Kommentar
12:19 Uhr, 04.09.2012

„Alpha“ kann so einfach sein

Erwähnte Instrumente

  • Index-Spread-Zertifikat auf S&P Europe QR Performers Strategy TR / EURO STOXX 50
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„Ein gebranntes Kind scheut das Feuer“, diese Redensart dürfte am Zertifikatemarkt kaum auf einen anderen Produktansatz stärker zutreffen, als auf die sogenannten „Alpha-Papiere“, die noch zu Zeiten vor der Finanzkrise 2008 wie „warme Semmeln“ an die Anlegerschaft verkauft wurden. Mit Verkaufsargumenten wie „gewinnen bei steigenden und fallenden Märkten“ oder der Aussicht auf „marktneutrale“ Renditen wurden Investoren damals scharenweise „geködert“. Dabei erscheint das auch von vielen Hedgefonds praktizierte Prinzip auf den ersten Blick eigentlich ebenso einfach wie genial. Identifiziere eine geeignete Strategie als Alphaquelle, kaufe sie und shorte gleichzeitig eine zugehörige Benchmark, die sich bislang signifikant schlechter entwickelt hat. Das einzige was zählt, ist hier die relative Outperformance zwischen den beiden Basiswerten, das Markt- bzw. Betarisiko wird dagegen fast gänzlich ausgeschaltet. Soviel zur Theorie. In der Praxis sieht die Sache leider häufig ganz anders aus. Das Hauptproblem liegt nämlich darin, überhaupt einen geeigneten Alpha-Lieferanten zu finden, der auch längerfristig hält was er vielleicht kurzfristig aufgrund der Vergangenheitsentwicklung verspricht. So werden z.B. oft simple Brancheneffekte oder hohe Betawerte in einer Übertreibungsphase fälschlicherweise für ein passendes Outperformance-Kriterium gehalten. Ein fataler Irrtum, der sich schnell rächt. Denn der ex definitione „ausgesperrte“ Markt kann dann auch nicht mehr helfen. Auch in der Hochphase der Alpha-Zertifikate vor einigen Jahren ließ man ziemlich blauäugig bislang überzeugende europäische Dividenden-Indizes gegen den heimischen DAX reihenweise ins offene Messer laufen, wobei man auf der Long-Seite sogar meist auch noch die dividenden-bereinigte Kurs-Variante heranzog. Das Fiasko nahm fast zwangsläufig seinen Lauf und brachte die ebenso interessante wie gefährliche marktneutrale Vorgehensweise derart in Verruf, dass heute leider bis auf wenige Ausnahmen kaum noch entsprechende Long-Short-Papiere existieren. Dies ist aber auch ein weiteres Indiz dafür, dass es an den Anlagemärkten trotz der immer wieder neu kreierten Produkte kaum wirkliche Outperformance-Strategien gibt, die diesen Namen auch verdienen.

Ein bislang fast in jeder Phase seit seiner Emission im Juni 2007 äußerst überzeugender Ansatz kommt von der RBS und bezieht sich auf das Alpha-Paar bestehend aus dem S&P Europe QR Performers Strategy TR Index (Long) und dem Euro STOXX 50 Kursindex (Short). Das S&P Barometer stützt sich dabei auf das hauseigene Research, wobei als Analyseinstrument das seit über 20 Jahren verwendete Quality Ranking (QR) System zum Einsatz kommt. Ähnlich wie das Stock Appreciation Ranking System (STARS) des gleichen Anbieters, bei dem aus der langfristigen Gewinn- und Dividenden-Entwicklung, den zugrundeliegenden Rahmenbedingungen und dem Wachstumspotential der einzelnen Unternehmen ein Zielpreis ermittelt wird, werden auch beim „QR“ für die einzelnen Aktien Symbole mit A+ als bester Note vergeben. Der anfänglich gleichgewichtete und alljährlich angepasste Index enthält die 25 am besten bewerteten Aktien, darunter aktuell Werte wie LVMH, Air Liquide, Novartis, H&M, Iberdrola, Belgacom, Reckitt Benckiser, FMC, BAT, Hermes oder Essilor International. Die Dividenden werden dabei reinvestiert während auf der Shortseite die Kurs-Variante des Euro STOXX 50 Verwendung findet.

Bei dem ohne Laufzeitbegrenzung aufgelegten Produkt handelt es sich um kein einfaches Delta-1-Zertifikat, sondern um ein Mini-Spread-Papier, bei dem sich bei Emission aufgrund des verringerten Kapitaleinsatzes ein 10-facher Hebel ergab. Die Stopp-Loss-Schwelle liegt hier bei 60 Euro, wobei das Produkt nach deren Erreichen sofort zum Restwert fällig gestellt wird. Von solchen Regionen konnte bislang allerdings in keinster Weise die Rede sein, hat das mit einer Managementgebühr von 0,50 Prozent p.a. belastete Zertifikat doch seit 2007 bereits knapp 40 Prozent an Wert zugelegt, wie der imposante, völlig krisenresistente Chart zeigt. Wer die Long-Strategie auf den europäischen Markt einzeln ohne Short-Bezug spielen möchte, findet auch dazu ein entsprechendes RBS-Produkt (AA0CKK). Daneben kann zusätzlich über das S&P US STARS Performers Strategy Index TR Open End Zertifikat (AA0CKL) in das US-Pendant investiert werden, für das es aber keine fertige Alpha-Version gibt.

Quelle: Royal Bank of Scotland

Der BörseGo Tipp:

Es existieren nur ganz wenige Alpha-Strategien, die langfristig wirklich funktionieren und damit die gewünschte Stabilität ins Depot bringen. Ganz wichtig ist dabei, dass man nicht allein aus Performancegesichtspunkten heraus einfach „Äpfel“ gegen „Birnen“ antreten lässt, ohne die einzelnen Basiswerte vorher ganz genau analysiert zu haben. Denn je unähnlicher sich die beiden Kontrahenten sind, desto höher ist auch das Risiko, wenn sich z.B. irgendwelche Einflussfaktoren ändern. Dies kann man deutlich an den übrigen hier nicht weiter aufgeführten Spread-Zertifikaten der RBS sehen, die allesamt nicht überzeugen können. Ganz im Gegensatz zu dem Europa-Papier, das zumindest bisher allen Krisen zum Trotz dem hohen Anspruch eines solchen Investments gerecht werden konnte und dies auch hoffentlich noch weiter tun wird.

S&P Europe QR Performance Strategy vs. EURO STOXX 50 MINI Spread-Zert.

Emittent/WKN:

RBS / AA0H8W

Laufzeit:

31.07.2013

Preis: (04.09.2012)

Geld / Brief: 137,59 € / 138,59 €

Autor: Armin Geier, http://www.godmode-trader.de/zertifikate

Bitte vergessen Sie nicht, sich an unserer wöchentlichen Zertifikate-Umfrage unter dem folgenden Link zu beteiligen:http://www.godmode-trader.de/Zertifikate

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Armin Geier
Armin Geier

Armin Geier beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren sehr intensiv mit Anlage-Zertifikaten. Begonnen hat sein berufliches Interesse im Jahr 2000, als er bei einem Münchner Internet-Portal über mehrere Jahre die erste Datenbank für diese spezielle Materie aufbauen konnte und dadurch die rasante Entwicklung dieser Spezies damals noch ganz hautnah Produkt für Produkt mitbekam. Wie sehr sich die Zeiten seitdem verändert haben, kann man allein an der Explosion der Produktzahl von anfangs nicht einmal 3.000 auf heute über eine Million Stück erkennen. Bei seinen nächsten Stationen wechselte er dann ganz in den journalistischen Bereich über, ohne seine Vorliebe für die diversen Produktstrukturen aufzugeben, an denen ihm nach wie vor gerade wegen ihrer asymmetrischen Chance-Risiko-Profile sehr gelegen ist. Insbesondere interessiert ihn dabei die Möglichkeit, aus Einzelansätzen langfristig funktionierende Strategien zu entwickeln. Leider wird dieser Zielsetzung seit Lehman vor dem Hintergrund einer immer kurzfristigeren Denkweise an den Märkten von Emittentenseite immer weniger entsprochen. Bei der BörseGo AG/Godmode-Trader ist Armin Geier seit sechs Jahren mit journalistischen Beiträgen in diversen Rubriken und Publikationen als Experte für Anlage-Zertifikate präsent.

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