Kommentar
03:02 Uhr, 19.01.2008

Aktienanalyse Potash: Von $1 auf $840 in 17 Jahren

Erwähnte Instrumente

  • Potash Corp. of Saskatch. Inc.
    Aktueller Kursstand:  
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Die Landwirte wissen nicht mehr, ob sie sich freuen oder ärgern sollen. Der Boom auf den Agrarmärkten steigert die Nachfrage noch ihren Erzeugnissen, die verfügbaren Anbauflächen bleiben aber begrenzt. Die Antwort heißt höhere Produktivität , also muss verstärkt gedüngt werden. Kein Wunder also, dass die Nachfrage nach Düngemitteln kräftig anzieht und der Düngemittelhersteller Potash Corporation of Saskatchewan (WKN: 878149 ISIN: CA73755L1076), kurz Potash, zu den Stars der Wall Street gehört.
Der Agrarzulieferer ist - der Name verrät es bereits - in Saskatoon, das liegt in der kanadischen Provinz Saskatchewan, zu Hause. Die Aktie (Marktkapitalisierung rund 15 Milliarden US-Dollar) wird an der Heimatbörse Toronto, an der New York Stock Exchange und natürlich auch in Deutschland gehandelt. Wenn man sich die Performance der Aktie anschaut, sieht man, dass diese Aktie genau in das Raster des Rohstoff-Report passt: Konservative Werte, die trotzdem eine enorm hohe Rendite versprechen (Den Rohstoff-Report können Sie kostenlos unter www.rohstoff-report.de abonnieren, auch diese Analyse erschien im Rohstoff-Report).

Der König der Düngemittel

Potash ist der Weltmarktführer beim Abbau von Pottasche, ein Stoff der vor allem in der Landwirtschaft als Düngemittel eingesetzt wird (siehe Zusatzinfo "Nicht nur für Lebkuchen"). Das Material wird im Bergbau gefördert. Daneben gewinnt der Agrarzulieferer weitere Stoffe, die als Düngemittel nachgefragt werden. Dazu zählt Stickstoff, ein chemisches Element, das etwa 78 Prozent der Lufthülle der Erde ausmacht aber auch im Boden vorkommt. Pflanzen benötigen Stickstoff zur Produktion von Eiweißen. Außerdem fördern die Kanadier Phosphate, das sind Mineralien, die den Energiestoffwechsel der Pflanzen anregen und daher ebenfalls als Düngemittel eingesetzt werden..

Das Gros der Lagerstätten an Pottasche liegt in Saskatchewan, mit Schwerpunkten in den Orten Lanigan und Rocanville. Daneben gibt es eine Produktionsstätte in der kanadischen Region New Brunswick. Weil die Nachfrage (und damit auch der Preis) kräftig wächst, erschliessen die Kanadier zunehmend auch Vorkommen außerhalb ihres Heimatlandes. Bereits jetzt werden Fundstätten in den US-Bundesstaaten Georgia, Louisiana, Ohio und auch auf der Karibikinsel Trinidad ausgebeutet. Potash verfügt insgesamt über rund 75 Prozent der bekannten Weltvorkommen an Pottasche. Derzeit werden jährlich rund 10 Millionen Tonnen an Pottasche gefördert. Die Kanadier wollen ihre Produktion bis zum Jahr 2015 auf 15,7 Millionen Tonnen jährlich steigern.

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Brot für die Welt

Da Potash und andere Düngemittel zum Argarboom beitragen, profitiert deren Erzeuger ganz besonders davon. Experten gehen davon aus, dass der steile Aufwärtstrend der Landwirtschaft noch lange anhält. Die Bevölkerung der Welt, derzeit rund 6,7 Milliarden Menschen, wächst jährlich mit einer Rate von gut einem Prozent. Wichtiger ist aber noch, dass die Einkommen weltweit besonders rasch zunehmen. Mit wachsendem Einkommen geben die Menschen weltweit mehr Geld für Proteine, also Fleisch, aus. Das bedeutet, dass die Nachfrage nach Proteinen in China, Indien und vielen anderen Emerging Markets noch schneller wächst als die Einkommen. Dazu müssen die Landwirte den Proteinlieferanten, also Rindern, Schweinen , Geflügel, noch mehr Kalorien in Form von Mais, Soja und anderem pflanzlichen Futter verfüttern.

Die Nachfrage nach diesen Futter-Pflanzen wächst daher überproportional zum Wachstum des Weltwohlstands. Das Ganze wird noch dadurch beschleunigt, dass ein wachsender Anteil der Pflanzenfrüchte in Biokraftstoffe umgewandelt wird, derzeit vor allem Mais. Wegen der zunehmenden Verstädterung nimmt aber in vielen Regionen der verfügbare Raum an Agrarböden tendenziell ab. Zwangsläufig kann die Lücke nur durch eine wesentlich verbesserte Produktivität geschlossen werden. Das geht nur, wenn die Landwirte verstärkt Pottasche und andere Düngemittel verwenden. Kein Wunder also, wenn die Nachfrage nach Düngemitteln rasant zunimmt.

Explosive Gewinnentwicklung

Das enorme Wachstum zeigt sich bereits in den aktuellen Zahlen der Kanadier. Im dritten Quartal 2007 (das vierte ist noch nicht publiziert) steigerte der Agrarzulieferer seinen Gewinn gegenüber dem Vorjahr um 67 Prozent auf 243,1 Millionen US-Dollar, das sind 75 Cents je Aktie. Der Umsatz kletterte 36 Prozent auf 1,3 Milliarden US-Dollar.

Während der Investorenkonferenz, bei der das Management die Zahlen erläuterte, hieß es, Potash habe noch nicht sein volles Potential ausgeschöpft. Das Ergebnis sei im Berichtszeitraum durch den Anstieg des kanadischen Dollars, der die Exporteinnahmen aus den USA und anderen Staaten dämpfte, und einen vorübergehende Erhöhung des Steuersatzes (kanadische Gewinnsteuern) gemindert worden. Außerdem seien die Frachtkosten für die Schifftransporte der Düngemittel nach Übersee gestiegen. Dennoch wurden in den ersten neun Monaten des Jahres 2007 bereits 726,8 Millionen Dollar verdient - und damit mehr als im ganzen Jahr 2006.

Die Analysten (Konsensschätzung) schätzen für das Gesamtjahr 2007 einen Umsatzanstieg um 25,8 Prozent auf 4,74 Milliarden US-Dollar. Für das laufende Jahr wird ein Anstieg um 23 Prozent auf 5,83 Milliarden Dollar in Aussicht gestellt . Unter dem Strich sollte in 2007 je Aktie ein Gewinn von 3,22 Dollar übrig geblieben sein. In 2008 sollte diese Messgröße auf 5,54 Dollar klettern.

Reichlich Spielraum, trotz Kursexplosion

Alles wäre bei Potash so schön, wenn nicht der Aktienkurs wäre. 1990 war das Rohstoffpapier noch zur Kursen um 1,40 Dollar zu haben. Binnen 18 Jahren kletterte der Börsenwert der Kanadier auf das einhundertfache. Wer damals 10.000 Dollar investierte und durchhielt, wurde zum Dollar-Millionär. Zwischen 1998 und 2002 legte die Potash-Rallye allerdings eine Pause ein, zu Kursen etwa um 12 Dollar. Im Sommer 2003 startete die jüngste Rallye, die immerhin zu einer Verzehnfachung führte. Das bedeutet, ein Teil des Wachstums und der Fantasie für den Agrar-Titel ist schon eingepreist. Derzeit kostet die Aktie immerhin das 26-fache des für 2008 erwarteten Gewinns (Konsensschätzung: 5,45 Dollar). Das diese Schätzung aber zugleich ein Gewinnwachstum von rund 70 Prozent bedeutet, erscheint ein KGV von 26 immer noch als preiswert.

Das glaubt auch Goldman Sachs-Analyst Edlain Rodriguez. Der Experte hob die Aktie kurz vor Sylvester auf „Kaufen“ an (vorher: „Neutral") und schraubte sein Kursziel auf 180 Dollar (vorher: 122 Dollar). Rodriguez glaubt, dass der Agrarzulieferer weiterhin vom Agrarboom profitiert. Knappes Angebot und starke Nachfrage erlaubten den Kanadiern, ihre Preise weiter anzuheben und damit die Gewinne auszuweiten,schrieb er in einer Notiz an seine Klienten. Auch andere Analysten glauben,dass sich das starke Wachstum des Potash-Marktes fortsetzt. Marshall E. Reid von der Bank of America rät ebenfalls „Kaufen“. RBC Capital Markets hat das Urteil „Outperform“ Kursziel 155 Dollar. David Silver von JP Morgan empfiehlt „Übergewichten“. Der Analyst verweist auf den ausverkauften markt für Potasche und rechnet damit, dass sich dort der Preisanstieg in der nächsten Zeit beschleunigt. Brian MacArthur von der UBS rät zwar ebenfalls „Kaufen“. Sein Kursziel von 135 Dollar wurde aber längst überschritten. Die Credit Suisse wahrt die Tradition ihre Landes und vergibt nur das Urteil „Neutral“. „Die Erwartungen sind schon etwas heißgelaufen“, befürchtet deren Analyst Mark Connelly. Die fundamentalen Faktoren für die Branche blieben zwar attraktiv. Sollte es aber zu einem kurzfristigen Rückschlag bei der Geschäftsentwicklung kommen, sei mit einer deutlich negativen Reaktion des Aktienkurses zu rechen.

Wichtige Termine:

24. Januar 2008: Ergebnisse 4. Quartal 2007
11. Februar 2008: 10 Cent Quartalsdividende je Aktie an Investoren, die am 21. Januar die Potash-Aktie besitzen
24. April 2008: Ergebnisse 1. Quartal 2008
8. Mai 2008 Hauptversammlung in Saskatoon, Saskatchewan

Zusammenfassung:

Der kanadische Konzern Potash ist der Weltmarktführer bei Pottasche. Dieses Düngemittel wird zunehmend wegen des Booms der Landwirtschaft gebraucht. Da das Angebot sehr knapp ist, rechnen die Analysten mit weiter steigenden Preisen. Die Aktie ist allerdings enorm gestiegen. Das Gros der Analysten sieht aber wegen der Agrarbooms weiterhin reichlich Spielraum.

Zusatzinfo: Nicht nur für Lebkuchen

Es wäre vielleicht eine Frage für Günther Jauchs Millionärs-Show: Was dient als Treibmittel für Lebkuchen, verbessert den Geschmack von Kakao, wird für Schmierseifen gebraucht und düngt die Äcker? Das Kreuz müsste bei Pottasche landen, englisch Potash. Die Chemiker bezeichnen dieses weiße Pulver auch als Kaliumcarbonat, das ist ein Kaliumsalz der Kohlensäure. Der Name Pottasche stammt von einer traditionellen Methode: Dabei wird das Kaliumcarbonat der Holzasche mittels Lösung von Salzen durch das Auswaschen mit Wasser und anschließendem Eindampfen in Töpfen (Pötten) angereichert. Das meiste des vielseitig verwendbaren Stoffes wird im Ackerbau eingesetzt. Pottasche verbessert die Fähigkeit der Pflanzen, Wasser zu speichern, stärkt ihre Widerstandsfähigkeit gegen Schädlinge und vergrößert deren Erträge. Der Stoff wird außerdem auch als Nahrungsmittelzusatz bei der Fütterung von Geflügel verwendet. Die Industrie gebraucht das Material auch noch bei der Produktion von TV- und Computerbildschirmen und bei der Herstellung von Parfüm. Die größten Vorkommen gibt es in Kanada. Darüber verfügt zu einem großen Teil die Potash Corporation of Saskatchewan, kurz Potash.

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Über den Experten

Jochen Stanzl
Jochen Stanzl
Chefmarktanalyst CMC Markets

Jochen Stanzl begann seine Karriere in der Finanzdienstleistungsbranche als Mitbegründer der BörseGo AG (jetzt stock3 AG), wo er 18 Jahre lang mit den Marken GodmodeTrader sowie Guidants arbeitete und Marktkommentare und Finanzanalysen erstellte.

Er kam im Jahr 2015 nach Frankfurt zu CMC Markets Deutschland, um seine langjährige Erfahrung einzubringen, mit deren Hilfe er die Finanzmärkte analysiert und aufschlussreiche Stellungnahmen für Medien wie auch für Kunden verfasst. Er ist zu Gast bei TV-Sendern wie Welt, Tagesschau oder n-tv, wird zitiert von Reuters, Handelsblatt oder DPA und sendet seine Einschätzungen über Livestreams auf CMC TV.

Jochen Stanzl verfolgt einen kombinierten Ansatz, der technische und fundamentale Analysen einbezieht. Dabei steht das 123-Muster, Kerzencharts und das Preisverhalten an wichtigen, neuralgischen Punkten im Vordergrund. Jochen Stanzl ist Certified Financial Technician” (CFTe) beim Internationalen Verband der technischen Analysten IFTA.

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