AMIS - Börsenbericht vom 01.04.2003
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Die US-Börsen rutschten zum Wochenstart kräftig ins Minus. Hauptthema auf dem Parkett war der Kriegsverlauf im Irak. Auch am 11. Tag des Krieges deutet nichts auf eine schnelle Entmachtung des Regimes im Irak hin. Für Enttäuschung sorgten zudem neue Konjunkturdaten, so fiel der Chicagoer Einkaufsmanagerindex unerwartet stark. Die Wall Street reagierte entsprechend: Der Dow Jones fiel 1,8 Prozent auf 7.995 Punkte, die Nasdaq gab 2,0 Prozent auf 1.342 Zähler nach.
Der Irak-Krieg blieb das beherrschende Thema, berichteten Händler. Die jetzt offen geführte Diskussion über strategische Fehler der militärischen Führung mache nur allzu deutlich, dass der Krieg nicht wie geplant verlaufe. Daher hatte die Furcht, dass sich der Krieg in die Länge ziehen werde, den Markt fest im Griff. Beunruhigend für die Anleger seien auch die von der irakischen Führung angekündigten Selbstmordattacken gegen die USA.
Ein langer Krieg würde auch der US-Wirtschaft stärker schaden als erwartet, meinen Analysten. Ohnehin läuft der Konjunkturmotor nur mit halber Kraft - das zeigte auch der Chicagoer Einkaufsmanagerindex. Dieser Konjunkturindex ist im März unerwartet stark gesunken. Konkret wurde ein Rückgang von 54,9 auf 48,4 Zähler verzeichnet. Damit wird eine Schrumpfung im Verarbeitenden Gewerbe für die wichtige Region im Mittleren Westen der USA signalisiert. Zuletzt lag der Index im Oktober unter der Marke von 50 Zählern.
Auch die jüngste Mitteilung der Semiconductor Industry Association (SIA) konnte nicht erfreuen und setzte die Halbleiterbranche zusätzlich unter Druck. Wie SIA mitteilte, ist der weltweite Umsatz mit Halbleitern im Februar im Vormonatsvergleich um 3,3 Prozent zurückgegangen. Gerade in Segmenten wie PCs, mobile Anwendungen und Konsumentenprodukte, die in der jüngsten Vergangenheit für Wachstum gesorgt hätten, sei ein Nachfragerückgang zu verzeichnen gewesen, hieß es. Branchenprimus Intel verlor 5,5 Prozent auf 16,28 Dollar, Texas Instruments gab 6,2 Prozent auf 16,31 Dollar ab und AMD verlor knapp 1,0 Prozent auf 6,16 Dollar.
Die Aktie des Zigaretten- und Nahrungsmittelherstellers Altria war einer der größten Verlierer. Standard & Poor's kündigte an, eventuell das Kreditrating des Unternehmens zu senken. Dies begründet die Rating-Agentur mit den Klagen, die jüngst gegen das Unternehmen von Rauchern eingereicht wurden. Erst kürzlich war das Unternehmen zur Zahlung von 10 Mrd. Dollar verurteilt worden. Die Berufung hierfür steht allerdings noch aus. Die Abstufung des Kreditratings würde bedeuten, dass die Aufnahme von neuen Krediten für Altria deutlich teurer wird. Die Aktie reagierte auf diese Ankündigung mit einem Minus von knapp 7,0 Prozent auf 29,96 Dollar.
AOL Time Warner hatte bereits am Freitag mitgeteilt, dass bis zu 400 Millionen Dollar in der jüngsten Bilanz falsch verbucht seien. Am Wochenende wurde entsprechend über eine neue Bilanzauflage spekuliert. Die Aktie gab 4,3 Prozent auf 10,86 Dollar nach.
Im Blickpunkt auch Ford Motor. Nach Informationen des Börsendienstes Barron's erwägt Moody's eine Herabstufung des Schuldenratings bei Ford. Die Aktie erholte sich nach schwachem Start und legte 1,5 Prozent auf 7,52 Dollar zu.
Das Erdgas-Unternehmen El Paso meldete, dass es im vierten Quartal einen deutlichen Verlust erwirtschaftet hat, in dem jedoch eine Sonderbelastung von 644 Mio. Dollar in Verbindung mit einer Einigung mit dem US-Bundesstaat Kalifornien enthalten ist. Demnach belief sich der Verlust auf 2,92 Dollar pro Aktie nach einem Gewinn von 72 Cents pro Aktie im Vorjahr. Vor Sonderbelastungen lag der Verlust bei 69 Cents pro Aktie. Die Aktie von El Paso gewann 3,1 Prozent auf 6,08 Dollar.
Der deutsche Aktienindex Dax präsentiert sich am Dienstag richtungslos. Nach einem Plus von mehr als einem Prozent, tauchte der Index zwischenzeitlich in den Minusbereich ab, um kurze Zeit später ein leichtes Plus von 0,05 Prozent auf 2.425 Punkte aufzuweisen. Händlern zufolge verhindert die anhaltende Unsicherheit der Anleger über die Länge des Irak-Krieges eine deutliche Aufwärtsbewegung. Aber nicht nur die Auswirkungen der Kampfhandlungen auf die Weltwirtschaft belastet das Geschehen. Auch die fundamentalen Daten einiger Unternehmen gäben keinen Anlass zur Freude, so ein Marktbeobachter.
Nach den deutlichen Kursverlusten des Vortages befinden sich die Titel der Versicherungskonzerne Allianz und Münchener Rück auf Erholungskurs. Allianz-Aktien, die zur Eröffnung mehr als sechs Prozent im Plus gelegen hatten, steigen um 3,4 Prozent auf 46,93 Euro. Ein Analyst von Sal. Oppenheim sieht auf Basis einer Studie ein Aufwärtspotenzial der Allianz-Aktie von zwanzig Prozent. Die Papiere der Münchener Rück klettern um 4,38 Prozent auf 54,80 Euro. Nach Handelsschluss am Montag hatte der weltgrößte Rückversicherer angekündigt, eine Anleihe begeben zu wollen. Damit haben die Spekulationen über eine mögliche Kapitalerhöhung ein Ende. Allianz- und Münchener-Rück-Aktien haben seit Jahresbeginn rund zwanzig Prozent ihres Börsenwertes eingebüßt. Commerzbank-Aktien verteuern sich um 1,6 Prozent auf 6,30 Euro. Das Institut hatte gestern den Abbau von weiteren 3.100 Stellen angekündigt, um die Kosten zu reduzieren. Die deutschen Einzelhändler haben auch im Februar einen Rückgang beim Umsatz verzeichnet. Gegenüber dem Vormonat seien die Umsätze inflationsbereinigt um 1,2 Prozent geschrumpft, teilte das Statistische Bundesamt am Dienstag mit. Vom privaten Verbrauch seien derzeit keine Impulse zu erkennen, lautet der deprimierende Ausblick. Metro-Aktien rutschen in den Keller und verlieren 4,5 Prozent auf 18,45 Euro.
Der Windenergiespezialist Nordex hat sich von Vorstandschef Dietmar Kestner und Einkaufsvorstand Wilhelm Hecking getrennt. Die Namen der Nachfolger wurden nicht genannt. Kestner war bereits am 20. Februar beurlaubt worden. Das Unternehmen hatte in diesem Zusammenhang auf die Geschäftsentwicklung verwiesen. Die im TecDax gelistete Gesellschaft war im abgelaufenen Quartal tief in die Verlustzone gerutscht. Nordex-Anteilsscheine verlieren 4,59 Prozent auf 1,04 Euro.
Der Logistik-Dienstleister D.Logistics hat das vergangene Jahr mit einem deutlich höheren Verlust abgeschlossen, als ursprünglich erwartet worden war. Der Fehlbetrag belief sich nach Unternehmensangaben auf 91,67 Mio. Euro und lag damit elf Mio. Euro unter den Prognosen vom Dezember. Für das laufende Jahr erwartet die im S-Dax gelistete Gesellschaft die Rückkehr in die Gewinnzone. D.Logistics-Aktien geben drei Prozent auf 0,97 Euro ab.
Die asiatische Leitbörse in Tokio ist knapp behauptet in den April gestartet. Neben der geopolitischen Lage hat auch ein schwacher Konjunkturausblick das Geschehen belastet. Der 225 Werte umfassende Nikkei-Index konnte ein Miniplus von 0,18 Prozent auf 7.987 Yen retten, der marktbreitere Topix legte um 0,12 Prozent auf 789 Punkte zu.
Am Dienstag hat die japanische Notenbank ihren Tankan-Bericht vorgelegt. Dem vierteljährlichen Konjunkturreport zufolge hat sich die Stimmung im verarbeitenden Gewerbe verschlechtert. Der Index sei gegenüber Dezember um einen Zähler auf Minus zehn gefallen, teilte die Bank of Japan mit. Analysten hatten durchschnittlich mit einem negativen Wert von acht Punkten gerechnet. Für Juni prognostizieren die Unternehmen eine leichte Aufhellung der Stimmung auf einen Wert von Minus acht und liegen damit gleich auf mit den Erwartungen der Analysten.
Im nicht-verarbeitenden Gewerbe hatte sich der Index im März auf Minus 14 von Minus 16 im Dezember verbessert. Hier hatten Analysten eine Verschlechterung auf Minus 17 vorhergesagt. Zur Erstellung des Tankan-Berichts befragt die Notenbank große Unternehmen im ganzen Land.
Die weltgrößte Bankengruppe Mizuho gehörte zu den deutlichsten Verlierern. Die Anteilsscheine gaben bis Handelsschluss 8,1 Prozent auf 89.000 Yen nach, nachdem sie im Verlauf ein neues Allzeittief bei 87.000 Yen markiert hatten. Händler begründeten die Abschläge mit Verkäufen durch Hedgefonds.
Isuzu-Motors-Aktien konnten hingegen 13,9 Prozent auf 74 Yen zulegen. Der Wert zeigte sich beflügelt von Spekulationen darüber, dass strengere Emissionsregeln zu einer erhöhten Nachfrage nach Lkw's führen könnten.
Quelle: AMIS
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