Kommentar
12:52 Uhr, 03.04.2003

AMIS - Börsenbericht vom 03.04.2003

Die verbesserte Nachrichtenlage im Irak hob merklich die Stimmung an der Wall Street. Nach zwischenzeitlichen Problemen scheine die US-Armee wieder besser voran zu kommen, freuten sich Händler. Es gebe Berichte, nach denen die US-Truppen bis auf 25 Meilen an Bagdad vorgerückt seien. Dies wecke die Hoffnung auf ein rasches Ende des Krieges. Unterstützt wurde die gute Stimmungslage vom sinkenden Ölpreis.
Der Dow Jones Index legte 2,7 Prozent auf 8.286 Zähler zu, die Nasdaq gewann 3,6 Prozent auf 1.397 Zähler.
Händler fanden noch eine weitere Begründung für den Kursanstieg: Der Beginn eines Quartals werde von institutionellen Anlegern traditionell für Aktienkäufe genutzt, hieß es mit Blick auf die steigenden Kurse.
Bei aller Euphorie sollte die Erholung des Marktes jedoch nicht überbewertet werden, mahnten einige Börsianer. Schließlich seien die US-Aktien immer noch hoch bewertet und auch an der konjunkturellen Schwäche der US-Wirtschaft habe sich nichts geändert.
Wie zur Unterstreichung der Mahnung gab es schwache Konjunkturdaten, die jedoch erneut ignoriert wurden: Die US-amerikanische Industrie hat im Februar überraschend wenige neue Aufträge erhalten. Der Auftragseingang in der Industrie verringerte sich im Vergleich zum Vormonat um 1,5 Prozent, teilte das Handelsministerium mit. Der Rückgang war so stark wie zuletzt im September 2002. Volkswirte hatten im Durchschnitt lediglich einen Rückgang von nur 0,8 Prozent erwartet.
Der Finanzdienstleister First Data meldete, dass er die Concord EFS, einen Abwickler elektronischer Transaktionen, für rund 7 Mrd. Dollar in Aktien übernehmen wird. Im Rahmen der Übernahme erhalten Concord-Aktionäre für jede ihrer Aktien 0,40 First Data-Aktien, was basierend auf den gestrigen Schlusskursen 13,87 Dollar pro Aktie entspricht. Mit der Transaktion werden somit der mehrheitliche Anteil von First Data an dem Bankautomaten-Netzwerk NYCE und die Konkurrenz-Netze STAR, MAC und Cash Station von Concord zusammengeführt.
Der Biotechnologieriese Biogen hat die Gewinnschätzungen für das erste Quartal und das Gesamtjahr angehoben. Als Grund wurde unter anderem der starke Umsatz des Multiple-Sklerose-Medikaments Avonex genannt. Die Aktie profitierte mit einem Anstieg von 12,2 Prozent auf 33,99 Dollar.
Der Werkzeughersteller Black & Decker gab bekannt, dass er die Erwartungen der Analysten im ersten Quartal voraussichtlich erfüllen oder übertreffen wird. Jedoch rechnet man aufgrund schwacher wirtschaftlicher Rahmenbedingungen mit einem geringer als erwarteten Umsatz. Das Unternehmen prognostiziert demzufolge einen Gewinn, der die Schätzung der Analysten von 43 Cents pro Aktie erfüllt oder sogar übertrifft. Der Umsatz soll nach einer anhaltend schwachen Wirtschaft in 2003 jedoch lediglich im unteren einstelligen Prozentbereich wachsen. Die Aktie gewann 4,9 Prozent auf 36,91 Dollar.
Die verschärfte Krise in der Luftfahrtindustrie hat dem weltgrößten Flugzeughersteller Boeing im ersten Quartal einen Einbruch bei den Auslieferungen beschert. Von Januar bis März wurden 35 Prozent weniger Zivilmaschinen an Kunden ausgeliefert, heißt es. Die Boeing-Aktie schlug sich dennoch beachtlich gut und legte 3,9 Prozent auf 26,65 Dollar zu.
Coca-Cola Enterprises, das größte Abfüllunternehmen für Getränke der Coca-Cola, teilte mit, dass sie nach wie vor davon ausgehen, ihre Ergebnisprognose für das Gesamtjahr zu erfüllen. Demnach rechnet man für 2003 unverändert mit einem Gewinn von 1,15-1,22 Dollar pro Aktie. Analysten prognostizieren einen Gewinn von 1,18 Dollar pro Aktie. Die Aktie legte 7,2 Prozent auf 19,91 Dollar zu.

Nach den deutlichen Kursgewinnen am Vortag sank der Deutsche Aktienindex in einem volatilen Handel zunächst ins Minus. Börsianer hatten diese Entwicklung erwartet, da die Unsicherheit der Anleger trotz des Vorrückens der US-Truppen in Richtung Bagdad anhalte. Die Investoren seien skeptisch über den weiteren Kriegsverlauf. Dann orientierten sich die Händler jedoch an positiven Unternehmensergebnissen und den Vorgaben aus den USA.
Der Dax verbucht ein Plus von 0,36 Prozent auf 2599 Punkte.
"Die Frage heute wird sein, ob die Euphorie an den Märkten am Mittwoch nicht etwas verfrüht und übertrieben war", sagte Christian Schmidt, Marktanalyst bei der Helaba. Institutionelle Anleger hielten sich weiter mit größeren Investitionen zurück, ergänzte er. Ein Händler äußerte sich ebenfalls zurückhaltend: "Wenn im Irak Giftgas oder chemische Kampfstoffe eingesetzt werden sollten, würde der Markt nochmals richtig runtergehen."
Nach Angaben aus US-Militärkreisen sind irakische Elitetruppen in der Nacht zum Donnerstag von Bagdad aus nach Süden vorgerückt, um den Vormarsch der US-Truppen auf die irakische Hauptstadt zu blockieren. US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld warnte, dass angesichts bevorstehender Kämpfe rund um Bagdad "gefährliche Tage" bevorstünden.
Die Versicherer Allianz und Münchener Rück erholen sich auch am Donnerstag weiter. Kurz nach Handelsbeginn hatten Marktkreise berichtet, die Investmentbank JP Morgan habe die Aktie der Münchener Rück sowie den europäischen Rückversicherersektor auf overweight hochgestuft. Die Allianz verbucht einen Zuschlag von 3,34 Prozent, die Münchener klettern auf 64,42 Euro, ein Wertaufschlag von 5,07 Prozent.
Positive Vorgaben von den Technologiewerten in den USA helfen den deutschen Elektronikherstellern am Donnerstag. Die Titel des Computergiganten Microsoft, des Speicherchipherstellers Intel und des Computerkonzerns IBM hatten in den USA am Mittwoch deutlich zugelegt. SAP gaben im Vorfeld ihrer Bilanzvorlage zunächst ab, verbessern sich dann aber auf 77,27 Euro, ein Plus von 0,39 Prozent. Zwar erwarten Analysten für den Konzern bei stagnierenden Umsätzen ein besseres Ergebnis. Dabei sollen jedoch die wichtigen Software-Lizenzumsätze deutlich zurückgegangen sein.
Siemens verteuert sich nach einem Verlust von mehr als einem Prozent um 0,35 Prozent gegenüber dem Vortagesschluss auf 40,20 Euro. Infineon steigern sich seit Handelsbeginn und legen um 1,32 Prozent auf 6,89 Euro zu. Am Vortag hatte das amerikanische Handelsministerium erklärt, der südkoreanische Infineon-Konkurrent Hynix habe wettbewerbswidrige Subventionen erhalten.

Berichte über ein weiteres zügiges Vorankommen der US-geführten Truppen im Irak verhalfen der asiatischen Leitbörse zunächst zu Kursgewinnen. Verluste bei Bankaktien belasteten den Handel aber im Verlauf und hielten die Gewinne in Grenzen.
Der Nikkei-225-Index verlor am Ende 0,7 Prozent auf 8.018 Zähler, der Topix gab 0,5 Prozent bzw. vier Punkte auf 794 Punkte ab.
Standardwerte wie Sony legten, inspiriert von den Gewinnen der Technologieaktien an der Wall Street am Vortag, zunächst zu. Alle fundamentalen Probleme in der japanischen Wirtschaft blieben aber ungelöst, erklärte ein Händler.
Im Vorfeld der Vorlage ihrer Geschäftszahlen für das vergangene Geschäftsjahr verbuchten die japanischen Megabanken herbe Verluste. Bei Mizuho Holdings, der nach Bilanzsumme größten Bank der Welt, sorgten Verkäufe durch Morgan Stanley, Deutsche Securities und Indosuez Securities für einen historischen Tiefstand von 72.700 Yen - ein Minus von 10,8 Prozent gegenüber dem Vortag.
Mitbewerber Sumitomo Mitsui verloren 7,49 auf 173.000, UFJ Holdings gaben 6,73 Prozent ab, Mitsubishi Financial rutschten 2,84 Prozent auf 410.000 Yen. Das Unternehmen hatte einen nahezu verdoppelten Verlust gegenüber dem Vorjahr bekannt gegeben.

Quelle: AMIS

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