Aktien: Wie weit geht die Erholung der Märkte?
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Im Big Picture kann man sich nichts schönreden. Die Technik ist relativ eindeutig. Es gibt kaum einen Grund, weshalb der Markt noch einmal stark steigen sollte. Hinzu kommen mehrere Belastungsfaktoren. Anleger haben hohe Investitionsquoten und der Kauf von Wertpapieren auf Kredit war noch nie so beliebt wie jetzt.
Die Margin Debt der New Yorker Börse stieg im Sommer auf über 650 Mrd. Dollar. Seither tendiert die Summe seitwärts. Mit etwas Fantasie kann man einen Rollover erkennen. Es bildet sich ein Top. Das ist problematisch.
Margin Debt und Kurse gehen Hand in Hand. Je höher die Kredite sind, desto mehr Risiko haben Anleger natürlich auch in ihren Depots. Fallen die Kurse erst einmal, muss schnell verkauft werden. Gemütliche Kursrückgänge kann man da nicht erwarten. Die letzten zwei Wochen waren das beste Beispiel dafür.
Der Anpassungsbedarf in den Depots ist groß. Wunder darf man sich daher auf der Oberseite nicht erwarten. Trotzdem gibt es kurzfristig die Chance auf einen kleinen Rebound. Grafik 2 zeigt dazu den Spread zwischen bullischem und bärischem Sentiment der US-Privatanleger. Dieser Spread ist Ende vergangener Woche stark gefallen (das bärische Sentiment ist also stark gestiegen und das bullische Sentiment ist stark gefallen).
Inzwischen befinden wir uns jenseits einer Standardabweichung. Das ist historisch gesehen noch kein außergewöhnlicher Extremwert. Dazu müssten es schon mindestens zwei Standardabweichungen sein. Nichtsdestotrotz ist es ein Wert, der kurzfristig etwas Potential verspricht.
Betrachtet man nicht den Spread, sondern das bärische Sentiment (Grafik 3), wird dies etwas deutlicher. Der Anstieg auf das aktuelle Niveau hat in den letzten 6 Jahren zuverlässig einen kurzfristigen Rebound angedeutet.
In einem Bärenmarkt wie 2008 war der Indikator wenig hilfreich. Die Stimmung wurde Woche um Woche schlechter. Unterm Strich fielen die Kurse dennoch weiter. Man muss die Sache also mit etwas Vorsicht genießen. Zumindest aber auf Sicht von Tagen kann es einen Rebound geben.
Dieser ist dann wieder im Big Picture zu sehen. Dieses ändert sich nicht, nur weil ein Index 3 % steigt. Vielmehr nutzt man solche kurzfristigen Rebounds lieber, um Risiko abzubauen. Dazu sollten Anleger in den kommenden Tagen und Wochen Gelegenheit haben. Dafür spricht nicht nur das kurzfristig sehr bärische Sentiment, sondern auch die Saisonalität.
In Kürze wird in den USA gewählt. Der Wahltag ist für gewöhnlich ein zentraler Wendepunkt für den Markt. Nach den Wahlen können Aktien Boden gutmachen. Wer also zu stark investiert ist, bekommt vermutlich noch eine Chance Risiko abzubauen.
In meinem ursprünglich favorisiertem Szenario sollte der US-Markt vor der großen Trendwende zum Bärenmarkt noch einmal neue Allzeithochs erreichen. Ich bin mir nicht mehr absolut sicher, dass es auch so kommen wird. Dennoch bleibe ich dabei, dass wir zumindest noch einmal nahe an die bisherigen Allzeithochs herankommen, bevor der Bärenmarkt beginnt. Dies kann sofort geschehen. Dann hat die saisonale Rally bereits begonnen. Der Markt kann aber auch den Weg über das Februartief gehen. Dies müsste dringend bis Mitte November erreicht werden.
Noch einmal zusammengefasst: entweder geht der S&P 500 jetzt direkt wieder Richtung 2.900 Punkte oder fällt zuerst auf 2.500 und steigt von dort noch einmal kräftig an.
Autor: Clemens Schmale
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