Kommentar
10:35 Uhr, 03.11.2009

Aktienmärkte: Angst vor der Zinswende

Unsicherheit über die Geldpolitik und eine Reihe schwächer als erwartet ausgefallener US-Konjunkturdaten brachte die Aktienmärkte weltweit unter Druck. Die Quartalszahlen europäischer Unternehmen können nicht durchweg überzeugen. US-Arbeitsmarktbericht steht in dieser Woche im Fokus.

Quo vadis Geldpolitik?

Die zweite Woche in Folge mussten die Aktienmärkte Verluste hinnehmen. In den zurückliegenden Tagen waren die Kursrückgänge besonders ausgeprägt. Sorgen vor einem Ende der liquiditätsgetriebenen globalen Aktienmarkthausse waren dabei der wichtigste Auslöser, nachdem die Diskussionen um ein Ende der sehr expansiven Geldpolitik (Stichwort Exitstrategie) an Stärke gewannen. Zinserhöhungen - wie es etwa Australien und Norwegen vorgemacht haben - stehen damit aber weder in den USA noch im Euroraum oder in Japan in näherer Zukunft an. Vielmehr geht es um einen Ausstieg aus den Anleihekaufprogrammen sowie anderen nichtkonventionellen geldpolitischen Maßnahmen, auf deren Grundlage die Märkte derzeit noch mit Liquidität geflutet wurden.

Gemischte Konjunkturdaten aus den USA

Die zuletzt veröffentlichten US-Konjunkturdaten bildeten unterdessen kein ausreichendes Gegengewicht, um kräftige Kursverluste zu verhindern. Zwar nahm die amerikanische Wirtschaftsleistung im dritten Quartal auf das Jahr hochgerechnet um 3,5 Prozent zu und damit etwas stärker als von den Analysten erwartet. Auch die Auftragseingänge für langlebige Güter überraschten positiv. Andere Wirtschaftsdaten fielen hingegen spürbar schwächer aus als prognostiziert. Enttäuscht hatten besonders der deutliche Rückgang beim Verbrauchervertrauen und die unter den Erwartungen gebliebenen Neubauverkäufe. Dadurch wurden neuerliche Zweifel an der Nachhaltigkeit der Wirtschaftserholung geweckt. Noch ist jedenfalls kein selbsttragender Aufschwung in Gang gekommen.

Europa: Unternehmensergebnisse können nicht überzeugen

Mit ein Grund für die seit dem Frühjahr andauernde Aktienmarktrallye sind die in der Mehrzahl verbesserten Unternehmenszahlen. In den USA setzte sich dieser Trend auch im dritten Quartal überwiegend fort. Im Gegensatz dazu können die Unternehmen aus Europa in dieser Hinsicht nicht vollauf überzeugen. Zwar haben bislang zwei Drittel die Gewinnerwartungen erreicht oder sogar übertroffen, was nicht zuletzt auf umfangreiche Maßnahmen zur Kostenreduzierung zurückzuführen ist. Weniger als die Hälfte der Gesellschaften hat indes die Umsatzprognosen erfüllt. Die Nachfrage - ob von Seiten der Haushalte, Unternehmen oder des Auslands - bleibt damit die Achillesferse der europäischen Unternehmen.

Mit einem Minus von fast sechs Prozent musste der Deutsche Aktienindex in der vergangenen Woche überdurchschnittliche Verluste hinnehmen. Finanztitel erlitten teilweise heftige Kursrückgänge, nachdem zu Wochenbeginn die niederländische ING auf Druck der EU-Kommission eine Aufspaltung des Konzerns sowie eine Kapitalerhöhung bekanntgeben musste. Größter Verlierer im Dax war vor diesem Hintergrund die Commerzbank-Aktie (minus 13 Prozent), während die Deutsche Bank aufgrund eines guten Ergebnisses für die zurückliegenden drei Monate (insbesondere im Investment Banking) den Kursrückgang in Grenzen halten konnte. Kräftige Verluste verzeichneten nach enttäuschenden Quartalszahlen auch SAP (minus 11 Prozent). Besonders die nach unten korrigierte Prognose für das laufende Jahr sorgte dafür, dass Investoren Aktien des Software-Unternehmens auf die Verkaufsliste setzten. Trotz des schwierigen Umfelds hielten sich neben Henkel vor allem Bayer (jeweils minus 1 Prozent) vergleichsweise gut. Das überraschend gute Ergebnis des Leverkusener Mischkonzerns basierte in erster Linie auf dem nunmehr wieder positiven Beitrag der Kunststoffsparte.

Ausblick

Die Quartalsberichtssaison dürfte auch in dieser Woche das Geschehen an den Aktienmärkten entscheidend mitbestimmen. Insgesamt präsentieren neun Dax-Unternehmen ihre Ergebnisse, darunter prominente Vertreter wie Allianz, BMW, Commerzbank oder Deutsche Post. Darüber hinaus legen mit Swiss Re, Total oder LOréal weitere wichtige europäische Unternehmen Rechenschaft über die letzten drei Monate ab. Ganz oben auf dem Konjunkturdatenkalender steht in dieser Woche der US-Arbeitsmarktbericht. Die Konsensschätzungen gehen davon aus, dass in den Vereinigten Staaten im Oktober erneut 263.000 Stellen verloren gegangen sind. Eine Trendwende sieht anders aus. In der Vergangenheit hatte die US-Notenbank immer erst dann mit Zinserhöhungen begonnen, als sich die Lage am Arbeitsmarkt verbesserte. Neben dem Arbeitsmarktreport sollten zudem die Einkaufsmanagerindizes aus den USA und dem Euroraum sowie die Einzelhandelsumsätze im Euroraum auf größere Aufmerksamkeit stoßen. Schließlich dürften auch die Notenbanksitzungen in den USA und in Europa auf ungeteilte Aufmerksamkeit stoßen.

Quelle: Union Investment Gegründet im Jahr 1956, zählt Union Investment heute zu den größten deutschen Investmentgesellschaften. Rund 144,2 Mrd. Euro verwaltete die Gesellschaft per 31. Dezember 2008, davon 91 Milliarden Euro in Publikumsfonds. Die Produktpalette für private Anleger umfasst Aktien-, Renten- Geldmarkt- und Offene Immobilienfonds sowie gemischte Wertpapier- und Immobilienfonds und Dachfonds. Anleger erhalten diese Produkte bei allen Volksbanken, Raiffeisenbanken, Sparda-Banken und PSD-Banken. Rund 4,6 Millionen Anleger nutzen überdies die Depotdienstleistungen der Union Investment.

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