem so genannten Drei-Säulen-System, also des Nebeneinanders von Privatbanken, Genossenschaftsinstituten und Sparkassen. "Es verzerrt den Markt und schränkt Banken wie die Commerzbank, in ihrem Heimatmarkt ein", argumentiert er.

Der Berater hat einige Jahr lang selbst für die Commerzbank gearbeitet, zuletzt als Head of Issue Management.

Kontakt zum Autor: hans.bentzien@dowjones.com

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