Kommentar
14:25 Uhr, 20.02.2004

Aktien oder Renten? Die Mischung machts!

"Aktien kaufen und dann tief und lange schlafen" - so eines der vielen Bonmots von Börsenaltmeister Kostolany. Ein guter Rat mit gleich zwei Haken: Er hat weder die Namen der zu kaufenden Aktien verraten, noch die Marke des Schlafmittels, das mögliche, zwischenzeitliche Verluste mit süßen Träumen übertüncht.

Bleiben die Fragen, inwieweit eine Anlage in Aktien tatsächlich eine gute Empfehlung ist, und welche Bedeutung der Beimischung von Anleihen zur Optimierung des (erwarteten) Risiko-Ertrag-Profils zukommt.

Blick zurück ohne Zorn

Der Blick zurück erweitert den Anlagehorizont beträchtlich: Wer Ende 1981 100 Euro in einen Korb deutscher Aktien, wie sie der MSCIIndex für Europa abbildet, investierte, bekam Ende 2003 über 1577 Euro zurück. Wer dagegen über den gleichen Zeitraum 100 Euro bei der Bundesschuldenverwaltung anlegte (hier durch den Rentenindex Rex P dargestellt), verhalf zwar dem Bundesfinanzminister zum guten Schlaf, bekam aber Ende 2003 nur 513 Euro zurück - ein schlechteres Erwachen. Das Sparbuch (3-Monatsgeld) war mit 340 Euro noch unattraktiver.

Es wurden dabei nur die jeweiligen Benchmarkindizes miteinander verglichen. Weitere Faktoren, wie z.B. Steuern auf den Ertrag, wurden nicht berücksichtigt, aber die historische Betrachtung zeigt: Aktien waren - selbst ohne den Steuereffekt - deutlich rentabler.

Beim Vergleich von europäischen Aktien und Staatsanleihen auf Jahresbasis wird deutlich: Die Performance von Aktien war merklich höheren Schwankungen unterworfen als jene der Renten. Mussten Anleihesparer während der vergangenen 25 Jahre bei der Jahresperformance nur in zwei Fällen einen Wertverlust hinnehmen, wiesen die Depotauszüge von Aktiensparern in sechs Fällen während des gleichen Betrachtungszeitraums rote Zahlen aus. Der maximale Verlust, den ein Anleger mit europäischen Aktien verschmerzen musste, belief sich auf ca. 31%. Allerdings konnte aber auch ein Wertzuwachs von über 40% im besten Fall erzielt werden. Der maximale Verlust bei Renten während eines Jahres von 2,5% nimmt sich dagegen sehr beruhigend aus; es wurden aber auch nur knapp 18% im Optimum erzielt.

Alles hat seinen Preis

Hier wird klar: Alles hat seinen Preis! Die höheren Wertzuwächse bei Aktien wurden mit einem höheren Risiko "erkauft". Risiko verstanden als Schwankung der Kurse (Volatilität), ausgedrückt durch die Standardabweichung. Was für deutsche bzw. europäische Aktien und Renten gilt, gilt auch im globalen Maßstab quer über die Kontinente. Ausnahme: Japan. Hier wiesen die Aktien im Zeitraum über 24 Jahre gegenüber Renten eine niedrigere Rendite bei höherer Volatilität aus. Verständlich: Anleihen haben i.d.R. eine feste Laufzeit, zu der sie endfällig getilgt werden und stellen Fremdkapital dar, welches - im Gegensatz zum Eigenkapital - vorrangig bedient wird. Im Falle von Staatsanleihen kommt die Bonität

des jeweiligen, staatlichen Emittenten hinzu, die im Falle des Eurolands auf "Investment Grade" lautet. Anders Aktien. Sie zählen bekanntermaßen zum Eigenkapital, mit dem der Investor am unternehmerischen Risiko - aber auch am Erfolg - unmittelbar partizipiert. Eine feste Rückzahlungsgarantie gibt es nicht. Ein höheres Risiko einzugehen macht aber nur Sinn, wenn am Ende ein höherer Ertrag zu erwarten ist. Sonst kann das Geld ja gleich auf dem Sparbuch liegen bleiben. Das Risiko lässt sich zwar nicht ausschalten, aber es lässt sich steuern.

Spielen auf Zeit

Ein erster Ansatz dazu ist das Spielen auf Zeit. Wer seine Ersparnisse z.B. über einen Zeitraum von fünf Jahren für sich arbeiten lassen konnte, der musste über diesen Zeitraum während der letzten 25 Jahre nur in einem Fall Verluste erleiden. Eine Beispielrechnung mit einem Korb europäischer Aktien macht dies klar: Von Januar 1979 an wurde die Performance für einen rollierenden Zeitraum über fünf Jahre angelegt. Im schlechtesten Fall mussten im Durchschnitt der Jahre 1999 - 2003 knapp 1,9% Verlust per annum realisiert werden, im besten Fall wurden über 29,4% erzielt. Wer in volatile Werte investiert, sollte dies nur tun, wenn er das angelegte Kapital nicht kurzfristig für andere Zwecke benötigt. Neben die Zeit, die, wenn schon nicht alle, so doch viele Wunden heilen kann, tritt die "Mischung" als weitere Komponente der Steuerung von Risiko und (erwartetem) Ertrag. Niemals alle Eier in einen Korb legen lautet hier Regel Nr.1. Implizit wurde diese bei der vorliegenden Betrachtung bereits erfüllt: Anstelle einer einzelnen Aktie wurde ein ganzer Korb (Index) europäischer Aktien betrachtet. Das Verlustrisiko wird dabei durch das Setzen auf mehrere Pferde verringert. Ein Ansatz, der sich mittels Investmentfonds leicht realisieren lässt.

Das Beste aus zwei Welten

Deshalb wird jetzt versucht, das Beste aus zwei Welten zu kombinieren: Die geringere Volatilität der Renten mit den höheren Ertragsaussichten der Aktien. In einem ersten Schritt wurde den Aktien ein Anteil von 30% an Renten beigemischt. Zwar konnten auch hier Verlustjahre nicht vermieden werden, aber wie zu erwarten war, gingen die Kursschwankungen zurück. Der maximale Verlust p.a. belief sich zwischen 1979 und 2003 auf knapp 19%. Bezogen auf rollierende Fünfjahreszeiträume konnte das gemischte Portfolio fast durchgehend bessere Resultate erzielen als die reine Anlage in Renten. Wird der Anteil der Renten auf 70% erhöht, geht das zwar zu Lasten der Rendite, wie die Vergangenheitsbetrachtung zeigt, aber der "Gut-Schlaf-Faktor" stieg im Betrachtungszeitraum ebenfalls: Es kam während vier Jahreszeiträumen zu Verlusten, die jedoch nicht über 5% hinausgingen. Dafür wurde die 20%-Grenze bei der Rendite aber auch nur noch in zwei Fällen überschritten.

In rollierenden Fünfjahreszeiträumen kam es bei diesem Mischungsverhältnis zwischen 1979 und 2003 in keinem der Fälle zu einem negativen Ergebnis. Lediglich während der Zeitabschnitte 1998-2002 und 1999-2003 lagen die Anleihen gegenüber der Mischung aus Aktien und Anleihen in der Rendite vorne.

Mini-Max-Renditen

Welche minimalen bzw. maximalen Renditen realisierten Anleger über unterschiedliche Anlagezeiträume mit unterschiedilichen Aktienquoten in der Vergangenheit? Bei einem einjährigen Anlagezeitraum und einer Aktienquote von Null, kam es im schlechtesten Fall zu einem Verlust i.H.v. 2,54%. Bei einer Aktienquote von 10% verbesserte sich das Ergebnis leicht auf 0,69%, mit jeder weiteren Erhöhung des Aktienanteils steigen die maximalen Verluste. Bei einer Aktienquote von 100% belief sich der größte Verlust eines Einjahreszeitraums, der zwischen 1979 und 2003 anfiel, auf 30,5%. Je länger die (rollierenden) Anlagezeiträume, desto geringer die jeweils schlechtesten Ergebnisse. Bei einem Anlagezeitraum von fünf Jahren kam es nur in drei Fällen zu negativen Ergebnissen. Bei einem Zehnjahreszeitraum wurden in den jeweils schlechtesten Fällen durchweg nur positive Renditen erzielt. Die Betrachtung der maximal erzielten Renditen wendet den Blick genau in die andere Richtung: Was wurde über welche Periode und mit welcher Aktienquote bestenfalls erzielt? Auch hier zeigt sich: Mit steigendem Anlagezeitraum nimmt die Volatilität ab

Summa Oeconomica

Die Vergangenheitsbetrachtung lässt einige Überlegungen auch für die Zukunft zu:

- Risiko und Rendite hängen eng zusammen. Je geringer das eingegangene Risiko, desto kärglicher das Frühstück, welches nach der Tiefschlafphase erwartet werden darf, desto ruhiger vermutlich aber auch der Schlaf.

- Auf längere Sicht betrachtet, zahlte sich aber der Mut des Anlegers aus: Die Prämie für das übernommene Risiko konnte, so die Lehre aus der Vergangenheit, vereinnahmt werden. Entscheidend ist dabei aber auch der Zeitfaktor: Je stärker die Kursschwankungen, desto höher die Wahrscheinlichkeit, dass in der Zwischenphase auch Kursverluste anfallen. Solange darauf wieder Kursgewinne folgen, ist dies nur bitter, wenn die Verluste im Portfolio ("Buchverluste") zwischenzeitlich realisiert werden müssen.

- Damit kommt die Liquiditätspräferenz des Anlegers ins Spiel. Je kürzer Gelder investiert werden können, desto eher Wer die Vergangenheit kennt, hat die Zukunft noch vor sich. sollten sie in Titel mit geringerer oder ganz ohne Volatilität (Kassenhaltung) investiert werden.

- Alles hat seinen Preis: Höhere Renditen können nur unter Inkaufnahme einer höheren Volatilität erwartet werden.

- Dabei gilt: Die Mischung macht´s. Ein gemischtes Portfolio aus Aktien und Anleihen hilft, das Beste aus zwei Welten zu verbinden. Den Anleihen kommt die große Bedeutung bei der Senkung (erwarteter) Kursschwankungen zu.

- Ganz wichtig zum Schluss: Wer die Vergangenheit kennt, hat zwar die Zukunft noch vor sich, weiß aber nicht wie diese aussieht! Niemand kann zweimal in den gleichen Fluss steigen, lehrte schon Heraklit im alten Griechenland.

Quelle: dit

Der dit (Deutscher Investment Trust) verfügt über mehr als 45 Jahre Fondsmanagement-Erfahrung in Deutschland und ist Teil einer der größten Vermögensverwalter der Welt - der Allianz Dresdner Asset Management. Mit mehr als 1.000 Milliarden Euro verwaltetem Vermögen ist die Allianz Dresdner Asset Management einer der fünf größten Vermögensverwalter der Welt.

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