Kommentar
10:51 Uhr, 04.03.2014

Aktionäre werden belohnt!

In Japan wird das Aktiensparen jetzt steuerlich gefördert. Das wäre auch in Deutschland dringend notwendig.

Japan ist in wirtschaftlicher Hinsicht sicher nicht in jeder Beziehung ein Vorbild - man denke nur an die hohe Staatsverschuldung, die extrem lockere Geldpolitik oder versäumte Strukturreformen in der früher so innovativen Volkswirtschaft. Aber die japanische Wirtschaftspolitik hat zuletzt eine Idee umgesetzt, die auch für Deutschland wegweisend sein könnte.

Aktiensparen wird belohnt

Im Rahmen des zu Jahresbeginn eingeführten „Nippon Investment Savings Account“ (NISA) wird das Anlegen in Aktien und Indexfonds jetzt steuerlich gefördert. Anleger können pro Jahr bis zu eine Million Yen (rund 7.000 Euro) in dieses spezielle Depot investieren und müssen dann auf Kursgewinne und Dividenden keine Steuern bezahlen. So werden gerade auch Kleinsparer animiert, ihr Geld in den Aktienmarkt zu investieren.

Europa geht einen Holzweg

Statt also die Geldanlage in Aktien zu bestrafen, wie das durch die Finanztransaktionssteuer in Europa geschehen wird, hat die japanische Politik erkannt, dass Aktienanlagen der Kleinsparer gefördert werden sollten. Denn Geld, das auf Giro- oder Tagesgeldkonten liegt, hat einen recht eingeschränkten gesellschaftlichen Nutzen. Die Banken vergeben nämlich kaum noch Kredite, und längerfristige Investitionen lassen mit kurzfristigen Spareinlagen ohnehin nicht finanzieren.

Der Aktienmarkt hat eine wichtige gesellschaftliche Funktion

Bankkredite stehen einem Unternehmen immer nur für eine eingeschränkte Zeitdauer zur Verfügung. Eigenkapital in Form von ausgegebenen Aktienkapital wird auf unbeschränkte Zeitdauer an die Unternehmen vergeben und ermöglicht so überhaupt erst langfristige Investitionen. Diese Investitionen sind nicht nur für das Unternehmen wichtig, sondern haben auch einen gesellschaftlichen Nutzen: Durch sie werden direkt und indirekt Arbeitsplätze geschaffen. Künftige Gewinne der Investitionen führen außerdem zu Steuerzahlungen, wovon ebenfalls die Gesellschaft als Ganzes profitiert.

Durch den Kapitalmarkt werden Menschen mit guten Ideen aber ohne Geld mit wohlhabenden Menschen ohne gute Ideen zusammengebracht. Das nützt nicht nur den Kapitalgebern, also den Aktionären, sondern auch den Unternehmen und Unternehmern, in die investiert wird. Der Aktienmarkt ist kein Nullsummenspiel, wie leider auch manche Marktteilnehmer immer wieder behaupten, sondern dient der angemessenen Zuteilung von finanziellen Ressourcen. Geld wird in Unternehmen und damit Ideen investiert, die einen Mehrwert versprechen – einen privaten Mehrwert für die Investoren und einen gesellschaftlichen Mehrwert durch neue Arbeitsplätze und zusätzliche Steuereinnahmen.

Deutschland braucht mehr Aktiensparer!

Leider befindet sich das Verständnis für die gesellschaftliche Relevanz des Kapitalmarktes in Deutschland derzeit auf einem Tiefpunkt. Viele Kleinsparer glauben nach den Krisen der vergangenen Jahre nicht mehr, dass ihr Geld auf dem Aktienmarkt gut aufgehoben ist. Darunter leiden vor allem kleine und mittlere Unternehmen, die keinen einfachen Weg haben, sich mit Eigenkapital auszustatten und oft keine Alternative zu teuren Bankkrediten haben. Gerade deshalb wären steuerliche Anreize für Aktienanleger sehr sinnvoll.

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Oliver Baron

21 Kommentare

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  • moneymaker22
    moneymaker22

    p.s. ich will keinesfalls Direktinvestments in Aktien schlechtreden sondern nur darauf hinweisen das ETFs für kleine Depots durchaus eine Alternative sind

    16:12 Uhr, 05.03.2014
  • student
    student

    Eine Aktie ist ein echter Anteil am Unternehmen. Ein ETF ist ein typisches Bankprodukt. Kaufe ich ein ETF, gebe ich der Bank mein Geld. Dafür bekomme ich ein Papier, von dem der Emittent - die Bank - die Spielregeln des Kursgezappels bestimmt. Ich habe damit keine echten Aktien im Depot, sondern etwas, wo die Bank wieder dran mitverdient und mit meinem Geld nur volkswirtschaftlichen Unfug treibt. Bankprodukte nützen vor allem der Bank. Sie ist es, die der Realwirtschaft das hart erarbeitete Geld absaugt und in gehebelte und damit in hochriskante Wetten steckt. Wegen dieser illusorischen Gier darf die Mittelschicht auch nicht mehr auf normale, niedrig verzinste Kredite hoffen.

    Wenn ich für meine Enkel etwas Gutes tun möchte, kaufe ich keine Bank(sch)rottprodukte, sondern investiere in produktive Unternehmen. Banken und ihre Produkte sind in der Vergangenheit immer als erste bankrott gegangen. Überlebt haben solide Aktiengesellschaften wie CocaCola oder Daimler. Egal, welche Währung oder welches Regime gerade mal Konjunktur hat.

    1Aktie von CocaCola im Jahre 1900 für 1$ gekauft, wäre heute über 50.000 $ wert.

    1Unze Gold vom Jahr 1946 für 35$ ist heute das 40-fache wert.

    Die Mär von der Diversifikation nutzt vor allem der Bank. Wenn das Vermögen aufgesplittet wird, kann man umso mehr an Provisionen und Gebühren abrechnen. Viel hin und her macht Taschen leer.

    Stattdessen setze ich auf solide Aktien, die - im Gegensatz zu den Pleitebanken - jede Krise durch Fleiß, Disziplin und Innovation gemeistert haben.

    15:01 Uhr, 05.03.2014
    1 Antwort anzeigen
  • student
    student

    Die Deutschen sind ein Volk von Sparern. Das Sparbuch ist jedem Kind von der Grundschule an ein Begriff. Genau da muss die Basis für ein finanzielles Grundwissen gelegt werden.

    Max Otte macht es uns mit seinen Kindern vor:

    Sie dürfen sich für einen bestimmten Betrag Aktien ihrer Wahl aussuchen. So lernen sie von Anfang an das investieren mit Anteilen von produktiven Unternehmen. Die Vorteile sind:

    Sie bekommen einmal im Jahr eine Dividende ausgeschüttet.

    Sie werden auf eine Hauptversammlung vom Unternehmen eingeladen. Man ist ja Miteigentümer und hat ein Stimmrecht.

    Sie lernen gleichgesinnte Menschen kennen, die schon erfahrene Anleger sind. Und können Kontakte und Freundschaften knüpfen. Ist bei mir schon mal vorgekommen:-))

    So kann man mit einem winzig kleinen Depot starten und mit den Dividendenerträgen - und kleinen Einlagen - erfahren, wie man leicht zu einem kleinen Vermögen kommt.

    Wird man so an die Materie herangeführt, wird ein Vertrauensverhältnis aufgebaut, das allen Beteiligten im Anlageuniversum Vorteile bringt.

    20:23 Uhr, 04.03.2014
    1 Antwort anzeigen
  • Investor
    Investor

    Ich glaube man muß dies vor dem Hintergrund sehen, daß in Japan die Banken & Versicherungen einen Großteil der Firmen besitzt. Mit Basel 3 bedeutet dies höheres Eigenkapital und deshalb versucht man nun die Aktien neu zu verteilen.

    In Europa ist ein Aktionär = Spekulant oder Kapitalist oder beides. Bei Begriffe sind negativ belegt.

    Da die europäischen Staaten Geld brauchen, um die Schulden inclusive Schattenhaushalte zu bedienen. Ich erinnere mich an eine Analyse aus Freiburg, die einmal die Verschuldung inclusive Beamtenpensionen bei ca 180% vom BIP D berechnet hat. Die Staaten brauchen Geld und alle die nicht aus D flüchten können (Immobilienbesitzer und Aktionäre) werden zahlen müssen. Wenn ich mir die meisten Länder in Europa anschaue, gibt es dort ein Antragsverfahren für die Quellensteuer. Nur D weicht davon ab ....

    16:35 Uhr, 04.03.2014
  • student
    student

    Fehlendes finanzielles Grundwissen ist die Ursache, dass

    - in den letzten 15 Jahren unerfahrene Anleger mit kleinem und auch großem Budget herbe Verluste hinnehmen mussten

    - deswegen sich viele Leute von Banken und Versicherungen einerseits betrogen fühlen, andererseits aber auch alleine gelassen werden.

    - durch Unkenntnis Aktien pauschal abgelehnt werden

    Seien wir ehrlich. Der unbedarfte Anleger hat vor 25 Jahren sein Geld einfach in Staatsanleihen, Pfandbriefe, Bundesschatzbriefe angelegt. Die Papiere sind auch noch kostenlos verwahrt worden. Das war ein einfaches und renditesicheres Geschäft.

    Für den Aktienhandel braucht man viel Interesse, den volkswirtschaftlichen Horizont zu erweitern.

    Die Beratung in Aktien erfolgt meines Wissens in keiner Bank. Die Provision ist auch nur 0,1%.

    Ich werde gleich auf Aktienfonds, eventuell mit Sparplan (und Riester) verwiesen. Die Provision beträgt das dreißig bis fünfzigfache (3 bis 5 %). Macht man einen Sparplan bei Fonds, Riester und Lebensversicherung, werden bei jeder Einzahlung bis zu 25% als Verwaltungskosten einbehalten. Der Anleger muss also schon zu Beginn mit 25% Verlusten leben.

    Dass hierzulande keiner mehr Geld anlegen möchte, kann ich nur all zugut verstehen.

    Deswegen bemühe ich mich, in Diskussionsforen den Leuten dividendenstarke Aktien schmackhaft zu machen.

    16:24 Uhr, 04.03.2014
    1 Antwort anzeigen
  • Daniel Kühn
    Daniel Kühn Freier Finanzjournalist

    Richtig Oliver. Man sollte sich mal überlegen, ob man als Gegenfinanzierung das Relikt der Steuerfreiheit von Immobilienverkäufen (nach zwei bzw. zehn Jahren) aufgibt.

    Insbesondere bei vermieteten Objekten ist das eine eigentlich skandalöse Umverteilung von Vermögen. Die Vermieter können Abschreibungen geltend machen (was ja ok ist) UND dann nach 10 Jahren den kompletten Gewinn bei Verkauf steuerfrei vereinnahmen.

    Wenn ich aber heute eine Aktie kaufe, muss ich die Dividenden per Abgeltungst. versteuern (obwohl die AG den Gewinn ja bereits mit ca. 30% versteuert hat, was z ueiner effektiven Gewinnbesteuerung von fast 50% führt) und den Gewinn aus einem Verkauf ebenso.

    15:26 Uhr, 04.03.2014
    3 Antworten anzeigen
  • Hallandsen
    Hallandsen

    https://www.openpetition.de/petition/online/altersvorsorge-mit-wertpapierdepots

    Hier könnt ihr alle unterschreiben, bitte weiterverbreiten!

    15:02 Uhr, 04.03.2014
  • moneymaker22
    moneymaker22

    So was in der Art hatten wir doch bis 2009, Kursgewinne waren nach einem Jahr Steuerfrei. Aber das haben unsere schlauen Politiker abgeschafft

    12:27 Uhr, 04.03.2014
    1 Antwort anzeigen

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Über den Experten

Oliver Baron
Oliver Baron
Experte für Anlagestrategien

Oliver Baron ist Finanzjournalist und seit 2007 als Experte für stock3 tätig. Er beschäftigt sich intensiv mit Anlagestrategien, der Fundamentalanalyse von Unternehmen und Märkten sowie der langfristigen Geldanlage mit Aktien und ETFs. An der Börse fasziniert Oliver Baron besonders das freie Spiel der Marktkräfte, das dazu führt, dass der Markt niemals vollständig vorhersagbar ist. Der Aktienmarkt ermöglicht es jedem, sich am wirtschaftlichen Erfolg der besten Unternehmen der Welt zu beteiligen und so langfristig Vermögen aufzubauen. In seinen Artikeln geht Oliver Baron u. a. der Frage nach, mit welchen Strategien und Produkten Privatanleger ihren Börsenerfolg langfristig maximieren können.

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