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10:00 Uhr, 31.07.2001

Analysten: Performanceaussichten an der Börse !

Am gestrigen Tag äusserten sich mehrere Analysten zu ihren Performance-Erwartungen und Einschätzungen (BoerseGo berichtete):

CSFB`s Top-Analyst Thomas Galvin reduziert seine Gewinnschätzungen für 2001 im S&P 500 von $55,25 auf $51,50 pro Aktie. Grund seien u.a. die hohen Energiepreise, der starke Dollar und die wirtschaftliche Schwäche auch ausserhalb der USA. Positiv wird z.B. der Bereich Gesundheit gesehen, die Segmente Technologie, Transport und zyklische Konsumentenprodukte werden zurückhaltender betrachtet. Auch für 2002 wird die Erwartung von $62 auf konservativere $59 pro Aktie reduziert, da die Planungssicherheit extrem gering sei. Basierend auf diesen Annahmen billigt CSFB dem S&P 500 in den kommenden 18 Monaten ein Aufwärtspotential von 25% zu. Das Kursziel bis Ende 2002 wird somit von 1550 auf 1500 Punkte reduziert. Sein Kursziel bis Ende 2001 beläuft sich auf 1450 Punkte. CSFB`s Portfolio Allokation besteht zu 70% aus Aktien, 20% auf Bonds und zu 10% aus Cash-Reserven.


Der berühmte amerikanische Portfoliostratege von der UBS Warburg, Ed Kerschner, senkte heute seine Gewinnerwartungen für die Unternehmen des S&P 500, weil nach seiner Ansicht die schwache Wirtschaft, die schwache ausländische Nachfrage sowie ein starker Dollar weiterhin belastende Faktoren für die Unternehmen sein würden. Auch CSFB gab heute eine Korrektur seiner Einschätzung zur weiteren Performance des S&P 500 Index bekannt (siehe US-Markt News 14.03 Uhr). Kerschner, der normalerweise als einer der Bullen an der Wall Street gilt, reduzierte so die Gewinnerwartung von 53$/Aktie auf 49$/Aktie für den S&P 500-Index. "Als das Jahr 2001 begonnen hatte, waren wir optimistisch, daß wir zwar im ersten Halbjahr einen 6%igen Rückgang der Gewinne sehen würden, es im zweiten Halbjahr aber wieder um mindestens 6% aufwärts gehen würde. Aus aktueller Sicht läßt sich diese Einschätzung nicht mehr aufrecht erhalten. Wenn überhaupt werden wir nur eine sehr schwache Erholung sehen", gab er mittlerweile seine Einschätzung zu besten. Auch kürzte Kerschner seine 2002-Gewinnschätzungen von 61$/Aktie auf 59$/Aktie.Er hatte die Situation zu optimistisch gesehen, gestand er offen ein, der andauernde Rückgang sei nicht zu verleugnen. Die UBS Warburg nahm ebenfalls die Erwartungen für das weltweite Wirtschaftswachstum von 2,7% auf 2,1% zurück. Auch das schwache Weltwirtschaftswachstum sei ein Grund, warum US-Unternehmen leiden müßten. Nicht zuletzt sei auch der starke Dollar ein nicht zu unterschätzender Faktor in der Gewinnermittlung der Unternehmen. Ein starker Dollar bedeute weniger Exporte, eine verschärfte Konkurrenzsituation und ein niedrigerer Dollarwert bei ausländischen Gewinnen. Kerschner erklärte, daß das Musterportfolio seiner Bank derzeit aus 77% Aktienanteil, 18% Anleihenanteil und zu 5% aus Cashpositionen bestehe. Sein 2001-Endziel für den S&P 500 lautet 1715 Punkten.


Der Chefstratege von J.P. Morgan Chase & Co Doug Cliggott erklärte, daß es sehr viel Sinn mache, dem Aktienmarkt sich vorerst nicht zu nähern, bis unzweideutige Klarheit darüber bestehe, daß es der Wirtschaft und den Unternehmen wieder besser erginge.


"Die Leute haben sehr wohl erkannt, daß das zweite Quartal schlecht gelaufen ist. Ich würde mich nicht wundern wenn das dritte noch härter ausfallen würde", zeigt sich Fondsmanager Jim Overweis pessimistisch.


"Ich denke wir können mit Sicherheit sagen, daß die aktuelle Marktschwäche von dem fehlenden Vertrauen in die Märkte und die Unternehmen abhängt. Irgendwann werden wir hier den Wendepunkt sehen, aber niemand weiß wann", gibt Richard Cripps, Chefmarktstratege von Legg Mason Wood Walker einen Ausblick.


Die Debatte darüber, ob Aktien nun generell günstig geworden sind oder nicht dauert nun schon seit geraumer Zeit an, doch in jüngster Zeit melden sich immer mehr Experten zu Wort, die auf das aktuell hohe KGV-Niveau hinweisen, wie heute Kamalesh Rao, Volkswirt bei der Ratingagentur Moody´s. Obwohl die Aktienkurse aus nahezu allen Bereichen einen heftigen Kurseinbruch in den letzten 15 Monaten gesehen hätten gebe es keinen Grund für "Value-Investoren", sich die Hände zu schütteln, so der Experte. "Egal wie weit der S&P 500 noch fallen wird, es sieht so aus als ob der Fall der Unternehmensgewinne dem Indexrückgang stets mindestens Schritt halten kann. Im Ergebnis haben wir heute ein gewichtetes Durchschnitts-KGV von 29,9 im Index gegenüber 27,1 im Juni und 24,8 zu Beginn des Jahres", erklärte er. Erst wenn die Aktienkurse weiter fallen und die Gewinnschätzungen gleichzeitig nicht weiter nach unten revidiert würden komme man in einen fundamental günstigen Bewertungsbereich hinein. Gegenüber Bewertungsstandards, wie sie noch Anfang der 90er Jahre vorherrschten, sei das aktuelle Niveau als teuer zu bezeichnen.

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