Kommentar
16:21 Uhr, 28.03.2003

AMIS - Börsenbericht vom 28.03.2003

Sorgen vor einem länger als von vielen erwarteten Irak-Krieg haben auch am Freitag an der Börse in Tokio für Verkäufe unter den Blue Chips gesorgt. Der Nikkei verlor 1,1 Prozent auf 8.280 Punkte. Der Topix gab um 0,7 Prozent auf 818 Punkte nach. Im Handelsverlauf sank der Topix auf den niedrigsten Stand seit zwei Jahrzehnten.
Die Stimmung sei insgesamt mutlos, so ein Händler. Die Ausbreitung der neuen Form der gefährlichen Lungenentzündung sorgte an der Börse für zusätzliche Kursverluste. Für Verunsicherung habe zudem die Gefahr eines möglichen nordkoreanischen Raketentests gesorgt, hieß es weiter.
Kaum jemand wollte vor dem Wochenende Aktienpositionen aufbauen. Im Gegenteil: Insbesondere Automobil- und Technologieaktien gerieten unter Verkaufsdruck. Toyota-Papiere büßten knapp zwei Prozent ein und Nissan gab 2,4 Prozent auf 819 Yen ab.
Die Aktien des Elektronikkonzerns Canon verloren 2,7 Prozent auf 4.310 Yen. Der Elektronikkonzern Advantest fielen um 3,5 Prozent auf 4.390 Yen.
Fluggesellschaften gehörten zu den größten Verlierern, weil der Krieg einen anhaltenden Rückgang des Reiseverkehrs auslösen könnte. Japan Airlines brachen um knapp fünf Prozent ein.
"Die Folgen des Krieges für die Weltwirtschaft werden signifikant sein", sagte Tamio Kato vom Shinko Investment Trust der Nachrichtenagentur Bloomberg. "Alles könnte passieren, deshalb ist es unmöglich, definitive Investitionsentscheidungen zu treffen." Er bevorzuge derzeit die Anteile kleinerer Unternehmen.

Die "Washington Post" beunruhigte mit einem Bericht Konsumenten und Investoren. Die Zeitung schrieb, der Irak-Krieg könne noch Monate dauern. Die Schwierigkeiten der US-Streitkräfte seien größer als erwartet. Und die Börsen reagierten prompt mit Richtungslosigkeit. Der Dow Jones verlor 0,4 Prozent auf 8.201 Punkte. Die technologielastige Nasdaq gab 0,2 Prozent auf 1.384 Zähler nach.
Die unter Konkursrecht fliegende US-Fluggesellschaft US Airways hat angesichts des deutlichen Nachfragerückgangs infolge des Irak-Kriegs die Streichung einiger nationaler und internationaler Flüge angekündigt. Das Unternehmen schließt sich damit entsprechenden Schritten anderer US- und europäischer Fluggesellschaften an. Die siebentgrößte US-Airline teilte mit, die vorgesehenen Streichungen entsprächen vier Prozent der gesamten Flüge. Die Aktien, die nur noch außerbörslich gehandelt werden, sanken um 3,7 Prozent auf 0,104 Dollar.
Unterdessen hieß es aus Unternehmenskreisen der weltgrößten Fluggesellschaft American Airlines, der Konzern könnte bereits in der kommenden Woche einen Antrag auf Insolvenz stellen. Zurzeit würden Bankengespräche laufen, um eine Brückenfinanzierung über 1,5 Milliarden Dollar sicherzustellen. Ein schneller Konkursantrag soll helfen, dem Unternehmen dringend benötigte Barmittel zu sichern. Obwohl ein Konzernsprecher versicherte, man tue alles, um einen Konkurs abzuwenden, sprach der Markt ein eindeutiges Urteil: Die Aktie der Holding AMR stürzte 18,3 Prozent auf 1,79 Dollar ab.
Wenn es um den Wiederaufbau nach dem Irak-Krieg geht, fällt immer wieder der Name des Ölfeldausrüsters Halliburton. Das Unternehmen hat bereits jetzt einen ersten Auftrag von der US-Armee bekommen. Halliburton soll die brennenden irakischen Ölfelder löschen. Die Aktien stiegen um 3,9 Prozent auf 21,50 Dollar.
Die Aktien des Kommunikations-Chip-Herstellers Broadcom brachen 16,2 Prozent auf 12,91 Dollar ein. Die Investmentbank Morgan Stanley stufte ihre Anlageempfehlung von "overweight" auf "equal-weight" zurück. Zur Begründung hieß es, Broadcom bewege sich nach dem Management-Wechsel in einem Umfeld erhöhter Unsicherheit.
Der IT-Dienstleister Computer Sciences hat einen Großauftrag vom Mobilfunkkonzern Motorola erhalten. Das Outsourcing-Abkommen erstreckt sich über zehn Jahre und hat einen Gesamtumfang von 1,6 Milliarden Dollar. Die Anleger belohnten die Aktie mit einem Kursplus von 4,8 Prozent auf 33,37 Dollar. Im Zuge der Vereinbarung wechseln 1.300 Motorola-Mitarbeiter zu Computer Sciences. Für die Motorola-Aktie ging es 0,7 Prozent auf 8,45 Dollar ins Minus.
Der Telekommunikationskonzern Broadwing hat im vierten Quartal einen Verlust von 2,4 Milliarden Dollar verbucht. Grund waren Abschreibungen auf das aufgegebene Breitbandgeschäft. Operativ hat Broadwing einen Verlust von 12 Cent je Aktie eingefahren; das war deutlich besser als erwartet. Für 2003 erwartet der Konzern nur noch ein gebremstes Wachstum. Die Aktie gab 3,5 Prozent auf 4,15 Dollar ab.
Wie das Wall Street Journal berichtet, ist der Bekleidungskonzern Jones Apparel an der Übernahme des Konkurrenten Tommy Hilfiger interessiert. Obwohl beide Unternehmen diesen Bericht nicht kommentierten, schenkten ihm die Anleger doch einiges an Glauben. Die Hilfiger-Aktien schossen um 23,9 Prozent nach oben auf 7,30 Dollar, Jones gewann 1,3 Prozent auf 27,99 Dollar.

Die deutschen Blue Chips wie Münchener Rück und Allianz ziehen den Dax nach unten. Der Index für die deutschen Standardwerte verliert 1,2 Prozent auf 2.552 Punkte.
Der Irak-Krieg ist nach wie vor auch für die Börse eine große Belastung, zumal der Ölpreis wieder stark angezogen ist, so ein Händler. Die Investoren warten auf positive Nachrichten aus dem Kriegsgebiet.
Erneut stark unter Druck sind die Aktien des Rückversicherers Münchener Rück. Nach den enttäuschenden Zahlen vom Vortag, gibt es Gerüchte das Nettovermögen des Konzerns sei auf 38 Euro je Aktie geschrumpft. Weitere Gerüchte sagen, dass die Investmentbank Goldman Sachs für den Konzern ein Kursziel von 45 Euro ansetzt. Die Nachrichten lassen die Kurse purzeln. Die Aktien fallen um 9,2 Prozent auf 61,35 Euro.
Ebenfalls stark unter Druck sind die Aktien des Versicherungskonzerns Allianz. Sie fallen um 3,9 Prozent auf 50,21 Euro.
Die Papiere der Flug- und Touristikbranche halten sich noch vergleichsweise gut. Lufthansa-Aktien sinken um 2,6 Prozent auf 8,22 Euro. Die TUI-Scheine verlieren 0,7 Prozent auf 9,67 Euro.
Der Sportartikelhersteller Puma wird sein bislang lizenziertes Schuh- und Accessoires-Geschäft in Japan künftig selbst leiten. Mit der Übernahme will der Konzern seinen Umsatz- und das Ergebnis um zehn Prozent steigern. Der Lizenzvertrag mit der niederländischen Hagemeyer werde nach 30 Jahren Zusammenarbeit vorzeitig aufgelöst, teilte Puma in einer mit. Die Aktien legen um 2,9 Prozent auf 71,10 Euro zu.

Quelle: AMIS

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