Kommentar
12:10 Uhr, 08.04.2008

Aktienmärkte zeigten sich freundlich

Die internationalen Aktienmärkte tendierten in der Berichtswoche steil aufwärts. Auslöser für die positive Tendenz war eine erfolgreiche Kapitalerhöhung bei Lehman Brothers sowie hohe Abschreibungen unter anderem bei UBS. All dies vermittelte den Eindruck, dass Banken ihre Bilanzen nun gründlich bereinigt haben und das Schlimmste der Subprime−Krise vorüber ist. Marktteilnehmer reagierten euphorisch und fragten verstärkt Finanztitel nach. In diesem Umfeld trübten selbst Äußerungen des FED−Chefs Ben Bernanke hinsichtlich eines möglichen Abgleitens der US−Wirtschaft in eine Rezession die Stimmung unter den Marktteilnehmern nur unwesentlich ein. Auch der ungünstige US−Arbeitsmarktbericht hatte kaum negative Folgen.

Finanztitel gefragt

Eine deutliche Stimmungsbesserung gegenüber Finanztiteln verhalf den internationalen Aktienmärkten in der Berichtswoche zu kräftigen Kurssteigerungen. Auslöser war eine Kapitalerhöhung bei Lehman Brothers, die − mehrfach überzeichnet − ein ausgesprochener Erfolg wurde. Nachdem zuvor noch Gerüchte kursierten, Lehman Brothers sei in eine ähnlich schwierige Situation geraten wie zuvor Bear Stearns, die nur durch einen Notverkauf gerettet werden konnte, war die Erleichterung über die auf viel Interesse stoßende Kapitalerhöhung groß. Lehman Brothers konnte durch die Ausgabe wandelbarer Vorzugsaktien
vier Mrd. USD an neuem Kapital aufnehmen. Das Schlimmste der US−Subprime−Krise schien vorüber. Auch in Europa verbreitete sich entsprechende Zuversicht. Hier hatte UBS zusätzliche Abschreibungen in Höhe von 19 Mrd. USD bekannt gegeben, wodurch der Schweizer Großbank im ersten Quartal 2008 Verluste von rund 7,7 Mrd. Euro entstehen dürften. Daneben wurde eine umfangreiche Kapitalerhöhung avisiert. Des Weiteren kündigte der heimische Branchenprimus Deutsche Bank infolge der Finanzkrise in den ersten drei Monaten des laufenden Jahres Abschreibungen in Höhe von 2,5 Mrd. Euro an. Hinzu kamen Milliardenabschreibungen bei der BayernLB. Noch vor nicht allzu langer Zeit hätten diese Nachrichten die Aktienmärkte geschreckt und die Kurse auf Talfahrt geschickt. Diesmal jedoch schöpften Marktteilnehmer hieraus Hoffnung, dass nun alle Hiobsbotschaften auf dem Tisch liegen und so ein Ende der Finanzkrise in Sicht ist. Finanztitel
wurden lebhaft nachgefragt und zogen die Märkte mit nach oben. Ob diese positive Stimmung anhält, bleibt abzuwarten. Jedenfalls fiel die Wochenbilanz weltweit deutlich positiv aus.

USA: Ben Bernanke spricht von Rezession

An den US−Aktienmärkten ging es in der Berichtswoche mit Kurssteigerungen im Dow Jones Industrial Average von mehr als drei Prozent steil aufwärts. Selbst die sich zu bestätigenden Rezessionsbefürchtungen konnten die positive Grundhaltung der Marktteilnehmer nicht wesentlich eintrüben. So hatte sich FED−Chef Ben Bernanke erstmals dahingehend geäußert, dass die US−Wirtschaft im ersten Halbjahr 2008 in eine Rezession abgleiten könnte, doch sollte die Schwächephase bereits in der zweiten Jahreshälfte überwunden werden. Der negative Arbeitsmarktbericht schien ihm Recht zu geben. Zum dritten Mal in Folge kam es im März zu einem Rückgang der Beschäftigung, der in diesem Umfang nicht erwartet worden war. Obwohl die Kurse daraufhin etwas nachgaben, kam die positive Wochenbilanz nicht in Gefahr.

Euroland: Keine Abkoppelung von den USA

Die europäischen Aktienmärkte wiesen mit einem Anstieg im DJ Euro Stoxx 50 von über vier Prozent sogar noch deutlichere Kurssteigerungen auf als der DJIA. Auch hier hatte sich die Meinung durchgesetzt, dass trotz weiterer Abschreibungen im Bankensektor das Schlimmste der US−Hypothekenkrise ausgestanden ist. Dabei mussten Nachrichten über erste Anzeichen einer hiesigen Wachstumsverlangsamung verkraftet werden. Mit Spanien und Italien warteten vor allem die südlichen Länder der Eurozone mit vergleichsweise schwachen Konjunkturzahlen auf. Alles deutet darauf hin, dass sich Europa mit dem üblichen zeitlichen Nachlauf von sechs bis neun Monaten nicht von der markanten Wirtschaftsabkühlung in den USA abkoppeln kann.

Japan: Boden erreicht?

Auch der japanische Aktienmarkt tendierte deutlich aufwärts. Marktteilnehmer scheinen zunehmend davon überzeugt, dass der Markt Mitte März mit einem Tiefstand im Nikkei Index von deutlich unter 12.000 Punkten seinen Boden gefunden hat. Negativnachrichten scheinen dabei größtenteils in den Kursen eingepreist. So etwa die von zahlreichen japanischen Unternehmen nach unten revidierten Gewinnprognosen oder die Schwächeanzeichen der japanischen Konjunktur. Im jüngsten Tankan−Bericht für das erste Quartal 2008 wurde deutlich, dass sich die Wachstumsaussichten im Land weiter eingetrübt haben. So fiel der Stimmungsindex für große Industriefirmen stärker als erwartet und erreichte mit elf Punkten den niedrigsten Stand seit vier Jahren. All dies jedoch hielt Marktteilnehmer nicht davon ab, japanische Aktien wieder verstärkt nachzufragen.

Ausblick

In der laufenden Handelswoche beginnt die Q1−Berichtssaison in den USA. Alcoa eröffnet am Montag traditionell den Reigen. Nach einem Gewinnrückgang von knapp 23 Prozent in Q4 (gg. Vorjahr) wird für das laufende Quartal ein weiteres Absinken der Erträge um fast zehn Prozent für die im S&P 500 enthaltenen Unternehmen erwartet. Konjunkturell stehen außer mit dem Uni Michigan−Vertrauensindex kaum wichtige US−Daten an. In Europa dürfte vor allem die EZB−Sitzung Aufmerksamkeit finden, auch wenn keine Leitzinsänderung erwartet wird.

Quelle: Union Investment

Gegründet 1956, zählt Union Investment heute zu den größten deutschen Investmentgesellschaften. Rund 163,4 Mrd. Euro verwaltete die Gesellschaft per 31. März 2007. Die Produktpalette für private Anleger umfasst Aktien-, Renten- Geldmarkt- und Offene Immobilienfonds sowie gemischte Wertpapier- und Immobilienfonds und Dachfonds. Anleger erhalten diese Produkte bei allen Volksbanken, Raiffeisenbanken, Sparda-Banken und PSD-Banken. Rund 4 Millionen Anleger nutzen überdies die Depotdienstleistungen der Union Investment.

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Über den Experten

Oliver Baron
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Experte für Anlagestrategien

Oliver Baron ist Finanzjournalist und seit 2007 als Experte für stock3 tätig. Er beschäftigt sich intensiv mit Anlagestrategien, der Fundamentalanalyse von Unternehmen und Märkten sowie der langfristigen Geldanlage mit Aktien und ETFs. An der Börse fasziniert Oliver Baron besonders das freie Spiel der Marktkräfte, das dazu führt, dass der Markt niemals vollständig vorhersagbar ist. Der Aktienmarkt ermöglicht es jedem, sich am wirtschaftlichen Erfolg der besten Unternehmen der Welt zu beteiligen und so langfristig Vermögen aufzubauen. In seinen Artikeln geht Oliver Baron u. a. der Frage nach, mit welchen Strategien und Produkten Privatanleger ihren Börsenerfolg langfristig maximieren können.

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