Aktien Japan - Aufkeimende Hoffnung
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Im Juli hat die Bank of Japan (BoJ) erstmals seit einem Jahr wieder eine etwas zuversichtlichere Einschätzung der Wirtschaftsentwicklung abgegeben. In ihrem Monatsbericht sieht sie beim Schlüsselfaktor Export entgegen dem Vormonat keine Anzeichen mehr von Schwäche. In dieses Bild passt zum Beispiel, dass Toyota ungeachtet der schwachen Branchenkonjunktur sein Absatzziel für das laufende Jahr auf Grund der hohen Nachfrage in Asien um 60.000 auf 5,85 Mio. Fahrzeuge angehoben hat. Des Weiteren verbesserten sich laut BoJ die Unternehmensgewinne. Die Unsicherheit hinsichtlich der konjunkturellen Entwicklung, so Notenbankchef Toshihiko Fukui, weiche allmählich der Hoffnung auf eine weltweite Erholung.
In der Tat gibt es einige positive Signale. Die Zahl der Unternehmensinsolvenzen ist im Juni zum sechsten Mal in Folge zurück gegangen, und entgegen den Erwartungen hat im Mai der Auftragseingang im Maschinenbau um 6,5 Prozent kräftig gegenüber dem Vormonat zugelegt. Übermäßiger Optimismus in Sachen Konjunkturerholung ist unserer Meinung nach allerdings nicht angebracht, denn die Wirtschaft stagniert nach wie vor. Insbesondere leidet der Einzelhandel unter der Zurückhaltung der Verbraucher, und auch der Arbeitsmarkt gibt trotz leichter Erholungstendenzen im Juni weiterhin Anlass zur Sorge. Ernüchternd wirkte auch, dass die Industrieproduktion nach einem Anstieg im Mai im Juni wieder den Rückwärtsgang eingelegt hat. BoJ-Gouverneur Fukui hat in deutlicher Form den Willen zur Fortsetzung des Kampfes gegen die Deflation bekräftigt.
Beflügelt von Erwartungen einer Erholung der US-Wirtschaft, Kursgewinnen bei amerikanischen Technologiewerten, optimistischen Kommentaren zur Chip-Branche sowie guten Unternehmensdaten in Japan, haben die Kurse in Tokio bis zur zweiten Juli-Woche eine beeindruckende Rally hingelegt, in deren Verlauf der Nikkei 225-Index den höchsten Stand seit August 2002 erreicht und vorübergehend sogar die 10.000 Punkte-Marke geknackt hat. Käufer waren vor allem ausländische Investoren. Für diese scheint Japan derzeit allerdings weniger eine Diversifikationsmöglichkeit "aus Überzeugung" zu sein, sondern vor allem ein "billiger" Markt, der von der erhofften globalen Konjunkturerholung in überdurchschnittlich hohem Maße profitieren könnte. Nach Gewinnmitnahmen, einigen schlechteren Unternehmensnachrichten (u.a. Sony und Toshiba) und schwächeren Vorgaben von Wall Street gegen Monatsende haben die Kurse wieder den Boden der Realität gefunden. Immerhin, auch im Juli schloss der Nikkei deutlich im grünen Bereich.
Wie kaum ein anderes Land hängt Japan am Tropf der Weltkonjunktur, insbesondere der US-Nachfrage. Die weitere Kursentwicklung wird wohl in erster Linie von Tempo und Ausmaß des Aufschwungs dort abhängen. Ein noch größeres Fragezeichen steht hinter der binnenwirtschaftlichen Genesung. Insofern werden die Bäume an Kabuto-cho unserer Meinung nach nicht in den Himmel wachsen. Gute Perspektiven billigen wir Branchen zu, die wie der Maschinenbau vom florierenden China-Geschäft profitieren. Für die kommenden Wochen rechnen wir mit einer Seitwärtsbewegung des Nikkei-Index in einer Spannbreite von 9.500 bis 10.000 Punkten, Rückschläge eingeschlossen.
Quelle: DWS
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