Nachricht
14:12 Uhr, 09.11.2001

Aktienfonds hoffen auf neue Anleger

Von der Krise an den Börsen sind auch die Aktienfonds nicht verschont geblieben. Alleine von Juli bis September vermeldete die Branche Rückflüsse von 2,8 Milliarden Euro. Das heißt, dass mehr Anleger Fondsanteile verkauften als kauften. Für die Zukunft zeigen sich die Investment- Gesellschaften aber zuversichtlich, dass Aktienfonds auf Grund ihrer Risikostreuung und der staatlich geförderten privaten Altersvorsorge gefragt bleiben.

Jeder fünfte Deutsche ist inzwischen Aktionär. Während die Zahl der Besitzer einzelner Unternehmenswerte im ersten Halbjahr 2001 abnahm, konnten Fonds um mehr als 20 Prozent zulegen. Auch im Oktober verzeichneten die 888 in Deutschland angebotenen Aktienfonds laut einer Umfrage des "Handelsblatts" im Schnitt wieder Zuflüsse.

BILANZ 2001 NICHT ERMUTIGEND

Die von Profis verwalteten Aktienfonds investieren gleichzeitig in verschiedene Papiere mit unterschiedlichen Schwerpunkten wie Länder oder Branchen. Der Anleger kann damit seinen Aufwand an Fachwissen, Zeit und eingesetztem Vermögen geringer halten als bei einem direktem Engagement in Aktien.

Die Bilanz für das Jahr 2001 macht indes wenig Mut: Bis zum 30. September verloren die Fonds durchschnittlich mehr als 30 Prozent ihres Wertes. Beim Anlageschwerpunkt Deutschland reicht das Spektrum der Verluste von 2,8 bis 76,9 Prozent - im Plus lag keiner dieser vom Bundesverband Deutscher Investment- und Vermögensverwaltungsgesellschaften (BVI) untersuchten Fonds.

IMAGEKAMPAGNE DES VERBANDES

Aus Angst, zu spät zu kommen, legten die Investment-Töchter der Banken neue Branchenfonds ausgerechnet auf dem Höhepunkt des Börsenbooms auf. Heute dümpeln die meisten der Internet- oder Telekom-Fonds vor sich hin.

Mit einer Anzeigenkampagne versucht der BVI derzeit, das ramponierte Image der Anlageform wieder aufzubessern. "Der Einstiegszeitpunkt ist relativ unmaßgeblich, wenn man langfristig denkt und regelmäßig anlegt", erklärt der BVI-Sprecher Günter Schardt. Die Entwicklung in der Vergangenheit gibt ihm Recht: In den vergangenen fünf Jahren lagen die Jahresrenditen im Schnitt zwischen 8,5 und 9,4 Prozent. Deutschlands ältester Aktienfonds, der von der ADIG am 30.10.1950 aufgelegte FONDAK, kommt seither auf ein durchschnittliches Plus von 11,5 Prozent.

"MAN MUSS SELBER KREATIV SEIN"

Doch das Geschäft der Fondsmanager ist schwieriger geworden. Die Empfehlungen der Analysten bei Banken und Wirtschaftsinstituten klingen weniger überzeugend als früher. "Man muss jetzt selbst kreativ sein", sagt der ADIG-Fondsmanager Carsten Roemheld.

Der Branchenführer DWS setzt angesichts der weltweit schwierigen Sicherheitslage ausgerechnet auf Öl-Aktien. Volkswirt Franz-Josef Leven vom Deutschen Aktieninstitut rät Anlegern zur Vorsicht. "Ich würde über einen sehr vorsichtigen Einstieg nachdenken", sagt der Experte.

GEFÜRCHTETE "GRILLPARTY"

Die kapitalgedeckte Altersvorsorge, in angelsächsischen Ländern bereits etabliert, steht in Deutschland mit der "Riester-Rente" kurz vor der Einführung. Die Beliebtheit der Aktienfonds und die Macht ihrer Manager, die die Vorstände von Aktiengesellschaften bei so genannten "Grillpartys" in die Mangel nehmen, könnte dadurch deutlich wachsen.

Aktionärsschützer fordern deshalb eine stärkere Transparenz der Fonds. "Das Verhältnis zwischen Anleger und Fondsmanager ist bisher extrem anonym", sagt Markus Straub von der Schutzvereinigung der Kleinaktionäre (SdK). Auf Hauptversammlungen seien sie nur selten anzutreffen.

Keine Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen