Kommentar
07:49 Uhr, 23.05.2011

Am Rohstoffmarkt immer richtig positioniert?

Erwähnte Instrumente

  • Open End Indexzertifikat
    Aktueller Kursstand:  
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Wie schnell es an den Rohstoffmärkten nach unten gehen kann, haben die vergangenen Wochen wieder eindrücklich bewiesen und deutlich gemacht, wie hoch der durch viel Liquidität angetriebene Spekulationsfaktor in dieser Asset-Klasse, allen voran bei Silber und Öl tatsächlich ist. So ging es hier als die Nachschusspflichten an den Terminbörsen drastisch erhöht wurden (Margin-Calls), steil bergab und die Blase platzte vehement. So mancher satte, bis dahin aufgelaufene Gewinn löste sich dabei in nur wenigen Tagen gleich wieder in Luft auf, hatte man in aller Gier vergessen, zwischenzeitliche Gewinne auch einmal mitzunehmen. Diese schon im Sommer 2008 in besonders drastischer Form zu beobachtende Entwicklung zeigt wiederum, dass der Anleger im Hexenkessel Rohstoffe kaum ohne eine gezielte Stopp-Strategie auskommt, es sei denn er hat sich vorher mit den passenden Zertifikatestrukturen präpariert. Auch der vielgerühmte Diversifikationseffekt von Commodities erscheint vor dem Hintergrund überwiegend liquiditätsgetriebener Märkte immer mehr zweifelhaft. Auf der anderen Seite trifft auf kaum einen anderen Sektor die häufig strapazierte Börsenweisheit „the trend is your friend" so sehr zu, wie auf diesen.

Wie lohnenswert es sein kann, in einer bereits laufenden Aufwärtsbewegung „mitzuschwimmen", lässt sich auch an sogenannten Trendfolge-Strategien erkennen, die genau auf diesen Effekt setzen, indem sie beispielsweise gerade in die Werte investieren, die schon zuletzt am besten gelaufen sind. Die HypoVereinsbank hat sich dies zunutze gemacht und bereits im Oktober 2009 mit dem Open-End-Zertifikat auf den Commodity Trend Total-Return Index ein Produkt emittiert, dessen Indexmethodik exakt dieser Marschroute folgt. Dabei werden aus den 23 Unterbereichen des DJ UBS Commodity Index jeweils zum Monatsende die vier Subindizes mit der stärksten Wertentwicklung der vergangenen drei Monate ausgewählt und ausgehend vom jeweiligen Spitzenreiter absteigend im Verhältnis 40/30/20/10 Prozent gewichtet. Auch wenn der Anleger dabei monatlich jeweils die vier Rohstoff-Top-Performer in seinem Depot wähnt, sollte er auch hier die bekannte Roll-Problematik der zugrundeliegenden Indexbasis einkalkulieren, durch die sich Differenzen zwischen Spotpreis und Indexwert ergeben können. Alle verwendeten Indizes werden darüber hinaus in ihrer Total-Return-Variante berechnet, die auch die Zinskomponente der zugrundeliegenden Futures-Kontrakte mit einbezieht.

So schön sich der Slogan „die Guten ins Töpfchen, die Schlechten ins Kröpfchen" im Produktflyer der HypoVereinsbank auch anhört, so problematisch stellt sich die reine Trendfolgestrategie in Seitwärtsmärkten bzw. in Phasen dar, wenn der Trend gerade kippt. Da die Ausrichtung immer vergangenheitsbezogen erfolgt, läuft der Ansatz dann regelmäßig ins Leere oder sogar ins offene Messer, wie sich in diesem Monat nach einer längeren sehr erfolgreichen Aufwärtsphase wieder ganz besonders deutlich zeigte, wurde doch Anfang Mai, als der noch zuvor durch wilde Spekulationen nach oben katapultierte Silberpreis anfing zu crashen, gerade in das silberne Metall mit dem Höchstgewicht von 40 Prozent umgeschichtet. Ein verhängnisvoller Fehler, der auch das Problem des lediglich quantitativen Auswahlmechanismus ohne einen zusätzlichen „menschlichen" Plausibilitätscheck wieder einmal eindrücklich offenbart. Ein Großteil der über Monate angesammelten Gewinne war dadurch auf einen Schlag wieder dahin. Wer seit Laufzeitbeginn in das Produkt investiert ist, für den heißt die Devise längst schon wieder „außer Spesen nichts gewesen" und die können sich mit einer Risikomanagement-Fee von 1,5 Prozent p.a. und einer Quantogebühr für die Währungsabsicherung von 2,45 Prozent p.a. durchaus sehen lassen. Die historische Rückrechnung für den Zeitraum 1992 bis 2008 hatte dagegen noch ein stolzes Plus von 24 Prozent p.a. ausgewiesen, das allerdings auch vor allem der starken Aufwärtsphase ab 2005 geschuldet war.

Der Rohstoff-Report Tipp:Solange es bei dem an sich ebenso interessanten wie offensiven Trendfolge-Produkt, das dem Investor den sehr aufwendigen Auswahlprozess im Rohstoff-Sektor abnimmt, keine Nachbesserung in Form einer passenden Absicherungsstruktur gibt, bleibt Anlegern nichts anderes übrig, als sich eine eigene Gewinnsicherungstrategie über Stopp-Kurse selbst aufzubauen. Sonst dürfte er bei den immer volatileren Märkten langfristig wohl keine große Freude an dem Papier haben.

Open End Zertifikat auf den Commodity Trend TR Index (quanto)

Emittent/WKN:

HypoVereinsbank / HV5CTT

Laufzeit:

Endlos

Preis: (08.12.2009)

Geld / Brief: 129,44 € / 130,48 €

Autor: Armin Geier, http://www.godmode-trader.de/zertifikate

Bitte vergessen Sie nicht, sich an unserer wöchentlichen Zertifikate-Umfrage unter dem folgenden Link zu beteiligen: http://www.godmode-trader.de/Zertifikate

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Über den Experten

Armin Geier
Armin Geier

Armin Geier beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren sehr intensiv mit Anlage-Zertifikaten. Begonnen hat sein berufliches Interesse im Jahr 2000, als er bei einem Münchner Internet-Portal über mehrere Jahre die erste Datenbank für diese spezielle Materie aufbauen konnte und dadurch die rasante Entwicklung dieser Spezies damals noch ganz hautnah Produkt für Produkt mitbekam. Wie sehr sich die Zeiten seitdem verändert haben, kann man allein an der Explosion der Produktzahl von anfangs nicht einmal 3.000 auf heute über eine Million Stück erkennen. Bei seinen nächsten Stationen wechselte er dann ganz in den journalistischen Bereich über, ohne seine Vorliebe für die diversen Produktstrukturen aufzugeben, an denen ihm nach wie vor gerade wegen ihrer asymmetrischen Chance-Risiko-Profile sehr gelegen ist. Insbesondere interessiert ihn dabei die Möglichkeit, aus Einzelansätzen langfristig funktionierende Strategien zu entwickeln. Leider wird dieser Zielsetzung seit Lehman vor dem Hintergrund einer immer kurzfristigeren Denkweise an den Märkten von Emittentenseite immer weniger entsprochen. Bei der BörseGo AG/Godmode-Trader ist Armin Geier seit sechs Jahren mit journalistischen Beiträgen in diversen Rubriken und Publikationen als Experte für Anlage-Zertifikate präsent.

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