AMIS - Marktüberblick Weltmärkte
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USA: Die jüngsten Wirtschaftsdaten aus den USA lassen die Ökonomen auf eine langfristige Erholung hoffen. Im Juli hatte das Institute for Supply Management (ISM) einen Anstieg des Index für die Geschäftsaktivität im nicht-verarbeitenden Gewerbe gemeldet. Der Index hatte damit das vierte Mal in Folge zugelegt. Zu Beginn dieser Woche gab das ISM die Erhöhung des Index für Auftragseingänge von 57,5 im Juni auf 66,9 im Juli bekannt. Auch der Index für das verarbeitende Gewerbe ist gestiegen. Diese durchwegs Aufschwung signalisierenden Zahlen werden von den aktuellen Arbeitsmarktdaten leicht gedrückt. Die durchschnittlichen Stundenlöhne sind leicht gestiegen, die Anzahl der Wochenarbeitsstunden bleibt stabil, und der Beschäftigungsindex hat sich gegenüber nur minimal von 50,3 auf 50,7 verbessert. Laut Experten sind für eine wirkliche Belebung des Arbeitsmarktes Indexstände von jenseits der 52-Punkte-Marke nötig. Die US-Arbeitslosenquote liegt derzeit bei 6,2 Prozent und erreicht damit beinahe den Höchststand seit neun Jahren. Überraschend gesunken ist der Schuldenberg der US-Verbraucher. Laut Angaben der US-Notenbank ist die Höhe der ausstehenden Verbraucherkredite im Juni um 400 Mio. US-Dollar auf 1,76 Billionen Dollar gefallen. Dies sei der erste Rückgang seit November 2002.
Europa: Die Lage am Arbeitsmarkt und tendenziell eher negative Konjunkturdaten trüben die Stimmung in Europa. Laut Berechnungen des Instituts Eurostat lag die Arbeitslosenquote für Juni im gesamten EU-Raum bei 8,9 Prozent und damit deutlich über den Arbeitslosenquoten der USA (6,2 Prozent) und Japan (5,3 Prozent). In Deutschland waren im Juli 4,352 Mio. Einwohner auf Arbeitssuche. Der höchste Juli-Wert seit dem 2. Weltkrieg liegt bei 4,354 Mio. Arbeitssuchenden
(Juli 1997). Dieser traurige Rekord wurde damit nur knapp unterschritten. Die Arbeitslosenquote im letzten Monat lag damit bei 10,4 Prozent. Zwar bekam die deutsche Industrie im Juni überdurchschnittlich viele Großaufträge aus dem Ausland, doch sank die Produktion im verarbeitenden Gewerbe gleichzeitig um 0,2 Prozent gegenüber dem Vormonat. Der Streik in der Metallindustrie drückte die industrielle Produktion weiter um 0,9 Prozent nach unten.
In Frankreich fiel der Produktionsaussichtsindikator überraschend schlecht aus. Auch das Verbrauchervertrauen stagniert. Negativ auch die Daten aus Italien: Die italienische Wirtschaft ist im 2. Quartal erneut geschrumpft und befindet sich damit erstmals seit 1992 wieder in einer Rezessionsphase.
Asien: Die asiatische Wirtschaft befindet sich auf Erholungskurs, nachdem die SARS-Gefahr weitgehend gebannt ist. Vorteilhaft wirkt sich auch das Anspringen des US-Konjunkturmotors aus. Singapur verzeichnet einen deutlichen Anstieg bei den Exporten von elektronischen Gütern und kann ein BIP-Wachstum von 1,3 Prozent auf Jahressicht vorweisen. In Japan hat sich das Verbrauchervertrauen gesteigert, auch andere Wirtschaftsdaten fielen unerwartet gut aus und prophezeien Positives.
Währung: Im vergangenen Monat waren die Währungen sehr volatil, was eine unweigerliche Folge des angesichts der Sommerflaute dünnen Handels war. Der Euro ist jetzt 1,1376 US-Dollar wert. Was seine weitere Entwicklung angeht, so bieten sich zwei Möglichkeiten: (1) Der Euro hatte letzte Woche mit dem Stand von 1,1207
US-Dollar vorerst seinen Tiefpunkt erreicht und gewinnt nun wieder an Wert, oder, (2) der Euro hatte letzte Woche nur ein vorübergehendes Tief erreicht, klettert jetzt etwas nach oben - um in ca. zwei Wochen steil abzufallen und erst dann seinen wirklichen momentanen Tiefsstand zu erreichen. Beide Szenarien sind wahrscheinlich angesichts des Vertrauensvorschusses, den die USA derzeit aufgrund ihrer guten Konjunkturdaten genießt. Ein enormer Anstieg im Handel mit US-Aktien und das gestiegene Zinsniveau führten zum Aufschwung des US-Dollars - dies nicht nur gegenüber dem Euro, sondern auch gegenüber dem Yen. Wenn die Euphorie über die guten Konjunkturdaten der USA verklungen ist und sich möglicher Weise zeigt, dass sich von der US-Konjunktur doch zuviel erwartet wurde, wird der US-Dollar dann wieder an Wert verlieren, der Euro wird steigen. Laut Expertenansicht dürfte dies spätestens bis zum 1.Quartal 2004 passieren. Der Euro könnte hier möglicher Weise sogar die 1,18 US-Dollar-Grenze durchbrechen.
Branchen: In der Chemiebranche mussten die Giganten BASF und BAYER mit negativen Zahlen für das 2. Quartal aufwarten. Aufgrund geringer Nachfrage und des negativen Währungseinflusses sank der Umsatz von BASF um 1,6 Prozent, der von BAYER um 3,3 Prozent. Die höheren Rohmaterialkosten und die höheren Steuern ließen den Gewinn um 61 Prozent (BASF) bzw. 56 Prozent (BAYER) drastisch schrumpfen. Beide Unternehmen halten sich bedeckt hinsichtlich ihrer Prognosen für die weiteren zwei Quartale des Jahres 2003. Die Technologiebranche: Cisco gab einen Umsatz von 4,7 Milliarden US-Dollar bekannt, was eine Reduktion um 2,7 Prozent bedeutet. Der Absatz von Netzkopplern und Schaltersystemen, die ca. 65 Prozent des gesamten Umsatzes ausmachen, stagnierte in den letzten neun Quartalen. Cisco geht davon aus, dass die Nachfrage in diesem Bereich schwach bleibt. Das Unternehmen geht außerdem davon aus, dass die Kosten im laufenden Quartal steigen werden.
SARS und die teilweise schwache Konjunktur machten im 1.Halbjahr dieses Jahres der Reisebranche zu schaffen - und dabei ganz besonders den Airlines. Der weltweite Flugverkehr ging um 7,1 Prozent zurück. Dieser Rückgang teilt sich folgendermaßen auf:
Asien Pazifik - 15,6 Prozent
Nordamerika - 11,1 Prozent
Europa - 1,1 Prozent
Südamerika + 9,3 Prozent
Mittlerer Osten + 5,0 Prozent. (Quelle: IATA)
Zusätzlich zum schwachen Verkehrsaufkommen wurde der Preiswettbewerb härter. AUA veröffentlichte diese Woche ein im Vorgleich zum Vorjahr um 54 Prozent schlechteres Halbjahresergebnis, das zum Großteil auf gesunkene Preise zurück zu führen ist.
AMIS Ausblick: Anleihen - Aktien - Währungen
A) Anleihenmärkte
Nach dem erwarteten Auslaufen der Hypothekenportfolio induzierten Hedging-Aktivitäten sollte sich der globale Zinsmarkt - hier insbesondere der US-Zinsmarkt - wieder etwas normalisieren. Die US-Konjunkturdaten klingen überwiegend aussichtsreich, doch stellen die jüngsten Statistiken zum US-Wirtschaftswachstum mit 2,4 Prozent (2. Quartal) nach Herausrechnung der Staatsaktivität bei Weitem kein übermäßig starkes Anspringen der Konjunktur in Aussicht. Zwar weist die Statistik einen starken privaten Konsum auf, doch reichte es bei genauerer Betrachtung auch hier nicht zu mehr als ein Prozent Wachstum. Auf Basis dieser Fakten und unter Erwartung einer Normalisierung der Zinsstrukturkurve, die einen Spread von 334 Basispunkten zwischen Drei-Monat-T Bills (kurzfristigen Zinskontrakten) zu 10-jährigen Staatsanleihen nahe dem höchsten Stand von 1995 aufweist, darf man künftige Überraschungen bei einer Veranlagung in Anleihen als weitgehend im Preis enthalten ansehen. Ein Rückgang der Zinsen im 10-jährigen Bereich auf 4,0 bis 4,2 Prozent erscheint vor diesem Hintergrund wahrscheinlich und weist die derzeitigen Niveaus als kaufenswert aus.
B) Aktienmärkte
Die globalen Aktienmärkte befinden sich derzeit im Großen und Ganzen in einer breit angelegten Seitwärtsbewegung mit leichten Anstiegstendenzen. Dieser Anstieg scheint sich auch durch die nun veröffentlichten Daten - besonders durch die US-Konjunkturdaten - zu rechtfertigen. Hinzu kommt, dass der US-Markt nur rund 5 Prozent unter seinem erreichten Höchststand notiert und den für Juli gesehenen "Anleihen-Crash" sehr gut überstanden hat. Es ist zu erwarten, dass Aktien weltweit im Sog der scheinbar in Schwung kommenden US-Konjunktur mittelfristig bis zur US-Präsidentschaftswahl im September 2004 möglicher Weise zulegen werden. Langfristig erscheint ein rasantes Wirtschaftswachstum jedoch fragwürdig. Eine sich mancherorts andeutende Immobilienblase und eine hohe Verschuldungsquote der durchschnittlichen Haushalte (laut OECD/ Bloomberg in den USA: 107 Prozent; Europa: 110 Prozent) trüben hier die Aussicht auf dauerhaften wirtschaftlichen Aufschwung. Damit kann längerfristig nicht von einer deutlichen Outperformance von Aktien gegenüber Anleihen gesprochen werden.
C) Währungen
Der US-Dollar als Leitwährung des globalen Finanzsystems scheint mehr denn je gefährdet. Nicht zuletzt aufgrund der Rekord-Budget-Defizite (2003: geschätzte 455 Mrd. US-Dollar, 2004: 474 Mrd. US-Dollar) sollte die Währung gegenüber den anderen großen Wechselkursen unter Druck bleiben. So sich in den USA ein nachhaltiger wirtschaftlicher Aufschwung einstellt, werden die erzielbaren Wachstumsraten doch nicht ausreichen können, um genügend Kapital anzuziehen und den US-Dollar zu stützen. Aus diesen Überlegungen ergibt sich ein besonderes Gefahrenmoment für die US- Zinsmärkte durch Auflösung des Yen-Carry-Trades, sollte sich auch der Yen zum US-Dollar nachhaltig festigen.
FAZIT: Für kurzfristig orientierte, Risiko bewusste Anleger bieten sich noch Möglichkeiten an den Aktienmärkten. Konservative Anleger sehen im derzeitigen Zinsniveau eine attraktive Anlagemöglichkeit, was sich auch in der letzten Auktion über 5-jährige Staatsanleihen widerspiegelt, die als beste Auktion seit über drei Jahren zu bezeichnen ist. Der US-Dollar ist als Anlagewährung nicht als attraktiv einzustufen. In Relation zum Euro scheint 1,20 EUR/USD nicht zu hoch gegriffen.
(Text-Quellen: Deutsche Börse AG, bloomberg.com, Yahoo.de, n-tv.de, dpa-afx, Reuters, finanzen.net, vwd, AMIS Fondsmanagement)
Quelle: AMIS Asset Management
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