Aktienmärkte ziehen positive März-Bilanz
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Trotz zuletzt heftiger Kursrückschläge konnten die globalen Aktienmärkte im März erstmals in diesem Jahr eine positive
Monatsbilanz ziehen. Die leidgeprüften Banken erwiesen sich dabei als Zugpferd in der Aufwärtsbewegung. Impulse erhielten
die Märkte vor allem aus den USA, wo Finanzminister Timothy Geithner im Detail weitere Maßnahmen zur Stützung des
Bankensektors vorstellte.
Der Geithner-Plan sieht vor, dass sich Regierung und Anleger wie Hedgefonds und Finanzinvestoren zusammen in
problematischen Vermögenswerten engagieren. Das Startkapital dieses Public-Private Investment Program, das sich im
Verlauf bis auf eine Billion US-Dollar ausweiten kann, beträgt 75 bis 100 Milliarden US-Dollar. Diese werden hälftig auf den
Kauf von Krediten und von Wertpapieren aufgeteilt. Innerhalb des Kreditprogramms stellen die Banken ein Kreditpaket
zusammen, das dann von der Einlagensicherung Federal Deposit Insurance Corp (FDIC) meistbietend in einer Auktion
versteigert wird. Die Regierung verdoppelt das eingesetzte Kapital der Investoren, die daraufhin entsprechend zweckgebundene
Kredite aufnehmen können, die von der FDIC garantiert werden. Im Programm für Wertpapiere wird das Finanzministerium
zusammen mit privaten Anlegern - hier wird sich das Ministerium zunächst für fünf Asset Manager entscheiden - in
ausstehenden Hypothekenverbriefungen und anderen Asset-Backed-Securities engagieren. Die Vermögensverwalter sollen
zunächst privates Kapital für die geplanten Investitionen zusammentragen, das dann vom Staat im Verhältnis eins zu eins
ergänzt wird.
Zudem wurden von der FED erneut Milliardenhilfen angekündigt und erstmals seit gut 50 Jahren werden wieder Staatsanleihen
angekauft. All dies stieß bei den Marktteilnehmern auf Begeisterung und ließ die Kurse weltweit kräftig in die Höhe schnellen.
Auch von konjunktureller Seite kamen Impulse. Hier waren es positive Meldungen vom US-Immobilienmarkt, wo sich zuletzt
die Zahl der Baubeginne sprunghaft verbesserte und auch die Baugenehmigungen für Eigenheime zulegten. Darüber hinaus ist
der Auftragseingang für langlebige Güter ebenfalls überraschend gestiegen. Infolge dieser Zahlen keimten erste zaghafte
Hoffnungen an den Märkten auf, dass sich wohlmöglich in der US-Wirtschaft eine Bodenbildung auf niedrigem Niveau
anbahnt und eine weitere Vertiefung der Rezession ausbleibt.
Von Unternehmensseite hingegen kamen überwiegend Negativschlagzeilen, allen voran von General Motors (GM) und
Chrysler, die gegen Monatsende die Kurse weltweit nochmals unter Druck brachten. Beide Unternehmen benötigen vom Staat
weiteres Kapital von zusammen nahezu 22 Milliarden US-Dollar, um der Insolvenz zu entgehen. Die Situation spitzte sich
derart zu, dass GM-Chef Wagoner auf Druck des amerikanischen Präsidenten von seinem Amt zurücktreten musste. Zuvor
hatte die US-Regierung die Sanierungspläne der beiden Autobauer als unzureichend zurückgewiesen. Obwohl eine
Fristenverlängerung für die Konzernumstrukturierung gewährt wurde, bleibt der Ausgang des Überlebenskampfes ungewiss.
Darüber hinaus hatte die Marktteilnehmer verstimmt, dass JP Morgan Chase und Bank of America von schwierigen Geschäften
im März sprachen, nachdem sie zuvor noch positive Kommentare zu der Entwicklung in den beiden Vormonaten abgegeben
hatten. Bankaktien fielen wieder in der Gunst der Anleger, zumal in Spanien und Großbritannien erneut staatliche
Rettungsaktionen im Bankensektor nötig wurden.
Abgesehen von diesen Misstönen zeigte der März eine feste Kurstendenz. So erzielte der MSCI World Index im
Monatsvergleich einen Zuwachs von rund sechs Prozent.
Erfreuliche Kursgewinne konnten auch die Emerging Markets verbuchen, die von einer leicht abnehmenden Risikoaversion der
Anleger profitierten. In Asien tendierten vor allem die großen Börsen kräftig aufwärts. So etwa der Taiex Index in Taiwan mit
einem Plus von gut 14 Prozent, der indische Sensex Index mit einem Zuwachs von über neun Prozent oder in Hongkong der
Hang Seng China Enterprises, der die Entwicklung von in Hongkong notierten Aktien aus China abbildet, mit einem Anstieg
von 17 Prozent. In Osteuropa kam der russischen Börse ein über 50 US-Dollar pro Barrel notierender Ölpreis sowie die
wiedergefundene Stabilität im Rubel noch zusätzlich zugute. Der RTS-Index verbuchte Kursgewinne von nahezu 27 Prozent.
Unternehmensanleihen
Der Markt für Unternehmensanleihen (Corporate Bonds) präsentierte sich im März zweigeteilt. In der ersten Monatshälfte
waren erneut kräftige Ausweitungen der Risikoprämien (Spreads) - also der Renditeabstände zu Staatsanleihen - zu
verzeichnen. Betroffen waren davon alle Corporate-Bond-Marktsegmente. Ausgelöst wurde der neuerliche Kursrutsch
insbesondere durch negative Meldungen von Unternehmensseite (AIG, General Electric), Rating-Herabstufungen
(ThyssenKrupp, Renault, Fiat) sowie einem extrem schwachen US-Arbeitsmarktbericht. Auf Indexebene - gemessen am
repräsentativen ML EMU Corporate Index (ER00), der sowohl bonitätsstarke europäische Finanz- als auch Industrietitel enthält
- mündete dies in einen Anstieg der Renditeaufschläge um bis zu 30 Basispunkte auf in der Spitze 4,6 Prozent.
Ab der Monatsmitte setzte dann eine deutliche Gegenbewegung ein. Die Rückkehr der Risikobereitschaft unter den Investoren
ließ auch die Renditeaufschläge von Unternehmensanleihen spürbar zurückgehen. Markttreiber der zwischenzeitlichen Rallye
waren zunächst positive Überraschungen aus dem Bankensektor. Hier tat sich besonders die Citigroup hervor, die nach einer
langen Durststrecke von fünf Verlustquartalen für Januar und Februar erstmals wieder Gewinne in Aussicht stellte. Es folgte die
Ankündigung der US-Notenbank, verstärkt Wertpapiere anzukaufen, darunter auch Staatsanleihen. Schließlich wurde auch
noch der sogenannte Geithner-Plan zur Befreiung der US-Banken von ihren illiquiden Wertpapieren konkretisiert. In dieses
Umfeld passten auch Signale der EZB, die inzwischen ebenfalls den Kauf privater Wertpapiere in Erwägung zieht. In der
Summe führten diese Ereignisse zu einer allgemeinen Entspannung am Corporate-Bond-Markt. Die damit verbundenen
Spreadeinengungen reichten indes nicht ganz aus, um die Bewegung in der ersten Monatshälfte auszugleichen. Dies gilt sowohl
für die Renditeaufschläge von Titeln mit guter Bonität als auch für höherverzinsliche Anleihen aus dem High-Yield-Segment.
Staatsanleihen
Die Ankündigung der amerikanischen Notenbank FED, zusätzlich zu den bereits ergriffenen geldpolitischen Maßnahmen über
eine Billion US-Dollar für den Ankauf von Wertpapieren aufzubringen, sorgte Mitte März für ein Kursfeuerwerk am
US-Rentenmarkt. 300 Mrd. US-Dollar davon sollen für den Erwerb von lang laufenden amerikanischen Staatsanleihen am
Sekundärmarkt verwendet werden. In der Folge sank die Rendite zehnjähriger Papiere um bis zu 50 Basispunkte. Die
Zinsunterschiede zwischen kurzem und längerem Laufzeitensegment haben sich dadurch verringert, sprich die
Zinsstrukturkurve ist flacher geworden.
Unter dem Eindruck positiver US-Vorgaben tendierten die europäischen Anleihemärkte im März überwiegend freundlich.
Selbst der zwischenzeitliche Anstieg der Risikobereitschaft - unter anderem eine Folge des Geithner-Plans zur Bereinigung der
US-Bankbilanzen - konnte den Staatsanleihen nichts anhaben. Die Rendite der als Maßstab dienenden zehnjährigen
Bundesanleihen gab schließlich um rund 15 Basispunkte auf unter drei Prozent nach. Innerhalb des Euroraums kam es in der
zweiten Monatshälfte außerdem zu einer spürbaren Verringerung der Renditeaufschläge von Staatspapieren aus sogenannten
Peripheriestaaten wie Griechenland oder Italien gegenüber Bundesanleihen. Dies kann ebenfalls als Indiz für die wieder
gestiegene Risikobereitschaft der Investoren gewertet werden. Die - aus unserer Sicht ohnehin nicht gegebene - Gefahr eines
Auseinanderbrechens der Eurozone oder von Zahlungsausfällen bei einzelnen Ländern wird von den Marktteilnehmern
inzwischen geringer eingeschätzt als noch vor einigen Wochen.
Währungen
Die Ankündigung der amerikanischen Notenbank, zur Bekämpfung von Deflationsgefahren die Geldmenge über den Ankauf
von Wertpapieren um mehr als eine Billion Dollar auszuweiten, ließ die US-Währung auf Talfahrt gehen. Binnen zwei Tagen
verteuerte sich daraufhin der Euro um sieben Cent auf 1,37 US-Dollar. Zwar bröckelten die Gewinne zum Monatsende hin
wieder etwas ab, per saldo wertete der Euro im März aber um knapp vier Prozent gegenüber dem US-Dollar auf. Auch
gegenüber den meisten anderen Währungen neigte der Greenback zur Schwäche. Daran dürfte sich vermutlich in nächster Zeit
auch nichts ändern. Die Kombination aus Dollarschwemme, steigenden Fiskaldefiziten und sehr niedrigen Renditen dürfte
internationale Investoren nicht unbedingt in die US-Währung locken. Als weiterer Belastungsfaktor kamen Äußerungen aus
Peking hinzu, wonach China langfristig eine Abkehr vom US-Dollar als globale Leitwährung anstrebe. Stattdessen sollen die
Sonderziehungsrechte des Internationalen Währungsfonds oder eine rohstoffbasierte Weltwährung die Rolle des US-Dollar
als internationale Reservewährung übernehmen. Als größter Gläubiger der USA gewinnt die Stimme Chinas an den
Devisenmärkten zusehends an Bedeutung.
Im März gab es eine eindeutige Tendenz im internationalen Wechselkursgefüge: Währungen, bei denen die dahinter stehende
Notenbank eine Politik der Geldmengenausweitung über Wertpapierkäufe (quantitative easing) betreibt, verzeichneten
durchweg deutliche Verluste. Neben dem US-Dollar waren dies der Japanische Yen, das Britische Pfund und der Schweizer
Franken. Demgegenüber konnten Rohstoffwährungen wie der Australische Dollar oder der Südafrikanische Rand von den
Preisanstiegen in diesem Sektor profitieren. Die allgemeine Zunahme der Risikobereitschaft führte außerdem zu Gewinnen bei
einer Reihe von Währungen aus den aufstrebenden Ländern. Mit an der Spitze lagen hier der Südkoreanische Won, die
Tschechische Krone, der Mexikanische Peso und der Russische Rubel.
Quelle: Union Investment
Gegründet 1956, zählt Union Investment heute zu den größten deutschen Investmentgesellschaften. Rund 174,5 Mrd. Euro verwaltete die Gesellschaft per 31. Dezember 2007. Die Produktpalette für private Anleger umfasst Aktien-, Renten- Geldmarkt- und Offene Immobilienfonds sowie gemischte Wertpapier- und Immobilienfonds und Dachfonds. Anleger erhalten diese Produkte bei allen Volksbanken, Raiffeisenbanken, Sparda-Banken und PSD-Banken. Rund 4 Millionen Anleger nutzen überdies die Depotdienstleistungen der Union Investment.
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