Kommentar
09:49 Uhr, 25.08.2003

AMIS - Marktrückblick/-ausblick

USA: Überwiegend gute Konjunkturdaten werfen ein positives Licht auf die momentane wirtschaftliche Lage in den USA. Der so genannte "Philly Fed Index", der Geschäftsklimaindex der regionalen Notenbank von Philadelphia, war im August überraschend stark von 8,3 Punkte im Juli auf 22,1 Punkte gestiegen. Damit erreicht dieser Index den höchsten Stand seit fünf Jahren. Auch der Index der Frühindikatoren konnte sich verbessern. Schätzungen bezüglich der Gewinnmaximierung der US-Unternehmen gehen von einer Zunahme um 14,1 Prozent im laufenden dritten Quartal aus; für das vierte Quartal dieses Jahres werden sogar 21,1 Prozent erwartet. Ersten Prognosen zu Folge wird auch das BIP im dritten Quartal um rund 3,6 Prozent zunehmen. Auch die Lage am Arbeitsmarkt scheint sich etwas entspannt zu haben: Die Anzahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe blieb in der vergangenen Woche erneut unter der als psychologisch wichtig geltenden Marke von 400.000 Anträgen. Ein Wehmutstropfen trübt das positive Bild dennoch: Das Verbrauchervertrauen in den USA leidet. Der von der Universität Michigan berechnete Index sackte um 0,7 Punkte ab und fiel mit 90,2 Punkten deutlich schlechter aus als erwartet. Volkswirte hatten zuvor noch mit einem Anstieg auf 91,2 Punkte gerechnet.

Europa: Europa befindet sich weitgehend in einer Rezessions- bzw. bestenfalls Stagnationsphase. Dies zeigen die aktuell veröffentlichten Daten nur allzu deutlich. In Deutschland ist die Wirtschaftslage nach wie vor von Konjunkturschwäche gekennzeichnet. Das BIP ist nach dem zu Jahresbeginn verzeichnetem Rückgang auch im 2. Quartal wiederum geschrumpft. Das Statistische Bundesamt teilte am Donnerstag vergangener Woche mit, das BIP habe sich saison- und kalenderbereinigt um 0,1 Prozent im Vergleich zum Vorquartal verringert. Während der Bundesminister für Wirtschaft und Arbeit, Wolfgang Clement, den Begriff "Rezession" angesichts der sich darstellenden wirtschaftlichen Situation entschieden von sich weist und für das zweite Halbjahr dieses Jahres den Beginn einer konjunkturellen Wende erwartet, sehen die meisten Konjunkturforscher bestenfalls eine Stagnation; einige sprechen auch gemäß der gängigen Definition von einer Rezession. Laut Definition ist eine Volkswirtschaft dann in der Rezessionsphase, wenn das BIP in zwei aufeinander folgenden Quartalen sinkt. Ob Rezession oder Stagnation - beides ist keinesfalls positiv und wird von den aktuellen Daten zur Industrieproduktion in negativer Hinsicht gestützt. Denn die Industrieproduktion ist in Deutschland im August um 2,2 Prozent gesunken und damit deutlich schlechter als im Vormonat. Ein Lichtblick ist lediglich die ZEW-Umfrage zur Konjunkturerwartung, die zum siebten Mal in Folge besser ausfiel als von den Experten erwartet. In Frankreich zeigt sich ein ähnliches Bild wie in Deutschland; hier sank das BIP im 2. Quartal um 0,3 Prozent. In Großbritannien legte das BIP um 0,3 Prozent zu, was die Erwartungen der Volkswirte übertraf. Weniger gut fielen dagegen die britischen Einzelhandelsdaten aus. Entscheidend dafür ist laut Expertenansicht die Hitzewelle, die die Lust der Briten auf ausgedehnte Shopping Touren doch erheblich dämpfte.

Asien: Gemischte Konjunkturdaten kann der asiatische Wirtschaftsraum aufweisen. Laut vorläufigen Berechnungen der südkoreanischen Notenbank schrumpfte in Südkorea das saisonbereinigte BIP im Vergleich zum ersten Quartal um 0,7 Prozent. Bereits im ersten Quartal war das BIP um 0,4 Prozent gegenüber dem letzten Quartal des Jahres 2002 zurückgegangen. Gemäß der unter dem Punkt "Europa" ausgeführten Definition befindet sich Südkorea damit in einer Rezession. Faktoren, die zur Konjunkturschwäche Südkoreas maßgeblich beitragen, sind schwacher privater Konsum aufgrund hoher Verschuldung der Haushalte und unruhige Zeiten am Arbeitsmarkt. Die politischen Spannungen mit Nordkorea bezüglich des Atomwaffenprogramms tragen zur Verunsicherung der Verbraucher bei. Mit einem kostenträchtigen Konjunkturprogramm will die südkoreanische Regierung nun dem Mangel an Konsumfreude entgegen wirken und die Binnenwirtschaft antreiben. Taiwan kämpft derzeit gegen eine - für taiwanesische Verhältnisse - enorm hohe Arbeitslosenrate von 5,2 Prozent. Wie bereits in einem früheren AMIS Marktbericht ausführlich geschildert, wird die Arbeitslosigkeit in Taiwan durch die Auslagerung zahlreicher Produktionsstätten ins billigere China verursacht.

In Japan kam es zu einer Belebung im Dienstleistungssektor, was darauf hinweist, dass hier die Binnenkonjunktur allmählich anzuspringen scheint. Im Vergleich zum Mai ist der Dienstleistungssektor-Index im Juni um 1,2 Prozent nach oben geklettert, wie das japanische Wirtschaftsministerium am Freitag bekannt gab. Jener Index, der neben den Branchen Transport, Telekommunikation, Finanzdienstleistungen, Groß- und Einzelhandel, Versorger, Immobilien und anderen Dienstleistungsbereichen auch zusätzlich die Bauindustrie, Landwirtschaft und Fischerei umfasst, stieg ebenfalls, und zwar um 0,9 Prozent. Analysten hatten überwiegend mit einem unveränderten Indexstand gerechnet. Hinsichtlich Japan macht sich Optimismus breit: Wirtschaftsexperten sehen in den Daten deutliche Zeichen für eine nachhaltige Belebung der weltweit zweitgrößten Volkswirtschaft. Untermauert wird diese Ansicht von der Bekanntgabe von letzter Woche, nach der das japanische BIP im zweiten Quartal gegenüber dem Vorquartal um 0,6 Prozent gewachsen ist.

Branchen

Chemiebranche

Das Halbjahresergebnis von CIBA Special Chemicals bestätigt den derzeit schwierigen Markt. Das Unternehmen veröffentlichte einen um 13,8 Prozent niedrigeren Gewinn als im ersten Halbjahr 2002. CIBA warnte, dass die mittelfristigen Ziele von 6 Prozent Umsatzwachstum, 20 Prozent EBITDA-Marge und 1 Mrd. CHF Free Cash Flow später als erwartet erreicht werden würden. Wie Bayer und BASF erwartet auch CIBA ein schwieriges Marktumfeld im zweiten Halbjahr. Das Unternehmen geht von volatilen Marktbedingungen ohne klare Nachfragetrends aus.

Nahrungsmittelbranche

Nestle erwartet eine Marktverbesserung in der zweiten Jahreshälfte. Gründe dafür sind die Eindämmung von SARS, größere Stabilität beim Rohmaterialproduzenten Elfenbeinküste, die Erholung der US-Wirtschaft und günstigere Wechselkurse. Im ersten Halbjahr erreichte Nestle ein organisches Umsatzwachstum von 5,5 Prozent aufgrund von Preiserhöhungen (3,4 Prozent) und höheren Volumina (2,1 Prozent). Der Gewinn erhöhte sich um 19 Prozent bei konstanten Wechselkursen.

Engineering-Branche

Der Stromausfall in Nordamerika von letzter Woche könnte lukrative Verträge für Siemens und ABB für die Aufrüstung des US-Stromnetzes bringen - für den Ausfall wurde mangelnde Netzkapazität verantwortlich gemacht. Siemens bereitet ein Paket zur Verbesserung der Stromdistribution vor, das den US-Energieversorgern angeboten werden soll. ABB, der US-Marktführer in Energietechnologie, ist bereit, Technologie und Lösungen zur Kapazitätserhöhung des Stromnetzes zu liefern. Die Kosten für eine Aufrüstung des Stromnetzes werden auf 56 Mrd. USD in den nächsten zehn Jahren geschätzt

Ausblick:

Das AMIS Fondsmanagement sieht den Nikkei-Anstieg als vorerst abgeschlossen. Es sei unwahrscheinlich, dass der Index noch weiter nach oben klettere, obgleich auch nicht mit einem rapiden Absinken zu rechnen sei.

Eigeninitiative sei vom deutschen Aktienmarkt nicht zu erwarten; der DAX werde sich vornehmlich an den Vorgaben aus den USA orientieren.

Der US-amerikanische S&P-500-Index befindet sich nach Ansicht des AMIS Fondsmanagements in einer Konsolidierungsphase zwischen 996 und 1.050 Punkten. Sollte er die Marke von 1.050 Punkten überschritten haben, sei ein weiteres Ansteigen auf 1.070 Punkte wahrscheinlich.

Quelle: AMIS Asset Management

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