Kommentar
11:54 Uhr, 31.03.2003

AMIS - Börsenbericht vom 31.03.2003

Am letzten Handelstag des japanischen Finanzjahres hat die asiatische Leitbörse teils deutliche Verluste hinnehmen müssen. Belastend wirkten sich nach Aussagen von Händlern die Sorgen über den Einfluss eines sich länger hinziehenden Irak-Krieges auf die instabile Weltkonjunktur aus.

Der 225 Werte umfassende Nikkei-Index verlor 3,71 Prozent auf 7972,71 Punkte. Der breiter gefasste Topix-Index fiel um 3,66 Prozent auf 788 Zähler. "Insbesondere exportorientierte Technologieunternehmen werden von der Unsicherheit im Irak und dem Rückgang auf den Weltmärkten hart getroffen", sagte Masayoshi Okamoto von Jujiya Securities.

Die Aktie des Herstellers elektronischer Komponenten, Kyocera Corp, gab 4,85 Prozent auf 5880 Yen nach. Der Kurs der Papiere von Autobauer Toyota rutschte um 6,06 Prozent auf 2635 Yen. Die Aktien des Konsumelektronikherstellers Sony verloren 4,55 Prozent auf 4200 Yen und der Chipausstatter Advantest verbilligte sich um 3,87 Prozent auf 4220 Yen.

Ebenfalls vor dem Hintergrund des Krieges wurden Japanese Airlines Aktien abgestoßen. Die größte asiatische Luftfahrtgesellschaft hatte am Freitag bekannt gegeben, dass die japanische Handelskommission eine Anhebung der Ticketpreise im Zusammenhang mit gestiegenen Kraftstoffpreisen abgelehnt hätte. Japanese Airlines verlieren 2,97 Prozent auf 229 Yen. Mittlerweile sind weltweit 54 Menschen an der Lungenerkrankung SARS gestorben. Für weitere Verunsicherung sorgten die Zahlen zur japanischen Industrieproduktion, die im Februar um 1,7 Prozent gegenüber dem Vormonat zurückgegangen war. Analysten hatten einen Rückgang um 0,8 Prozent erwartet. In der vergangenen Woche waren die niedrigere Arbeitslosenquote und die nachlassende Deflation in Japan noch als positive Signale für die Ökonomie gewertet worden.

Wie gehabt: Der Irak-Krieg hatte den Handel an der Wall Street auch zum Wochenausklang belastet. Positive Konjunkturdaten gingen in dieser Gemengelage fast völlig unter. Der Index für das Verbrauchervertrauen der Universität Michigan fiel besser aus als erwartet. Der Dow Jones verlor 0,7 Prozent auf 8.146 Punkte. Die Nasdaq schloss bei 1.370 Punkten mit 1,1 Prozent im Minus.

Hoffnung auf steigende Kurse hätte vom Index für das Verbrauchervertrauen der Universität Michigan ausgehen können. Doch im Zeichen der Furcht vor einem langen Krieg im Irak gingen diese positiven Konjunkturdaten unter. Der Index fiel mit 77,6 Punkten besser aus als von Analysten erwartet. Auch die moderaten Zahlen zu den persönlichen Einkommen und Ausgaben der US-Bürger hatten wenige Auswirkungen auf die Märkte.

Die Hotelkette Hilton Hotels hat ihre Gewinnprognose mit Blick auf den Irak-Krieg zurückgeschraubt. Der Konflikt beeinträchtige die Buchungen, so der Kommentar. Der Umsatz je verfügbares Bett wird nach Angaben des kalifornischen Unternehmens im ersten Quartal um vier Prozent zurückgehen, beim Ergebnis sei gerade mal noch eine Schwarze Null erreichbar. Die Aktien verloren 0,4 Prozent auf 11,74 Dollar.

Berichte, wonach die weltgrößte Fluggesellschaft American Airlines bereits nächste Woche Insolvenz anmelden könnte, ließen den Kurs der Muttergesellschaft AMR abstürzen. Bereits am Donnerstag sickerten entsprechende Gerüchte aus Branchenkreisen durch, am Freitag griff dann die New York Times dieses Thema auf. Die Papiere brachen 11,7 Prozent auf 1,58 Dollar ein. Konkurrent United Airlines will unterdessen jährlich eine Milliarde Dollar einsparen. Die Aktien der Holding UAL der insolventen Fluggesellschaft stiegen um 1,2 Prozent auf 0,85 Dollar.

Newmont Mining hat im vierten Quartal den Gewinn dank des gestiegenen Goldpreises vervierfacht. Wegen des Irak-Krieges flüchten sich die Investoren in vermeintlich "sichere Häfen" wie Gold oder andere Edelmetalle. Die Aktien des weltweit größten Goldminenkonzerns stiegen um 8,3 Prozent auf 26,59 Dollar.

Der Lebensmittelgroßhändler Fleming scheint in ernsthafte Schwierigkeiten zu kommen. Das Unternehmen hatte vor einem Jahr seinen wichtigsten Kunden, die insolvente Supermarktkette K-Mart, verloren und kämpft seitdem ums Überleben. Zudem untersucht die Wertpapieraufsicht SEC die früheren Bilanzierungspraktiken von Fleming. Am Freitag lies das Management die Katze aus dem Sack: komme es nicht schnell zu einer Finanzierungslösung, sei das Fortbestehen gefährdet. Die Aktie wurde mit einem Minus von 46 Prozent auf 0,62 Dollar förmlich pulverisiert.

Corning, der Weltmarktführer für Glasfaserkabel, hat alle Asbestklagen, die gegen den Konzern anhängig waren, beigelegt und dafür eine Rückstellung von 200 Millionen Dollar gebildet. Die Freude über diese Nachricht währte aber nur kurz: nach anfänglichen Gewinnen drehte die Aktie mit 0,3 Prozent auf 6,00 Dollar ins Minus.

Der Kosmetikkonzern Avon Products freut sich über gute Geschäfte. Vor allem wegen erfolgreichen neuen Produkten wurden jetzt die Umsatzprognosen für das laufende Jahr angehoben. Auch an der Börse machte sich der weltweit größte Direktvertreiber von Kosmetik am Freitag schön: Die Aktie legte um 2,4 Prozent auf 56,90 Dollar zu.

Der Deutsche Aktienindex startete mit einem deutlichen Abschlag in die neue Handelswoche. Das Börsenbarometer fällt um 2,8 Prozent auf 2.448 Zähler.

Der Irak-Krieg bleibt weiter der dominierende Faktor am Markt. Der Kurs des Euro ist am Morgen auf den höchsten Stand seit Ausbruch des Irak-Kriegs gestiegen. Die Aussage des US-Oberkommandierenden Thommy Franks, dass der Krieg sich bis in den Sommer hinziehen könnte, belastet den Dollar. Im frühen Handel überschritt die Gemeinschaftswährung die Marke von 1,08 Dollar und kostete in Frankfurt 1,0835 Dollar. Ein Dollar war damit 0,9225 Euro wert. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Freitag auf 1,0730 Dollar festgesetzt.

An der Spitze der Verlierer steht die Münchener Rück, die zeitweise neun Prozent auf 54,80 Euro verliert. Trotz gegenteiliger Beteuerungen aus München bereiten die Gerüchte, um die wegen der aktuellen Börsenschwäche angeblich notwendige Kapitalerhöhung, weiter Sorgen. Zudem werden weitere Herabstufungen durch Rating-Agenturen befürchtet.

Die Commerzbank will am Vormittag auf einer Bilanzpressekonferenz ihre endgültigen Zahlen für 2002 vorlegen. Mit Spannung werden Einzelheiten zu möglicherweise geplanten Restrukturierungsmaßnahmen erwartet. Je nach dem wie diese ausfielen, könnte das der Aktie etwas helfen, hieß es. Etwas Hilfe könnte der Titel sehr gut gebrauchen, denn die Aktie verliert sechs Prozent auf 6,20 Euro.

Quelle: AMIS

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