Kommentar
11:25 Uhr, 04.04.2003

AMIS - Börsenbericht vom 04.04.2003

Der Deutsche Aktienindex ist sehr fest in den letzten Handelstag der Woche gestartet, musste einen Teil der Gewinne jedoch gleich wieder abgeben. In der ersten Handelsstunde liegt das Börsenbarometer 0,88 Prozent im Plus bei 2.593 Punkten.
Der Kriegsverlauf im Irak bleibe weiter im Mittelpunkt des Geschehens, erklären Händler. Der Kampf um Bagdad habe nun die riskanteste Phase des Krieges eingeläutet, da würden alle Nachrichten aus der Golfregion genau beobachtet. Nach Angaben eines ranghohen US-Offiziers haben US-Truppen inzwischen offenbar den strategisch wichtigen internationalen Flughafen der irakischen Hauptstadt Bagdad unter ihre Kontrolle gebracht. Der Flughafen ist 20 Kilometer vom Stadtzentrum Bagdads entfernt.
Bayer kann sich über einen juristischen Sieg freuen. Der Pharmakonzern hat im US-Bundesstaat Mississippi einen zweiten Prozess um den Cholesterinsenker Lipobay/Baycol gewonnen. Die Jury kam zu dem Schluss, dass die Beschwerden der Klägerin nicht auf die Einnahme von Baycol zurückzuführen seien und wies ihre Schadenersatzansprüche ab. Die Klägerin hatte 50.000 US-Dollar Schadenersatz gefordert. Im März war der deutsche Pharmakonzern bereits von den Schadensersatzforderungen eines 82-Jährigen über 550 Mio. US-Dollar freigesprochen worden. Auch wenn zwei gewonnene Klagen in Anbetracht von rund 8.400 Klagen in Sachen Lipobay nicht viel sind, wird dieser Etappensieg an der Börse kräftig gefeiert. Die Aktie steigt um 5,38 Prozent auf 14,11 Euro.
Eine Gewinnwarnung des US-Konkurrenten PeopleSoft verhagelt dem deutschen Softwarekonzern SAP den Tag. PeopleSoft hatte am Donnerstag eingeräumt, dass Ergebnis und Umsatz die Erwartungen der Börse im ersten Quartal wohl nicht erfüllen werde. Grund seien die wegen des Irakkriegs zurückgestellten Investitionen der Unternehmen, hieß es. Die Peoplesoft-Aktien brachen im nachbörslichen US-Geschäft ein. Auf dem Frankfurter Parkett sorgen sich die Anleger nun um die Geschäftsentwicklung bei SAP und lassen die Aktie um 3,36 Prozent auf 73,97 Euro fallen. Der Walldorfer Konzern selbst trägt wenig dazu bei, die Märkte zu beruhigen. Man werde zu diesem Zeitpunkt keine Stellungnahme abgeben, hieß es lediglich.

Die Wall Street schloss am Donnerstag leichter. Dabei spielten die Nachrichten über das Vorrücken alliierter Truppen im Irakkrieg bis an die Außenbezirke von Bagdad wieder eine wichtige Rolle. Laut Händlern wird von einem kurzfristigen Sturz der irakischen Regierung ausgegangen, der einen weiteren Kurssprung nach sich ziehen könnte. Auf der anderen Seite sorgten schwache Konjunkturdaten für Gewinnmitnahmen nach den kräftigen Pluszeichen des Vortages. Der Dow Jones verlor 0,5 Prozent auf 8.240 Punkte, während die Nasdaq 0,1 Prozent auf 1.396 Zähler nachgab.
Schlechte Nachrichten kamen erneut von der Konjunkturseite: Das US-Arbeitsministerium veröffentlichte den saisonbereinigten Verlauf der US-Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe für die Woche zum 29. März. Die Zahl stieg demnach um 38.000 auf 445.000 Erstanträge, während Experten durchschnittlich eine Zunahme um 3.000 Anträge geschätzt hatten. Der Wert für den gleitenden Vierwochendurchschnitt kletterte von revidierten 423.750 in der Vorwoche auf 426.250 Erstanträge, auf Leistungen im Rahmen der US-Arbeitslosen-versicherung. Eine Zahl von etwa 400.000 Erstanträgen gilt allgemein als Signal für einen stagnierenden Arbeitsmarkt.
Zudem ist die Geschäftstätigkeit im US-Dienstleistungssektor im März überraschend geschrumpft. Der an den Finanzmärkten viel beachtete Service-Index des Institutes for Supply Management (ISM) sank auf 47,9 von 53,9 Punkten im Februar. Mit einem Stand von unter 50 Zählern wird eine rückläufige Geschäftstätigkeit signalisiert. Zuletzt lag der Index im Januar 2002 unter 50 Punkten.
Der Radiosender Radio One gab bekannt, dass er nach wie vor davon ausgeht, seine Ergebnisprognose für das erste Quartal erfüllen zu können. Demnach rechnet man unverändert mit einem Gewinn von 5 Cents pro Aktie vor Einmaleffekten sowie einem Cash-Flow nach Steuern von 10 Cents pro Aktie. Analysten gehen von einem Verlust von 1 Cent pro Aktie aus. Die Aktie von Radio One gewann 1,1 Prozent auf 14,15 Dollar.
Der Reifenhersteller Goodyear Tire & Rubber Co. teilte mit, dass er im vierten Quartal nach einer hohen Abschreibung einen deutlich größeren Nettoverlust ausweisen muss. Demnach belief sich der Nettoverlust auf 1,1 Mrd. Dollar bzw. 6,30 Dollar pro Aktie nach einem Verlust von 174 Mio. Dollar bzw. 1,07 Dollar pro Aktie im Vorjahr. Analysten gingen im Vorfeld von einem Verlust von 4 Cents pro Aktie aus, in dem jedoch keine Sondereffekte enthalten waren. Der Umsatz im abgelaufenen Quartal erhöhte sich im Vergleich zum Vorjahr um 1,7 Prozent auf 3,53 Mrd. Dollar. Die Aktie von Goodyear Tire & Rubber machte 6,1 Prozent auf 5,74 Dollar gut.
Der Computerhersteller Dell bestätigte die Prognosen für das erste Quartal 2003. Demnach wird ein Gewinn von 23 Cents je Aktie erwartet. Dies wäre eine Steigerung von 35 Prozent verglichen mit dem Vorjahreszeitraum. Der Umsatz soll um 18 Prozent auf 9,5 Mrd. Dollar ansteigen. Der Kurs der Aktie stieg 2,1 Prozent auf 28,67 Dollar.
Der Softwarekonzern Cognos hat Zahlen zum abgelaufenen vierten Quartal vorgelegt. Wie das Unternehmen mitteilte, stieg der Umsatz auf 163,7 Mio. Dollar von 142,8 Mio. Dollar im Vorjahreszeitraum. Der Gewinn belief sich auf 33 Cents je Aktie nach einem Gewinn von 1 Cents je Aktie. Analysten erwarteten einen Wert von 27 Cents je Aktie. Die Aktie von Cognos gewann 6,8 Prozent auf 25,32 Dollar.
Die Southwest Airlines Co., die sechstgrößte Fluggesellschaft in den USA, meldete, dass die Verkehrszahlen im März durch den Irak-Krieg und das späte Osterfest beeinträchtigt wurden. Zudem mache es der Krieg unmöglich, eine Prognose für den Monat April abzugeben. Die Billig-Fluglinie teilte demnach mit, dass die Kapazitätsauslastung im abgelaufenen Monat um 2,9 Prozentpunkte auf 67,2 Prozent zurückgegangen ist. Die Aktie verlor 2,3 Prozent auf 14,68 Dollar.

Die Tokioter Börse konnte sich nach einem schwachen Handelstag doch noch mit einem Plus ins Wochenende verabschieden. Der Nikkei-Index legte um 0,7 Prozent auf 8.074 Yen zu. Der Topix gewann 0,2 Prozent auf 796 Yen.
In Seoul sorgte der vermeintliche Tod von Microsoft-Gründer Bill Gates für zeitweilige Kurseinbrüche. Nachdem der halbstaatliche Fernsehsender MBC TV die Nachricht von einem tödlichen Attentat auf Gates brachte, sackte der führende Index an der Börse in Seoul um 1,5 Prozent ab. Die Meldung, dass der Software-Pionier bei einer Benefizveranstaltung in Los Angeles erschossen worden sei, wurde unmittelbar danach von zwei weiteren Nachrichtensendern übernommen.
Schon eine Viertelstunde später strahlten die Fernsehsender Entschuldigungen für die Falschmeldung aus, woraufhin sich die Kurse wieder erholten. Das haltlose Gerücht war von einer offenbar manipulierten Website aus im Stile des US-Nachrichtensenders CNN verbreitet worden.
Index-Schwergewicht Tokyo Electron belastete den Markt mit einer Gewinnwarnung. Der weltweit zweitgrößte Chipausrüster kündigte für das zweite Jahr in Folge einen Nettoverlust an. Gleichzeitig wurden die Erwartungen für das am 01.April gestartete Fiskaljahr gesenkt, das zehnprozentige Wachstumsziel wurde verworfen. Zur Begründung verwies Tokyo Electron auf die Folgen des Irak-Krieges, die Nachfrage und die allgemein schwache Wirtschaftslage. Insgesamt will der Chipkonzern seine Mitarbeiterzahl nun um acht Prozent kürzen. Die Aktie verliert 1,31 Prozent auf 4.530 Yen.
Die Ausbreitung der lebensgefährlichen Lungenkrankheit SARS lastet weiter auf den Reisekonzernen. Branchenexperten befürchten drastische Gewinneinbrüche, da die Krankheit den Reiseverkehr auf einigen Strecken fast komplett zum Erliegen gebracht hat. Japans größte Reiseagentur Kinki Nippon Tourist verliert 2,63 Prozent auf 185 Yen. Kinki hat bereits einen Großteil der Reisen nach Hongkong und in die chinesische Provinz Guangdong storniert. Grund ist die Warnung der Weltgesundheitsorganisation WHO diese Regionen zu meiden.
Gefragt waren im Tokioter Handel auch die Bankenwerte. Diese hatten in den vergangenen Tagen am deutlichsten verloren. Sumitomo Mitsui Financial Group gewannen 1,2 Prozent. Mitsubishi Tokyo Financial Group beendeten den heutigen Tag mit einem Plus von 2,2 Prozent.

Quelle: AMIS

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