Kommentar
09:44 Uhr, 09.03.2004

Aktienmärkte mit positiver Kursentwicklung

In der abgelaufenen Börsenwoche konnten die europäischen Aktienmärkte nach der Konsolidierung der Vorwoche per Saldo eine positive Kursentwicklung verzeichnen (STOXX +1,5%). Die Euroland-Aktienmärkte zeigten dagegen noch stärkere (+1,8%) Indexavancen. Die Kursgewinne an der Wall Street fielen hingegen mit einem Anstieg des S&P-Index um 1% unterdurchschnittlich aus. Auch an der NASDAQ war der Indexanstieg von nur 0,9% eher enttäuschend. Am Kabutocho hat sich die positive Kursentwicklung mit einem Anstieg des TOPIX-Index um 4,5% noch beschleunigt.

In den USA tendierte der Aktienmarkt während der gesamten Woche in einer geringen Handelsspanne und ging zum Wochenschluss mit einem leichten Plus von 1% aus dem Markt. Die gesamte Woche war der Fokus auf den Arbeitsmarktbericht vom Freitag gerichtet. Im Vorfeld kam es über die Beschäftigungskomponenten diverser Frühindikatoren (u.a. nationale Einkaufsmanagerindizes - ISM) zu einer hohen Erwartungshaltung bei den neugeschaffenen Stellen. Die Erwartung lag bei etwa 130.000 im Monat Februar. Mit berichteten 21.000 fielen diese deutlich unterhalb des Konsensus aus, zumal die beiden Vormonatswerte auch noch leicht nach unten revidiert wurden. In den letzten drei Monaten kam es lediglich zu einem Beschäftigungszuwachs von etwa 50.000 Stellen, was aus historischen Überlegungen kaum mit einem sich selbsttragenden Konjunkturaufschwung in Verbindung gebracht werden kann. Einzig positiv ist zu vermerken, dass sich nach den Arbeitsmarktzahlen bei den Marktteilnehmern der Zeitpunkt für die erste Zinserhöhung seitens der FED frühestens zur Jahreswende verschoben hat. Bislang wurde mit der ersten Zinserhöhung vor der Sommerpause im Juni gerechnet, zumal sich das "Wording" der FED zuletzt in Richtung einer zukünftig restriktiveren Gangart verschärft hatte. Niedrige Zinsen und ein nur allmählicher Beschäftigungsaufbau sind für den Aktienmarkt zunächst jedoch positiv zu werten, weil dadurch die Gewinne auch über nur geringe Lohnkostensteigerungen profitieren dürften. In den nächsten Wochen beginnt die heiße Phase der Gewinnwarnungssaison für das laufende erste Quartal. Bislang kam es im Rahmen des generellen Gewinnwachstumszyklus nur zu geringfügig negativen Gewinnrevisionen. Allerdings gab es zu Jahresbeginn auch nur bescheidene positive Ausblicke. In der letzten Woche revidierte Intel seine Umsatzprognose an die untere Bandbreite seiner bisherigen Wachstumsprognose und gab somit leicht nach. Im Gegensatz dazu profitierten Wal Mart und McDonalds von höheren Umsätzen im Monat Februar.

In Europa glänzten der deutsche sowie der schwedische Aktienmarkt mit Indexavancen um jeweils 2,7% als Spitzenperformer. Hingegen bildeten Frankreich, Niederlande, Belgien und Spanien die Schlusslichter. Der Ölpreis Brent Blend stieg in der Vorwoche um weitere eineinhalb US-Dollar je Fass an. Dem nur schwachen Anstieg der Rohölläger in den USA stand ein starker Rückgang der Benzin- und Heizölläger gegenüber. "Dementsprechend zählten Ölaktien wie in der Vorwoche in Europa zu den Outperformern", sagt ADIG-Fondsmanager Matthias Grimm. Generell wurden Aktien aus zyklischen Sektoren bevorzugt, wobei Technologieaktien in Europa mit einem Indexanstieg von 4,6% - im Gegensatz zur Nasdaq - Spitzenreiter waren. Rohstoffaktien - Gold ausgenommen - profitierten von dem weiteren Anstieg ihrer Produktpreise. Dagegen wurden Aktien aus nichtzyklischen Sektoren, insbesondere Nahrungsmittelaktien, die sogar Kursrückgänge verzeichneten, sowie Einzelhandels- und auch Bankaktien von den Anlegern eher vernachlässigt und wiesen insgesamt unterdurchschnittliche Kurssteigerungen auf. Die Konjunkturdaten waren in Euroland insgesamt erneut eher enttäuschend und daher nicht geeignet, den Aktienmärkten spürbare Impulse zu geben. Die Einkaufsmanagerindizes in Euroland zeigten in der verarbeitenden Industrie nur einen schwachen Anstieg, während sie im Dienstleistungssektor sogar rückläufig waren. "Allerdings bewegen sich beide nach wie vor über der 50er Marke, was weiterhin ein positives Wachstum verheißt", sagt Europa-Experte Grimm. Auch das Verbrauchervertrauen in Frankreich zeigte mit einem nochmals leichten Rückgang im Februar keine Ansätze einer für das erste Halbjahr erhofften Belebung der Konsumnachfrage in Euroland. In Großbritannien ist der Einkaufsmanagerindex in der verarbeitenden Industrie sogar kräftig auf 53,2 gefallen, und auch im Dienstleistungsbereich kam der Index leicht zurück. "In beiden Bereichen bewegen sich aber die Indizes über dem Niveau von Euroland. Dies ist ein Indiz für ein weiterhin überdurchschnittliches Wachstum Großbritanniens", so ADIG-Fondsmanager Grimm.

Auf Unternehmensebene gaben u.a. die Übernahmespekulation um den britischen Gasproduzenten BG Group, wobei die französische Total als potenzieller Übernehmer gehandelt wird, den Energieaktien zusätzlichen Auftrieb. Bei Air Liquide wirkte noch der stärker als erwartete Gewinnanstieg zum Wochenbeginn nach. Die belgische Interbrew-Aktie profitierte von der Bekanntgabe des Zusammenschlusses mit der brasilianischen AmBev, wodurch Interbrew zum weltweit größten Brauereikonzern aufsteigt. Zum Wochenbeginn stark gefragt war die Deutsche Bank, da Gerüchte um eine mögliche Übernahme durch die US-amerikanische Citicorp kräftige Anregungen gaben. Die Gerüchte flauten allerdings im Wochenverlauf ab. Dagegen wurde der 33%ige Anstieg des Jahresgewinns vor Steuern bei HSBC mit Enttäuschung aufgenommen. Die Anleger hatten einen noch höheren Anstieg erwartet. Zum Wochenschluss gaben die europäischen Aktienmärkte unter dem Eindruck enttäuschender Arbeitsmarktzahlen in den USA nach.

In Japan kamen u.a. von Konjunkturdaten starke Anregungen. So sind die Ausgaben der Privathaushalte im Januar kräftiger als im Vormonat angestiegen, so dass diese nun auch über Vorjahresniveau lagen. Zudem haben sich Konjunkturbeurteilung und -erwartungen von renommierten Instituten im Februar deutlich verbessern können. Die hohen Umsätze an den japanischen Aktienmärkten gaben insbesondere auch Bankaktien merkliche Impulse.

Ausblick

In den USA könnte am Mittwoch das Handelsbilanzdefizit für kurzfristige Irritationen am Devisenmarkt sorgen. Es dürfte - für den Januar wenig überraschend - mit einem Defizit von etwa $41 Mrd. ausfallen. Dollarschwächend könnte jedoch auf die Marktteilnehmer die Problematik des Leistungsbilanzdefizites wirken, nachdem über die veränderten Zinsannahmen der bisherige Renditeanreiz zu Gunsten des Dollars wieder schwinden könnte. Von den Einzelhandelsumsätzen mit einem erwarteten Anstieg im Februar von 0,5% und dem Konsumentenvertrauen der Universität Michigan mit einer Etablierung auf hohem Niveau erwarten wir nur geringe Marktausschläge. Dagegen sollte der Aktienmarkt über weitgehend auszubleibende negative Gewinnrevisionen profitieren können.

In Europa dürften Produktionszahlen in Großbritannien und Frankreich sowie Preisdaten in UK und Spanien keine allzu starken aktienmarktrelevanten Auswirkungen haben. Insofern dürften die wesentlichen Impulse wieder aus dem Unternehmensbereich kommen. Hier stehen vor allem die Unternehmen Lloyds TSB, OMV, Agfa-Gaevert, Aixtron, BMW Celanese, DelHaize, Fortis, HVB sowie Royal&Sun Alliance Insurance, Aegon sowie auch Comdirect mit Jahresergebnissen im Fokus.

In Japan können weitere positive Unternehmensresultate sowie gesamtwirtschaftliche Daten (u.a. BIP, Maschinenaufträge, Zahl der Konkurse) unter Umständen weiter anregen.

Quelle: ADIG

Die ADIG Allgemeine Deutsche Investment-Gesellschaft mbH, Fondstochter der Commerzbank, wurde 1949 gegründet. Das verwaltete Fondsvermögen beträgt mehr als 24,6 Mrd. Euro in 270 Publikumsfonds. Die Aktivitäten der ADIG werden seit kurzem unter dem Dach der COMINVEST Asset Management GmbH geführt.

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