Kommentar
10:46 Uhr, 25.11.2003

Aktienmärkte - Terrorangst und Dollarschwäche

Die Terroranschläge von Istanbul, sowohl am letzten Donnerstag wie auch schon am vorangegangenen Samstag, schürten unter den Investoren die Unsicherheit über die weitere Entwicklung. Insbesondere in Europa gaben die Aktienkurse nach, während Rentenpapiere als sicherer Anlagehafen gesucht waren. Eine wesentliche Rolle spielte zudem der Devisenmarkt: Während diesseits des Atlaniks die Sorge um einen weiter erstarkenden Euro die Märkte belastete, drückte in den USA der Kursverfall des Dollar auf die Stimmung der Anleger.

Stabiler als die europäischen Börsen, aber dennoch im Minus, beendeten die US-Aktienmärkte die vergangene Woche. Das Marktgeschehen wurde dabei von den Terroranschlägen wie auch der Dollar-Entwicklung überschattet. Zudem lösten die Strafzölle gegen chinesische Textilprodukte und die Verhaftung von 47 Investmentbankern zwischenzeitlich Unruhe auf dem Parkett aus. Immerhin waren die bekannt gegebenen Konjunkturdaten insgesamt freundlich: So sanken die wöchentlichen Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe und der Geschäftsklimaindex Empire State Manufacturing hat sich im November im Vergleich zum Vormonat überraschend weiter aufgehellt. Zudem erreichte die Zahl der Hausbaubeginne im Oktober den höchsten Stand seit 1986. Allerdings gab es auch einen Wermutstropfen: Der Geschäftsklimaindikator der regionalen Notenbank von Philadephia (Philly-Fed-Index) ging im November etwas zurück. Von Seiten der Unternehmen kamen einige positive Quartalsergebnisse. Die weltgrößte Baumarktkette Home Depot konnte im dritten Quartal den Gewinn um ein Viertel steigern und hob die Prognose für das Gesamtjahr an. Auch Walt Disney gab bekannt, dass der Gewinn im dritten Quartal dank guter Umsätze an den Kinokassen und im DVD-Geschäfts gestiegen ist. General Electric wird indes die Hypothekensparte und das Lebensversicherungsgeschäft an die Börse bringen. Der Konzern hat außerdem die Gewinnprognose für das vierte Quartal bestätigt. Die Aktien des Pharmakonzerns Merck & Co. gerieten hingegen unter Druck, nachdem die Entwicklung des in Phase III befindlichen Diabetes-Medikaments MK-767 abgebrochen wurde. An der Nasdaq tendierten Technologietitel ebenfalls schwächer. Hewlett-Packard meldete zwar robuste Quartalszahlen. Allerdings zeigten sich einige Anleger über die Gewinnmargen des Unternehmens besorgt, sodass nach der Berichtspräsentation in kleinerem Umfang Gewinnmitnahmen zu sehen waren. Die Zahlen des Software-Herstellers Intuit übertrafen dagegen die Erwartungen der Analysten und der Aktienkurs entwickelte sich freundlich.

Terrorängste haben die Tokioter Börse bereits am vergangenen Montag deutlich belastet. Im weiteren Wochenverlauf hielten sich das Anlegerinteresse an neuen Aktienengagements auch wegen des festen Yen in engen Grenzen. Freundliche Konjunkturnachrichten konnten die Stimmung nur wenig aufhellen. Gute Unternehmenszahlen kamen von Japans zweitgrößtem Stahlhersteller JFE Holdings. Der Nettogewinn im ersten Halbjahr (September) stieg im Vergleich zum Vorjahr um über 150 Prozent auf 45,0 Milliarden Yen. Am heutigen Montag blieb die Tokioter Börse wegen eines Feiertags geschlossen.

Von den Bombenanschlägen in Istanbul belastet, verzeichneten die europäischen Aktienmärkte in der vergangenen Woche Einbußen. Die Furcht vor weiteren Anschlägen ließ zahlreiche Anleger vorsichtiger werden und ihr Kapital in Rentenpapiere mit hoher Bonität umschichten. Insbesondere Aktien aus den Bereichen Tourismus, Luftfahrt und Versicherungen waren von spürbaren Abschlägen betroffen. Die Aktie des deutschen Reiseveranstalters TUI büßte im Wochenvergleich rund 10 Prozent ein. Zudem lastete die Abwertung des Dollar auf den europäischen Exportwerten und somit auch auf den Erholungstendenzen der hiesigen Konjunktur. Die Gemeinschaftswährung näherte sich der Marke von 1,20 Dollar und erreichte damit den höchsten Stand seit seiner Einführung. Gerade Automobiltitel, aber auch der Maschinenbauer MAN notierten wegen des schwierigeren Absatzes im Minus. Schwache Quartalszahlen kamen von den beiden Fluggesellschaften Air France und SWISS, wobei die Papiere der Schweizer Gesellschaft zwischenzeitlich sogar um rund 20 Prozent abrutschten. Freundlichere Nachrichten legten Hochtief und Henkel vor. Sowohl der Baukonzern wie auch die Chemiegesellschaften überzeugten mit ihren Unternehmensberichten und entwickelten sich im Gleichklang zum Markt. Unter Druck gerieten die Technologieaktien, da die Anleger die schwankungsintensiveren Papiere in einem unsicheren Umfeld eher meiden. Der TecDax gab im Vergleich zur Vorwoche um fast 5 Prozent nach.

Die Berichtsaison der Unternehmen klingt langsam aus. Umso stärker werden die Anleger ihr Interesse den anstehenden Konjunkturindikatoren zuwenden. In dieser Woche erscheint hierzulande wieder der Ifo-Geschäftsklimaindex und für die Eurozone wird das Verbrauchervertrauen bekannt gegeben. Aus den USA kommen Zahlen zum Konsumentenvertrauen sowie zu den Aufträgen langlebiger Wirtschaftsgüter und dem privaten Einkommen. Darüber hinaus stehen Daten zu den Hausverkäufen, der Einkaufsmanagerindex Chicago und der Verbrauchervertrauensindex der Universität Michigan an. Die Fed veröffentlicht zudem das so genannte Beige Book. Der US-Feiertag am Donnerstag dürfte jedoch zu einer eher ruhigen Handelswoche beitragen.

Quelle: Union Investment

Gegründet 1956, zählt Union Investment heute zu den größten deutschen Investmentgesellschaften. Rund 110 Milliarden Euro verwaltet die Gesellschaft per Ende Juni 2003. Die Produktpalette für private Anleger umfasst Aktien-, Renten- Geldmarkt- und Offene Immobilienfonds sowie gemischte Wertpapier- und Immobilienfonds und Dachfonds. Anleger erhalten diese Produkte bei allen Volksbanken, Raiffeisenbanken, Sparda-Banken und PSD-Banken. Rund 3,9 Millionen Anleger nutzen überdies die Depotdienstleistungen der Union Investment.

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