Kommentar
11:26 Uhr, 10.04.2003

AMIS - Börsenbericht vom 10.04.2003

Der Deutsche Aktienindex Dax startete am Donnerstag nach den negativen Vorgaben der US-Börsen vom Vortag zunächst mit leichten Verlusten in den Handel und notierte 0,6 Prozent im Minus bei 2718 Punkten, drehte aber dann - wenn auch nur kurzzeitig - ins Plus.
Die Einnahme zentraler Teile der irakischen Hauptstadt Bagdad durch US-Truppen hatte am Mittwoch die Börsen weltweit nur kurz beflügelt. Der Dax drehte nach Fernsehbildern über US-Truppen auf den Straßen Bagdads zwar kurz ins Plus, gab die Gewinne dann aber wieder ab. Börsianern zufolge trete nun mit dem nahenden Ende des Irak-Kriegs die Unsicherheit der Anleger über die Entwicklung der Konjunktur wieder in den Vordergrund.
Auf Unternehmensseite stehen die Aktien der Münchener Rück und der Allianz im Blickpunkt. Beide Versicherungsunternehmen hatten gestern die Konditionen für die Begebung von Anleihen bekannt gegeben. Münchener Rück notierten mit 1,29 Prozent im Plus bei 10,70 Euro. Allianz holten um 0,78 Prozent auf 58,45 Euro auf.
Nach negativen Meldungen zur Auslastung und neuerlichen Gerüchten zu einem Verlust in Höhe von 300 bis 350 Mio. Euro eröffnen Lufthansa mit einem Minus von knapp zwei Prozent bei 8,51 Euro, erholten sich aber auf 8,70 Euro (plus 0,23 Prozent) Die Titel des Touristik-Konzerns TUI verlieren nur leicht auf 10,75 Euro (minus 0,5 Prozent).
Die Schering AG hält heute ihre Hauptversammlung ab. Schering eröffnen in einem schwachen Markt bei 41,48 um 0,88 Prozent leichter, machen die Verluste aber wieder wett.
Aus konjunktureller Sicht wird heute das Statistische Bundesamt den Baupreisindex für die Wohngebäude für Februar veröffentlichen. Die Europäische Zentralbank wird ihren Monatsbericht präsentieren. Vom Europäischen Statistikamt kommt das Bruttoinlandsprodukt für das vierte Quartal für die Länder der Euro-Zone.

An das Kriegs-Ende im Irak haben sich die Marktteilnehmer schnell gewöhnt. Ein kurzzeitiges Plus beim Dow Jones ist einem Minus gewichen. Anleger konzentrieren sich wieder stärker auf die schwachen Fundamentaldaten. Der Dow-Jones-Index notierte 1,2 Prozent schwächer bei 8.198 Zählern, der Nasdaq-Index verlor 1,9 Prozent auf 1.357 Punkte.
Trotz der Erfolge der US-Armee spielen die Nachrichten aus dem Irak nur noch eine untergeordnete Rolle, erklärten Händler. Ein Sieg der von den USA geführten Koalitionstruppen sei in den Kursen bereits eingepreist. Die Aufmerksamkeit der Börsianer richte sich nun vor allem wieder auf das zukünftige Wirtschaftswachstum und die Unternehmensmeldungen. Die jüngsten Gewinnwarnungen führen den Investoren wieder vor Augen, dass es nicht besonders gut um die Gewinnsituation der Konzerne bestellt sei.
"Die Leute tanzen nicht auf der Wall Street. Es gibt einige, die sagen, jetzt wo der Krieg vorüber ist, müssten wir auf die Wirtschaft sehen, und die sieht ziemlich krank aus", sagte ein Wall Street Stratege.
Der Ölpreis ist wieder leicht angestiegen. Das US-Energieministerium hat mitgeteilt, dass die US-Rohölvorräte überraschend stark gesunken seien. Marktteilnehmer rechnen nun damit, dass die OPEC die Förderung und den Export von Rohöl noch in diesem Monat drosseln wird. Die in London gehandelte Sorte Brent steigt um gut einen halben US-Dollar auf 25,60 US-Dollar pro Barrel Rohöl.
Das US-Pharmaunternehmen Abbott Laboratories hat im ersten Quartal auf Grund höherer Kosten für ein neues Medikament weniger verdient als im gleichen Vorjahreszeitraum. Der Netto-Gewinn sank von 854 Mio. US-Dollar auf nur noch 801 Mio. US-Dollar. Die angekündigte Prognose für das Gesamtjahr hat Abbott noch mal bestätigt. Das Unternehmen will ein Gewinn pro Aktie von 2,20 bis 2,25 US-Dollar erwirtschaften. Die Aktie gewann 0,7 Prozent auf 40,21 US-Dollar.
Obwohl die Bilanz-Saison erst kommende Woche so richtig in Fahrt kommt, sickern jetzt schon erste Einschätzungen der Quartalsergebnisse durch.
Ein erstes Opfer ist das Internet-Unternehmen Yahoo. Die Investmentbank JP Morgan hat Yahoo zwar als "neutral" eingestuft, sieht die Geschäftsentwicklung kurzfristig eher vorsichtig. Die Aktie verlor 3,9 Prozent auf 22,87 US-Dollar. Vom Abwärtssog bei Internet-Papieren war auch der Einzelhändler Amazon betroffen. JP Morgan hat die Aktie auf "untergewichten" eingestuft. Der Kurs verbilligte sich um 5,5 Prozent auf 25,06 US-Dollar.
Die Aktien der Baumarkt-Kette Stanley Works mussten deutliche Verluste hinnehmen. Grund ist eine versteckte Gewinn- und Umsatzwarnung. Wegen der sich verschlechternden Kostensituation will das Unternehmen weitere Filialen schließen und beim Personal einsparen. Das Papier verlor an der New Yorker Wall Street 11,6 Prozent auf 21,12 US-Dollar.
Der Technologiekonzern NCR hat seinen Verlust im ersten Quartal deutlich verringert. Vor allem Kostensenkungen konnten positiv auf das Ergebnis durchschlagen. Die Aktie legte einen Kurssprung hin und schloss mit einem Plus von 11 Prozent bei 20,40 US-Dollar.

Die Besorgnis über die Entwicklung der US-Wirtschaft hat am Donnerstag an den fernöstlichen Märkten die Erleichterung über den Fall Bagdads überlagert. An vielen asiatischen Aktienmärkten gab es Verluste, während der Dollar sich kaum bewegte. Der Goldpreis profitierte nach Angaben von Händlern von der Unsicherheit über die Entwicklung nach dem Irak-Krieg. Vor allem wegen des Rückgangs an den Aktienmärkten stiegen auch die Kurse von Anleihen.
Die Börse hat am Donnerstag zum dritten Mal in Folge schwächer tendiert und dabei die psychologisch wichtige Marke von 8000 Punkten unterschritten. Sorgen um den Zustand der globalen Wirtschaft und heftige Verkäufe institutioneller Anleger drückten Blue Chips wie Mitsui Fudosan, erklärten Händler.
Der Nikkei-Index an der Tokioter Börse schloss bei 7980 Punkten um 0,96 Prozent leichter. der Topix notierte über ein Prozent leichter bei 792 Zählern.
Die Aktien des Elektronikkonzerns Sony schlossen auf einem Vier-Jahres-Tief bei 3910 Yen um 2,74 Prozent leichter. Als Ursache wurden starke Verkäufe von Pensionsfonds gesehen. Zuvor hatten die Aktien schon verloren, nachdem Morgan Stanley die Titel von "over-weight" auf "equal-weight" herabgestuft hatte.
Die Standardwerte kamen unter anderem wegen der Unsicherheit über die Entwicklung der Weltwirtschaft nach dem sich abzeichnenden Ende des Irak-Kriegs unter Druck, hieß es. "Die Nachkriegs-Rallye, die viele von uns erwartet hatten, traf nicht ein und nun bleiben wir zurück mit der Realität einer sehr fragilen Wirtschaft sowohl in Japan wie global," sagte Masayoshi Yano der Tokai Tokyo Securites.
Gegen 07.00 Uhr MESZ wurde der Dollar bei 119,92/97 Yen gehandelt, nur wenig verändert von dem Stand im späten US-Handel von 120,17/25 Yen.

Quelle: AMIS

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