Kommentar
09:06 Uhr, 23.09.2003

Aktienmärkte wieder freundlicher

In der vergangenen Woche zeigten sich die internationalen Aktienmärkte in fester Verfassung. Die wichtigsten Aktienindizes pendelten dabei in der Nähe ihrer diesjährigen Höchststände. Wie erwartet beließ die Fed die US-Leitzinsen unverändert auf ihrem historisch niedrigen Niveau und auch die EZB drehte nicht weiter an der Zinsschraube.

Die amerikanischen Börsen tendierten letzte Woche insgesamt positiv. Zulegen konnten beispielsweise die Anteilsscheine der Altria Group. Grund war ein Prozesserfolg der Konzerntochter Philip Morris. Der oberste Gerichtshof in Illinois hatte entschieden, dass der größte Tabakhersteller der Welt seine Berufungsklage im Verfahren um die angeblich irreführende Bezeichnung light direkt vor dem Supreme Court in Illinois vorbringen darf. Langwierige Zwischeninstanzen werden damit übersprungen. Zudem muss der Konzern als Sicherheitsleistung anstelle von zwölf Mrd. Dollar lediglich sechs Mrd. Dollar hinterlegen. R.J. Reynolds, ebenfalls in der Tabakbranche aktiv, kündigte wegen der zunehmenden Konkurrenz durch Billiganbieter einen massiven Stellenabbau von rund 40 Prozent der Belegschaft an. Die Aktie gewann daraufhin deutlich. Versicherungstitel zeigten sich von den befürchteten Auswirkungen des Hurrikans Isabel ziemlich unbeeindruckt. Der Chef der New Yorker Börse Richard Grasso ist indes nach den anhaltenden Querelen bezüglich überhöhter Bezüge von seinem Amt zurückgetreten. Zuletzt hatten auch die große Pensionsfonds seinen Rücktritt gefordert, um einen weiteren Ansehensverlust zu vermeiden.

Zwiespältige Daten kamen von Konjunkturseite: Die Industrieproduktion stieg langsamer als erwartet und auch die Lagerbestände gingen nur leicht zurück. Der New Yorker Index der allgemeinen Geschäftstätigkeit im Verarbeitenden Gewerbe für September 2003 hat sich dagegen auf plus 18,35 Zähler nahezu verdoppelt, nach einem Rückgang auf plus 9,98 im August. Der Index der Frühindikatoren legte ebenfalls weiter zu. Allerdings ist der Philly-Fed-Index im September stärker als erwartet zurückgegangen. Vom Arbeitsmarkt kam die positive Meldung, dass die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe knapp unter die 400.000er Marke gefallen ist. An der Computerbörse Nasdaq tendierten die Kurse überwiegend freundlich. Der Nasdaq Composite schaffte es auf ein neues 18-Monats-Hoch, ehe wieder Gewinnmitnahmen einsetzten. Netzwerkausrüster gewannen, nachdem Nortel Networks Ergebnisverbesserungen für das Gesamtjahr ankündigte. Die Aktie machte einen Sprung von über 8 Prozent.

Die Kurse an der TokioterBörse konnten nach einem verlängerten Wochenende zunächst zugelegen. Gefragt waren vor allem Versicherungs- und Autotitel. Der Nikkei 225 kletterte im Wochenverlauf zeitweise über die 11.000er Marke. Am heutigen Montag gaben die Aktienkurse jedoch wegen des deutlich gestiegenen Yen kräftig nach. Morgen bleibt die japanische Börse wegen eines Feiertags geschlossen.

Insgesamt freundlich zeigten sich die europäischen Aktienmärkte. Einiges Aufsehen erregten Air France und KLM mit ihren Verhandlungen über eine Kooperation. Spekulationen über eine vollständige Fusion und ihre mögliche Auswirkungen auf die angeschlagene europäische Luftfahrtbranche machten die Runde. Wie weit beide Gesellschaften zukünftig zusammenarbeiten wollen, ist bislang noch nicht ganz klar. Mit den Aktien von KLM ging es dennoch bereits jetzt nach oben. Europäische Einzelhändler waren gefragt, nachdem die britische Supermarktkette Tesco überraschend positive Halbjahreszahlen präsentiert hatte. Die Aktien des französischen Elektrotechnikkonzerns Alstom wurden hingegen vom Handel ausgesetzt worden. Die EU-Kommission hatte zuvor das förmliche Prüfverfahren für die vom französischen Staat geplante Milliardenhilfe eingeleitet und den Titel damit auf Talfahrt geschickt. Gleichzeitig wurde die Regierung in Paris angemahnt, sich an der angestrebten Kapitalerhöhung nicht zu stark zu beteiligen. Für das Unternehmen wird es nunmehr eng. Positive Meldungen kamen von Konjunkturseite. Der ZEW-Index übertraf mit seinem starken Anstieg die allgemeinen Erwartungen und dokumentiert damit die freundlicheren Konjunkturaussichten in Deutschland. Hierzulande zeigten sich die Börsen in fester Verfassung. Im Zentrum von Spekulationen stand erneut TUI. Der Reisekonzern kündigte für das vierte Quartal eine Wandelanleihe in Höhe von rund 400 Mio. Euro an, um damit bestehende Schulden umzuschichten. Die in einem Umstrukturierungsprozess begriffene WestLB will sich unterdessen von ihrem 31prozentigen Anteil an TUI trennen. Der Aktien zeigte sich vergangene Woche recht volatil. Die Deutsche Telekom erreichte inzwischen eine Übereinkunft, den polnischen Mobilfunkanbieter PTC vollständigen zu übernehmen. Die bisherigen Mehrheitsaktionäre Vivendi Universal und der polnische Energieversorger Elektrim erklärten sich mit der Offerte einverstanden, nachdem das Angebot um 10 Prozent erhöht worden war. Aufwärts ging es beim Pharmakonzern Bayer. Ein US-Gericht hatte zuvor US-weite Sammelklagen wegen Lipobay/Baycol abgelehnt. Die Technologiewerte im TecDAX konnten sich nur unterdurchschnittlich entwickeln. Immerhin meldete MobilCom, 20 Prozent am Internetprovider Freenet veräußert zu haben, um mit dem erzielten Kapital die restlichen Bankkredite komplett abzulösen. Der Aktienkurs stieg um rund 5 Prozent.

Von Konjunkturseite sind gegen Ende der Woche einige Impulse zu erwarten. In Europa richten sich die Blicke auf den belgischen Geschäftsklimaindex sowie den deutschen Ifo-Geschäftsklimaindex. Aus den USA kommen Daten zu den Auftragseingängen langlebiger Wirtschaftsgüter, dem BIP und den Hausverkäufen. Außerdem werden Zahlen zum privaten Konsum und dem Verbrauchervertrauen veröffentlicht.

Quelle: Union Investment

Gegründet 1956, zählt Union Investment heute zu den größten deutschen Investmentgesellschaften. Rund 110 Milliarden Euro verwaltet die Gesellschaft per Ende Juni 2003. Die Produktpalette für private Anleger umfasst Aktien-, Renten- Geldmarkt- und Offene Immobilienfonds sowie gemischte Wertpapier- und Immobilienfonds und Dachfonds. Anleger erhalten diese Produkte bei allen Volksbanken, Raiffeisenbanken, Sparda-Banken und PSD-Banken. Rund 3,9 Millionen Anleger nutzen überdies die Depotdienstleistungen der Union Investment.

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