Kommentar
12:00 Uhr, 15.04.2003

AMIS - Börsenbericht vom 15.04.2003

Auch dem Deutschen Aktienmarkt verhelfen die guten Unternehmenszahlen von Citigroup und IBM zu einem freundlichen Start. Der Dax steigt um 1,54 Prozent auf 2.818 Zähler.
Die Kapitalerhöhung der Allianz bleibt weiter ein Thema auf dem Parkett. Mit der Ausgabe neuer Aktien im Wert von 4,4 Mrd. Euro hat der Versicherer nach eigenen Angaben fast den gesamten Kapitalbedarf für die kommenden Jahre gedeckt. Im kommenden Jahr sowie auf absehbare Zeit seien keine weiteren Schritte geplant, erklärte der Konzern. Zum Handelsstart der Bezugsrechtsscheine für die jungen Aktien der Allianz gaben die Papiere des Allfinanzkonzerns kräftig um 5,47 Prozent auf 53,27 Euro nach. Das Kursminus sei jedoch auf den so genannten Verwässerungseffekt zurückzuführen, beruhigten Börsianer. Dabei werde der Preis für den Bezugsrechtsschein in Höhe von 5,84 Euro vom Schlusskurs des Vortages abgezogen.
Mit Interesse blickt der Markt auch auf die Deutschen Telekom. Wie der Konzern mitteilte, wurden im vergangenen Jahr aktiven und ehemaligen Konzernvorständen Gehälter in Höhe von insgesamt 41 Mio. Euro gezahlt. Davon entfiel allerdings ein Anteil von zwei Dritteln (26,4 Mio. Euro) auf ausgeschiedene Vorstände wie Ex-Telekom-Chef Ron Sommer. In einem Interview mit der "Süddeutschen Zeitung " bezifferte der aktuelle Telekom-Chef Kai-Uwe Ricke sein jährliches Grundgehalt mit 1,25 Mio. Euro. Am Dienstag legt der Konzern die endgültigen Zahlen für 2002 vor. Wie bereits Mitte März bekannt wurde, wurde durch außerplanmäßige Abschreibungen ein Rekordverlust von 24,6 Mrd. Euro verbucht. Operativ kann die Telekom jedoch mit einem Plus von mehr als 11 Prozent beim Umsatz und 7,8 Prozent beim EBITDA glänzen. Die T-Aktie steigt um 2,15 Prozent auf 11,88 Euro.
Für SAP gibt es heute schon einmal ein paar Vorschusslorbeeren. Analysten gehen davon aus, dass der Walldorfer Softwarekonzern im ersten Quartal 2003 trotz stagnierender Umsätze deutlich mehr verdient hat als im Vorjahr. Die SAP-Aktie steigt um 3,46 Prozent auf 87,28 Euro.

Wie bereits oben erwähnt, verhalfen die überraschend positiven Quartalszahlen des Finanzriesen Citigroup den US-Börsen zu einem positiven Handelsstart. Der Dow Jones Index kletterte um 1,8 Prozent auf 8.351 Zähler, die Nasdaq legte um 1,9 Prozent auf 1.385 Punkte zu.
Mit Beginn der Berichtssaison der US-Unternehmen rücke der Irak-Konflikt etwas in den Hintergrund, erklärten Börsianer. Die guten Citigroup-Zahlen würden ihr übriges dazu beitragen, den Blick wieder auf die Wirtschaft und weniger in Richtung Irak zu werfen. Insgesamt werden diese Woche rund 1.300 Unternehmen ihre Quartalszahlen veröffentlichen, darunter IBM, Microsoft und Intel.
Weniger Beachtung fanden die jüngsten US-Konjunkturzahlen. Wie das US-Handelsministerium mitteilte, sind die Lagerbestände im Februar gegenüber dem Vormonat um 0,6 Prozent gestiegen. Analysten hatten lediglich mit einem Plus von 0,3 Prozent gerechnet. Ein Anstieg der Lagerbestände geht in der Regel einem Rückgang der Produktion voraus, da die Unternehmen dann ihre Bestände erstmal abbauen.
Eine steigende Nachfrage nach Konsumenten-Krediten und ein starker Rentenhandel verhalfen der Citigroup im ersten Quartal 2003 zu einem Gewinnsprung. Wie das Unternehmen mitteilte, kletterte der Gewinn von 3,5 Milliarden Dollar oder 66 Cent je Aktie auf 4,1 Milliarden Dollar oder 79 Cent. Wie die gesamte Branche in den USA habe auch Citigroup von den Zinsen profitiert, die derzeit auf dem niedrigsten Niveau seit etwa 40 Jahren liegen, hieß es. Diese hätten eine Rekordnachfrage nach Hypotheken ausgelöst und die Kreditnachfrage gesteigert. Darüber hinaus habe die robuste Nachfrage der Kunden nach festverzinslichen Papieren zur Ergebnissteigerung beigetragen. Die Aktie stieg um 2,9 Prozent auf 38,43 Dollar.
Auch Konkurrent Bank of America hat kräftig zugelegt. Der Gewinn lag im ersten Quartal bei 2,4 Milliarden Dollar, 11 Prozent mehr als vor Jahresfrist und deutlich über den Erwartungen. Besonders gut haben sich dabei nach Unternehmensangaben das Kreditkartengeschäft und die Immobilienfinanzierung entwickelt. Die Aktie trat mit einem Plus von 0,8 Prozent auf 71,91 Dollar dagegen etwas auf der Stelle.
Auch Amerikas größter Immobilienfinanzierer, die halbstaatliche Federal National Mortgage Association - kurz: Fannie Mae, hat die Analystenerwartungen übertroffen. Der Gewinn ist um 22 Prozent auf 1,85 Milliarden Dollar oder 1,84 Dollar je Aktie gestiegen. Obwohl Fannie-Mae-Chef Franklin Raines von einem sich leicht verlangsamenden Geschäft sprach, legte die Aktie um 3,6 Prozent auf 71,49 Dollar zu. Fannie Mae vergibt selbst keine Immobilienkredite, sondern kauft diese den Geschäftsbanken ab und sorgt so für deren Refinanzierung.
Der Tabakriese Altria hat vor Gericht einen Teilerfolg erzielt. Um im Verfahren wegen irreführender Werbung mit "Light"-Zigaretten bei der Tochter Philipp Morris USA in die Berufung gehen zu dürfen, muss nur noch eine Sicherheit von sechs Milliarden Dollar hinterlegt werden. Das hat ein Richter im Bundesstaat Illinois entschieden. Bisher wurde die doppelte Summe gefordert. Die Aktie, die im Minus eröffnet hatte, drehte nach Bekanntgabe der Entscheidung ins Plus und wurde zum Schluss mit einem Zugewinn von 2,9 Prozent auf 31,48 Dollar gehandelt.
Widersprüchliche Zahlen kamen aus den US-Einzelhandelsunternehmen. Während die Nummer Eins Wal-Mart im April ihren Umsatz im Rahmen der Planungen steigern konnte, mussten Federated Department Stores und JC Penney Einbußen hinnehmen. Recht unterschiedlich auch die Kursreaktionen: Wal-Mart verbesserte sich um 2,3 Prozent auf 54,17 Dollar, Federated legte 2,1 Prozent auf 29,62 Dollar zu, JC Penney verlor dagegen 1,3 Prozent auf 17,66 Dollar.

Die Tokioter Börse hat sich von ihrem 20-Jahres-Tief gelöst und ist nach einer fünftägigen Verlustserie wieder ins Plus zurückgekehrt. Der Nikkei-225-Index gewann 1,1 Prozent auf 7.839 Zähler. Der Topix stieg um 1,6 Prozent auf 788 Punkte. Zu den größten Gewinnern gehörten die Exportwerte.
Grund für den Stimmungsumschwung sind die unerwartet gut ausgefallenen US-Unternehmensberichte, wie die Gewinnsteigerung bei Citigroup im ersten Quartal um 18 Prozent und der erste Quartalsgewinn bei IBM seit nahezu zwei Jahren.
Die Quartalszahlen in den USA ließen Hoffnungen auf einen beginnenden Aufschwung aufkeimen. "Wenn die Gewinne der US-Aktien nachhaltig sind, kann das Käufe antreiben", sagte Shigeharu Shiraishi von SG Yamaichi Asset Management dem Nachrichtensender Bloomberg.
Von der Trendwende konnten besonders die zuletzt gebeutelten Standardwerte profitieren. Toyota Motor kletterte um 3,63 Prozent auf 2.570 Yen. Sony gewann 2,62 Prozent auf 3.910 Yen.
Die angekündigte Preiserhöhung der PlayStation 2 Console von Sony Computer Entertainment verhalf dem Konkurrenten Nintendo zu einem Kurssprung. Der Titel legte um 2,61 Prozent auf 9.440 Yen zu.

Quelle: AMIS

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