Am Rentenmarkt herrscht wieder Angebot und Nachfrage
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- Euro-Bund FutureKursstand: 150,45 € (Commerzbank CFD) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
Wangen im Allgäu (Godmode-Trader.de) - Früher galt die Regel, dass wenn der Aktienmarkt aufgrund der verbesserten Konjunktur steigt, auf der anderen Seite die Anleihenkurse fallen und umgekehrt. In jüngerer Vergangenheit habe diese negative Korrelation jedoch nicht mehr gegolten, stellt der Vermögensverwalter GECAM fest. So sei der Bund-Future, das deutsche Staatsanleihen-Barometer, von 110 im Jahr 2008 auf über 160 im April gestiegen. Auch der deutsche Aktienindex sei unter Schwankungen von 3.666 im Frühjahr 2009 auf über 12.000 im April dieses Jahres geklettert. Normalerweise würden die Kurse (= steigende Renditen) von Bundesanleihen mit langer Laufzeit fallen, wenn sich die konjunkturellen Aussichten verbessern würden. Die Begründung dafür laute, dass in einem günstigeren Konjunkturumfeld, riskantere Anlageklassen wie Aktien attraktiver würden, erklärt Daniel Zindstein, Leiter Portfoliomanagement bei GECAM.
Darüber hinaus würden Anleger eine höhere Kompensation für eine wahrscheinlicher gewordene höhere Inflation fordern. Nun hätten sich die wirtschaftlichen Aussichten in Europa und Deutschland verbessert. Mit einem Wirtschaftswachstum von 0,4 Prozent im ersten Quartal in Euroland, wäre es das stärkste Quartalswachstum seit zwei Jahren. Der jüngste Renditeanstieg wäre also eine Anpassung an die Realitäten.
Die Begründung für den Rendite-Sinkflug zu Beginn des Jahres sei für Rentenanleger einfach gewesen: Die EZB kaufe für 60 Milliarden Euro pro Monat Anleihen und deshalb müssten die Renditen weiter sinken. An Negativrenditen bei kurzen Laufzeiten habe man sich schon gewöhnt, aber plötzlich habe es den Anschein gehabt, dass selbst bei 10-jährigen Laufzeiten Minuszinsen zu tolerieren seien. Die Blase habe zunächst bei 0,05 Prozent im 10-jährigen Bereich geendet. Plötzlich habe der Markt gedreht und die Rendite sei innerhalb von nur 16 Handelstagen auf knapp 0,80 Prozent hoch geschossen - manche hätten von einem kleinen Rentencrash gesprochen. Im Umkehrschluss habe das für sicherheitsorientierte Anleihen-Investoren einen Kursverlust von fast sechs Prozent in kürzester Zeit bedeutet.
Offenbar würden die Anleger nach einer Euphorie-Phase aufgrund des Anleihen-Kaufprogrammes der EZB, nun verstärkt die konjunkturellen Realitäten wahrnehmen, so GECAM weiter. Das Wachstum in Deutschland und Europa dürfte in der Tat dieses und nächstes Jahr wieder ordentlich ausfallen. Auch die Inflation werde sich zum Jahresende - schon allein aufgrund der Basiseffekte - deutlich nach oben bewegen, wozu kein langfristiges Renditeniveau von Null passe.
Was die steilere Zinsstrukturkurve betreffe, so sei diese einmal Folge und einmal Ursache der besseren Wirtschaftsaussichten. Langfristanleger würden lieber Aktien kaufen, da diese sich in Wachstumsphasen besser entwickelten und verkaufen, oder langlaufende Anleihen meiden. Als Folge würden die Renditen am langen Ende der Kurve steigen und diese werde steiler. Niedrige Kurzfristzinsen (weitgehend von der Notenbank bestimmt) und höhere Langfristrenditen (von Marktprozessen bestimmt) würden zu einer höheren Gewinnmarge bei Banken führen.
Die Marge die daraus entstehe, sei das Entgelt für das eingegangene Zinsänderungsrisiko, das die Bank trage. Werde nun die Zinsstruktur steiler, steige der Hauptparameter für den Bankertrag an. Dies sei ein wichtiger Grund für eine gesunde Finanzbranche, für die es wiederum attraktiver werde Kredite auszugeben - was der Realwirtschaft in ganz Europa zugute komme und die Konjunktur weiter positiv beeinflusse. Erstmals seit Anfang 2012 schrumpfe in Europa die Kreditvergabe an den privaten Sektor nicht mehr - ein positives Zeichen!
Als Fazit kommen die Experten zu dem Schluss, dass am Rentenmarkt wieder Angebot und Nachfrage herrscht und nicht die von der Zentralbank „quasi planwirtschaftlich verordnete Einbahnstraße zu Nullzinsen“. Die daraus resultierende steilere Zinsstruktur sei gesund und der Konjunktur und den Aktienmärkten zuträglich. Die Experten erwarten in diesem Jahr noch einen zweiten Schub in der Renditeentwicklung für europäische und deutsche Staatsanleihen. Es werde deshalb jedoch nicht zu einer Hochzinsphase früherer Jahre kommen. Nach wie vor werde das Kaufprogramm der EZB sowie die mit Sicherheit längere Zeit niedrigen Leitzinsen das Potenzial für massiv steigende Renditen deckeln.
Aktien bleiben in einem entsprechenden Umfeld aus Sicht von GECAM erste Wahl, was die Renditeperspektiven betrifft. Auch wenn der Sommer – nach einem solch starken Jahresauftakt - vielleicht keine signifikanten Kursgewinne einbringen werde. „Die Perspektiven bleiben für exportorientierte Länder mit hohem Rohstoffimport-Anteil gut“, so Fondsmanager Zindstein.
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