Kommentar
14:07 Uhr, 14.04.2003

AMIS - Börsenbericht vom 14.04.2003

Der Deutsche Aktienindex startet freundlich in die neue Handelswoche. Das Börsenbarometer steigt zu Handelsbeginn um 0,66 Prozent auf 2.752 Zähler.
An der Spitze der Gewinner steht die Allianz, die drei Prozent auf 58,60 Euro zulegt. Wie der Versicherer am Wochenende bekannt gab, wird er im Rahmen der Kapitalerhöhung mit 4,4 Mrd. Euro mehr einnehmen als geplant. Das Gesamtvolumen von fünf Mrd. Euro an frischem Kapital bleibe aber unverändert, betonte der Münchener Konzern. Der Bezugspreis pro Aktie beträgt 38 Euro.
Dem Pharma- und Chemiekonzern Bayer droht neben den Lipobay-Klagen neues Ungemach. Einem Bericht der "Financial Times Deutschland" zufolge drohen Bayer möglicherweise Schadenersatzforderungen von Opfern des Apartheid-Regimes in Südafrika. Dem Konzern sowie den US-Wettbewerbern DuPont und Eli Lilly werde vorgeworfen, dem entmachteten Staatsapparat Anfang der 90er Jahre Entlaubungsmittel wie "Agent Orange" geliefert zu haben, heißt es. In den 80er Jahren wurde das Gift den Angaben zufolge im Krieg gegen Namibia, Angola und Mosambik und gegen die Untergrundkämpfer des derzeit regierenden Afrikanischen Nationalkongresses eingesetzt. Einige Firmen würden möglicherweise schon in dieser Woche schriftlich von den Vorwürfen informiert. Am Markt wartet man offenbar erstmal eine Bestätigung der Geschichte ab, die Aktie notiert 0,66 Prozent im Plus bei 15,52 Euro.
Die KarstadtQuelle AG hat Medienberichten zufolge den Zuschlag für das Deutsche Sportfernsehen (DSF) erhalten. Wie das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" unter Berufung auf Verhandlungskreise berichtet, hat das Kirch-Insolvenzmanagement eine schriftliche Zusage an die Beteiligten verschickt. Dem Bericht zufolge soll DSF zunächst an ein KarstadtQuelle-Tochterunternehmen gehen. Später sollen sich die EM.TV & Merchandising AG, Unterföhring, und der Schweizer Investor Hans-Dieter Cleven an einem gemeinsamen Konsortium beteiligen. KarstadtQulle wollte den Bericht gegenüber n-tv nicht kommentieren. Der MDax-Titel notiert 0,30 Prozent im Plus bei 13,43 Euro.

Zweifel an einer nachhaltigen Erholung der US-Wirtschaft haben sich durchgesetzt. Die teilweise guten Konjunkturdaten stießen auf Skepsis der Anleger. Juniper Networks kehrte in die Gewinnzone zurück. Nach anfänglichen, leichten Kursgewinnen schloss der Dow Jones mit 0,2 Prozent im Minus bei 8.203 Zählern, der Nasdaq Composit verlor 0,5 Prozent auf 1.358 Punkte.
Der US-Einzelhandelsumsatz ist stärker gestiegen als erwartet. Wie das US-Handelsministerium bekannt gab, kletterte der Einzelhandelsumsatz im März im Vergleich zum Vormonat um 2,1 Prozent. Analysten hatten einen Anstieg von 0,6 Prozent prophezeit.
Dennoch wurden die Zahlen mit aller Vorsicht aufgenommen; denn die Umsätze bezogen sich hauptsächlich auf den Automobil- und den Baubereich. Bei den Automobilen seien aber die Umsätze durch besondere Verkaufsanreize erzielt worden, was den Autobauern eine geringere Gewinn-Marge bescheren könnte. Die Bauausgaben befanden sich im Vormonat ohnehin auf historisch niedrigem Niveau, so dass die Steigerung zum März mit Vorsicht bewertet werden muss.
Auch der eine Stunde später von der Universität Michigan bekannt gegebene Index zum Verbrauchervertrauen fiel besser aus als erwartet. So stieg das Konjunkturbarometer im April von 77,6 im Vormonat auf 83,2. Volkswirte hatten lediglich einen Indexstand von 78,1 erwartet.
Die Freude der Ökonomen wird jedoch durch die US-Erzeugerpreise gedämpft. Diese sind im März stärker gestiegen, als von Analysten prognostiziert. Wie das US-Arbeitsministerium bekannt gab, kletterten die Erzeugerpreise im Vormonatsvergleich um 1,5 Prozent. Ohne Lebensmittel und Energie betrug das Plus 0,7 Prozent. Volkswirte hatten lediglich mit einem Anstieg von 0,4 Prozent beziehungsweise einen unveränderten Stand in der Kernrate gerechnet.
Die jüngsten Zahlen von General Electric geben ebenfalls wenig Grund zum Jubeln. Der US-Mischkonzern hat im ersten Quartal des laufenden Jahres neun Prozent weniger verdient als vor einem Jahr. Grund dafür sei vor allem der Einbruch im Gas-Turbinengeschäft, hieß es. Diese Sparte hatte zuvor stets zu den hohen Gewinnen des im Dow-Jones-Index gelisteten Unternehmens beigetragen. Mit dem Rückgang des Gewinns auf 3,2 Mrd. Dollar von 3,5 Mrd. Dollar vor Jahresfrist lag der Konzern aber im Rahmen der eigenen sowie der Analystenerwartungen. Der Gewinn je Aktie rutschte auf 32 Cents von 35 Cents. Der Markt honorierte zunächst das Erreichen der Zielgeraden, die Aktie fiel aber zum Handelsschluss zurück um 0,1 Prozent auf 27,36 US-Dollar.
Der US-Computerhersteller Apple verhandelt nach Angaben aus verhandlungsnahen Kreisen mit dem hoch verschuldeten französisch-amerikanischen Medienkonzern Vivendi Universal über einen Kauf der Musiksparte des Unternehmens, Universal Music Group. Nach Ansicht der Analysten könnte der verkauf des weltgrößten Musikkonzerns rund sechs Milliarden Dollar einbringen. Apple kommentierte den Bericht nicht. Die Aktie fiel auf 13,20 Dollar zurück, ein Minus von 8,1 Prozent.
Der weltweit zweitgrößte Netzwerkausrüster Juniper Networks hat im abgelaufenen ersten Quartal bei gestiegenen Umsätzen einen Gewinn erzielt. Der Netto-Gewinn betrug 3,7 Mio. Dollar oder 0,01 Dollar pro Anteilsschein. Ein Jahr zuvor verbuchte das Unternehmen noch ein dickes Minus von 46 Mio. Dollar oder einen Verlust von 0,14 Dollar pro Aktie. Das Juniper Network-Papier verteuerte sich um 8,1 Prozent auf 9,09 Dollar.

Der Tokioter Aktienmarkt findet keinen Halt. Der Nikkei-Index setzte seine Talfahrt fort und fiel um 0,8 Prozent auf ein neues 20-Jahres-Tief bei 7.752,10 Punkten. Der breit gefasste Topix-Index verlor 0,85 Prozent auf 775,61 Zähler.
Neben den anhaltenden Sorgen über eine nachhaltige Erholung der US-Konjunktur, leiden die asiatischen Aktienmärkte auch unter den wirtschaftlichen Folgen der Lungenkrankheit SARS. In dieser Woche wird sich die Aufmerksamkeit der Anleger vor allem auf die anstehenden Quartalsergebnisse der US-Konzerne, wie Intel oder Microsoft richten. Die unerwartet positiven Daten zum US-Einzelhandelsumsatz und zum Verbrauchervertrauen vom Freitag schüren die Hoffnung, dass die US-Wirtschaft in einem besseren Zustand sein könnte, als von Analysten erwartet.
Dem Brokerhaus Nomura Holdings machen die anhaltenden Verkäufe der Pensionsfonds zu schaffen. Der Titel verliert 1,54 Prozent auf 330 Yen.
In Hongkong verloren die Aktien von Cathay Pacific Airways sechs Prozent. Die Airline schließt nicht mehr aus, ihre gesamte Flotte am Boden zu lassen, da das Geschäft wegen SARS zusammengebrochen ist. In Singapur gab Singapur Airlines ebenfalls um drei Prozent nach.
Die Aktien der beiden Hochtechnologieunternehmen NEC und Advantest gaben 4,2 beziehungsweise 4,3 Prozent nach. Kyocera sanken 3,8 Prozent.
Zu den Gewinnern gehören die Aktien des Pharmakonzerns Takeda Chemical Industries, die 4,6 Prozent zulegten, nachdem sie am Freitag auf den tiefsten Stand seit vier Jahren gefallen waren.
Sony und andere exportorientierte Werte legten ebenfalls zu. Sie profitierten von den überraschend positiven US-Verbraucherdaten, die am Freitag veröffentlicht worden waren.

Quelle: AMIS

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