Kommentar
18:23 Uhr, 01.11.2012

Aktien-Lotto ohne Kursrisiko

Erwähnte Instrumente

  • BestExpress (2012)
    Aktueller Kursstand:  
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Aufgrund der noch immer günstigen Bewertung und einer scheinbar unbegrenzten Liquidität bieten sich an den Aktienmärkten aus Sicht der meisten Experten derzeit beste Einstiegsgelegenheiten. Die nur weiter hinausgeschobene aber noch völlig ungelöste Schuldenkrise kommt in deren Szenarien fast überhaupt nicht mehr vor und befindet sich dabei allenfalls bereits im Abwicklungsstadium, von der immer stärker abflauenden Konjunktur ganz zu schweigen. Kein Wunder, dass bei dieser Sichtweise die Kursziele für den DAX mittlerweile schon von 8.000 bis hin zu wahnwitzigen 20.000 Punkten in einem Börsenmagazin reichen und das nach einem Anstieg in nur wenigen Monaten von über 20 Prozent.

Für den längerfristigen Anleger ist es vor dem Hintergrund einer solch starken Diskrepanz zwischen Realität und Erwartung schwierig, sich richtig zu positionieren. Wer dabei einen vollständigen Kapitalschutz sucht, hat es laut dem „Zertifikateberater“ angesichts des niedrigen Zinsniveaus momentan so schwer wie noch nie, darüber hinaus auch noch eine ansprechende Rendite zu erzielen. Wer gegen den allgemeinen Trend am Zertifikatemarkt nichts gegen Komplexität und mangelnde Nachvollziehbarkeit hat, könnte einen Blick auf das neue noch bis 9. November zeichenbare BestExpress-Papier der Société Générale werfen, das so gar nichts mit den gleichnamigen ebenfalls an dieser Stelle vorgestellten Produkten anderer Emittenten zu tun hat. Denn bei dem bis zu acht Jahre laufenden Papier handelt es sich wieder einmal um einen sogenannten Equity-Basket-Bond, der sich hier auf einen Korb bestehend aus Aktien von 16 großen, international agierenden Unternehmen bezieht. Bei dessen Auswahl wurde von Emittentenseite besonders auf einen ausgewogenen Branchen- und Länder-Mix geachtet. So finden sich in dem Basket die bekanntesten globalen Titel aus dem Nahrungsmittel- und Konsumgüterbereich ebenso wie Versorger, Pharma-, Industrie- oder Ölwerte.

Wie bei den noch vor einigen Jahren relativ zahlreich und in den unterschiedlichsten Spielarten vorkommenden Produkten dieses Typs, die wegen ihrer mangelnden Durchschaubarkeit nicht ganz zu Unrecht an den Pranger gestellt und häufig auch als „Lotterie“-Papiere bezeichnet wurden, besteht für den Anleger zum Laufzeitende im November 2020 immerhin kein Kursrisiko. Darüber hinaus ergibt sich frühestens nach zwei Jahren und im Anschluss daran jährlich die Möglichkeit einer vorzeitigen Fälligstellung. Als Entscheidungskriterium dient dabei wie schon bei ähnlichen Zertifikaten der Franzosen die stichtagsbezogene jeweils im November eines jeden Jahres festgestellte durchschnittliche Performance des Aktienkorbwertes. Allerdings wird dazu nicht nur immer wieder von neuem die Wertentwicklung aller im Basket befindlichen 16 Aktien gegenüber ihren Startniveaus festgehalten und daraus der Mittelwert errechnet, sondern es wird in jedem Jahr die Performance der beiden stärksten Titel „eingefroren“, so dass die Zahl der frei beweglichen Aktien von Jahr zu Jahr um zwei abnimmt. Bei dem Fixierungs-Prozess wird allerdings keine negative Rendite zugelassen. Sollte also eine oder sogar beide festzuschreibenden Aktien ein Minus gegenüber dem Emissionszeitpunkt aufweisen, wird stattdessen der Ausgangskurs verwendet, wodurch der Basketwert nicht zusätzlich negativ belastet wird.

Liegt die auf diese Weise berechnete durchschnittliche Wertentwicklung des Aktienkorbes bei der erstmaligen Betrachtung nach zwei Jahren mindestens bei +20 Prozent, wird das Zertifikat gekündigt und der Nennbetrag zuzüglich der gesamten Basket-Rendite ausgezahlt. Im anderen Fall verlängert sich die Laufzeit wie bei herkömmlichen Express-Zertifikaten automatisch um ein weiteres Jahr, in dem die Tilgungshürde dann schon bei +30 Prozent usw. fixiert wird. Folglich befindet sich der notwendige Rückzahlungs-Level am vorletzten Bewertungstermin nach sieben Jahren bereits bei 70 Prozent über dem Ausgangsniveau. Nur wenn der Aktienkorb dann eine entsprechende Performance vorweisen kann, würde also noch eine vorzeitige Tilgung erfolgen. Reicht die Rendite dafür nicht aus, greift am finalen Stichtag ein zusätzlicher Höchststandsmechanismus, der automatisch zur Zahlung des Nennbetrags zuzüglich der höchsten an einem vorangegangenen Bewertungstermin festgestellten Aktienkorbrendite führt.

Der BörseGo Tipp:

Bei dem Papier handelt es sich allein schon ersichtlich am hohen 3-prozentigen Ausgabeaufschlag um ein typisches Retail-Produkt, dass sich der sicherheitsorientierte eher passive Anleger allenfalls in einer kleinen Stückzahl ins Depot legen kann. Zwar ist eine direkte Nachrechenbarkeit hier kaum möglich, doch könnte der ausschließlich aus bekannten Blue-Chip-Unternehmen bestehende Aktienkorb in Verbindung mit dem zugrundeliegenden Glättungs-Mechanismus bei einer entsprechend positiven Marktentwicklung durchaus eine attraktive Rendite generieren. Zudem besteht zumindest in den ersten Jahren eine berechtigte Chance auf eine Vorzeittilgung.

BestExpress-Anleihe

Emittent/WKN:

Société Générale / SG3KBE

Laufzeit:

16.11.2020

Preis: (in Zeichnung bis 09.11.2012)

Ausgabepreis: 100 € (zzgl. 3 % Agio)

Autor: Armin Geier, http://www.godmode-trader.de/zertifikate

Bitte vergessen Sie nicht, sich an unserer wöchentlichen Zertifikate-Umfrage unter dem folgenden Link zu beteiligen:http://www.godmode-trader.de/Zertifikate

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Über den Experten

Armin Geier
Armin Geier

Armin Geier beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren sehr intensiv mit Anlage-Zertifikaten. Begonnen hat sein berufliches Interesse im Jahr 2000, als er bei einem Münchner Internet-Portal über mehrere Jahre die erste Datenbank für diese spezielle Materie aufbauen konnte und dadurch die rasante Entwicklung dieser Spezies damals noch ganz hautnah Produkt für Produkt mitbekam. Wie sehr sich die Zeiten seitdem verändert haben, kann man allein an der Explosion der Produktzahl von anfangs nicht einmal 3.000 auf heute über eine Million Stück erkennen. Bei seinen nächsten Stationen wechselte er dann ganz in den journalistischen Bereich über, ohne seine Vorliebe für die diversen Produktstrukturen aufzugeben, an denen ihm nach wie vor gerade wegen ihrer asymmetrischen Chance-Risiko-Profile sehr gelegen ist. Insbesondere interessiert ihn dabei die Möglichkeit, aus Einzelansätzen langfristig funktionierende Strategien zu entwickeln. Leider wird dieser Zielsetzung seit Lehman vor dem Hintergrund einer immer kurzfristigeren Denkweise an den Märkten von Emittentenseite immer weniger entsprochen. Bei der BörseGo AG/Godmode-Trader ist Armin Geier seit sechs Jahren mit journalistischen Beiträgen in diversen Rubriken und Publikationen als Experte für Anlage-Zertifikate präsent.

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