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12:08 Uhr, 07.09.2001

Analyse: Gute Nacht, Softwareaktien?

In den letzten 18 Monaten war es relativ gleich, ob ein Anleger Aktien aus dem Hard- oder Softwarebereich gekauft hat. Im Schnitt dürfte er damit ein sattes Minus eingefahren haben. Gegenüber dem Hoch vom 23.März 2000 hat der S&P Systems Software Index so 57%
verloren während der S&P Computer Hardware Index 55% seines ehemaligen Wertes eingebüßt hat.

Was Analysten aber jetzt berichten, dürfte Softwareaktienbesitzer gar nicht schmecken: Die Ausgaben der US-Konzerne für Software sei in diesem Zeitraum kaum zurückgegangen! Während die Ausgaben für Hardware im zweiten Quartal nach Angaben des Handelsministeriums um 18% gegenüber dem Vorjahr zurückgegangen waren, sind die Ausgaben für Softwareprodukte gar um 6% angestiegen.

Im Klartext bedeutet das, daß die Unternehmen nun, nachdem die Ausgaben für den Hardwarebereich drastisch heruntergefahren wurden, den Rotstift bei der Software ansetzen. "Machen wir uns nichts vor, der jüngste IT-Boom war mehr auf Soft- als auf Hardware aufgebaut", erklärt Chefvolkswirt Stephen Roach von Morgan Stanley Dean Witter, der jüngst sein Buch "The Next Leg of the IT Downturn" vorstellte, in dem auf die Problematik näher eingegangen wird. "Ich glaube, daß dem Softwaresektor nun das bevorstehen wird, was der Hardwarebereich in den vergangenen Monaten durchleben mußte", so Roach, der davon ausgeht, daß die IT-Flaute länger anhalten wird als die Mehrzahl befürchtet. Betrachtet man die Nachrichtenlage insbesondere der Sektoren PC und Telekommunikation in den letzten Monaten, dann weiß jeder, was das für den Softwaremarkt bedeuten könnte.

Ein lange anhaltender Trend könnte damit enden. Seit 1990 waren die Ausgaben für Softwareaktien angestiegen, in den letzten Jahren mit zunehmender Geschwindigkeit. Gaben Unternehmen im Jahre 1997 für Softwareprodukte noch 1,4$ für jeden ausgegebenen $ in Hardwareprodukte aus, so stieg dieses Verhältnis auf zuletzt 2,09$ im zweiten Quartal diesen Jahres.

Gute Nacht, Softwareaktien? Nach den Worten von Industrieanalysten folgen die Softwarezyklen denen des Hardwarebereiches um etwa 6 Monate- herbe Kurseinbrüche wären vorprogrammiert wenn der Aktienmarkt dies abbilden würde.

Bereits zeigen erste Vorboten, wie schnell diese Prognosen in die Realität umgesetzt werden könnten. Erst gestern wartete das SCM-Unternehmen Manugistics mit einer deutlichen Gewinnwarnung auf, die dem Unternehmen zeitweise die Hälfte des Marktwertes kostete. Manugistics führte Auftragsverschiebungen in allen Bereichen sowie Schwächetendenzen in zuletzt sehr stabilen Märkten auf die schockierende News zurück.

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