Kommentar
19:26 Uhr, 29.10.2018

Aktienmarkt: Das sieht nicht gut aus

Bei dem Marktgeschehen der letzten Tage bekommt man so seine Zweifel, dass sich der Markt noch einmal berappelt. Zu allem Überfluss leuchten fast jeden Tag neue Warnsignale auf.

Mein Optimismus schwindet. Meine Grundthese war, dass sich der Markt noch einmal fängt und vor dem Ende des Bullenmarktes weitere Hochs erklimmt. Das gilt für die US-Indizes. Für europäische Indizes mache ich mir da wenig Hoffnung. Mit jedem Tag wackelt das Fundament meines Optimismus mehr. Das ist Börsenpsychologie wie sie im Lehrbuch steht. Wenn man erst einmal die Hoffnung aufgegeben hat und alles verkauft hat, dreht der Markt natürlich.

Persönlich habe ich weder ein ausgeprägtes Interesse an einem steigenden, noch an einem fallenden Markt. Mein Depot ist zwar darauf ausgerichtet, dass der Markt steigt, allerdings minimal. Ob ich am Ende mit meiner These Recht haben werde oder nicht, lässt den Depotauszug relativ kalt.

Technisch ist der Markt schwer angeschlagen. Fantasie für steigende Kurse hat es schwer. Zu allem Überfluss bestätigen sich der Verkaufssignale am laufenden Band. Eine weitere Bestätigung ist Ende letzter Woche hinzugekommen.

Der Halbleitersektor lief besonders schlecht. Chiphersteller sind in einem Geschäftsfeld, das hochgradig zyklisch ist. Es geht dabei nicht nur um Konjunkturzyklen, sondern auch um Produktzyklen. Beides zusammen führt regelmäßig zu besonders großen Ausschlägen.

Generell kann man sagen, dass der Chipsektor dem Gesamtmarkt vorausläuft. In den vergangenen 25 Jahren hat der Sektor zuverlässig vor dem Gesamtmarkt korrigiert (siehe Grafik). Aktuell ist das wieder der Fall. Bereits im Frühjahr hat der Sektorindex ein Hoch ausgebildet. Danach ging es volatil seitwärts.


Jetzt ist der Index endgültig nach unten durchgebrochen. Während der Gesamtmarkt, gemessen am S&P 500, noch deutlich über den Tiefs der Februarkorrektur notiert, hat der Halbleitersektor dieses Tief – und damit eine wichtige Unterstützung – klar gerissen.

Im Prinzip brechen gerade alle Dämme. Das bedeutet trotzdem nicht, dass der Bärenmarkt ausgemachte Sache ist. In den 90er Jahren gab es zwei heftige Korrekturen, die einen ähnlichen Eindruck vermittelten wie heute. Das Ende des Bullenmarktes wurde damit jedoch nicht eingeleitet.

Der Halbleitersektor kündigt Korrekturen und Bärenmärkte zuverlässig mit mehreren Monaten Vorlaufzeit an. Um rechtzeitig aus dem Markt auszusteigen, ist es schon zu spät. Der Sektor hat dennoch einen großen Wert für Anleger. Auch die Tiefs werden früher erreicht als im Gesamtmarkt. Will man wissen, ob die Korrektur vorbei ist, lohnt der regelmäßige Blick auf den Sektorindex.

Aktuell gibt dieser noch keine Entwarnung. Einige Investmentbanken sprechen schon wieder von der besten Einstiegsgelegenheit seit Jahren. Bei dem Kursgeschehen fällt einem der Glaube daran schwer und Vorlaufindikatoren geben noch keine Entwarnung.

Zudem bin ich persönlich zwar inzwischen weniger optimistisch, aber immer noch nicht hoffnungslos. Da ich weiß, dass es bessere Market-Timer gibt als mich, sind meine Emotionen ein solider Indikator für mich selbst. Es würde mich also sehr wundern, wenn das Tief schon erreicht wäre. Vielmehr sollte es noch ein wenig nach unten gehen, bevor es zumindest eine kurzfristige Rally gibt. Aber wie gesagt, es gibt bessere Market-Timer als mich.

Autor: Clemens Schmale

2 Kommentare

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  • Andreas Hoose
    Andreas Hoose

    Noch ein paar Tage wie heute an den US-Börsen, und wir bekommen pünktlich zu den Midterm-Wahlen am 6. November eine ausgewachsene Panik. Das Timing wäre wieder mal perfekt...

    Wie gesagt, man achte jetzt auf das Februar-Tief beim S&P bei 2.532 Punkten,. Das "muss" vermutlich noch fallen, bevor eine technische Erholung einsetzen kann...

    23:18 Uhr, 29.10.2018
  • Kasnapoff
    Kasnapoff

    Sehr aufschlussreicher Beitrag, besten Dank! Dann dürfte bis auf Weiteres „buy on dips“ ausgedient haben.

    20:28 Uhr, 29.10.2018

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